Alltag eines Politikers

Als ich gestern so auf zeit.de rumstöberte, entdeckte ich diesen Artikel über den Politiker-Alltag. Ein sehr lesenswerter Artikel, wie ich finde. Die meisten Menschen haben fast nur Vorurteile gegenüber Politikern.

Irgendwo tief drin wissen sie dann wohl doch, dass es viel Stress ist, denn selber machen wollen den Job die meisten ja doch wieder nicht. Ich denke, der Artikel kann viele Vorurteile lindern. Dazu sollten ihn aber viele lesen und ich hoffe, ich kann einige mit diesen Zeilen dazu animieren.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Robin

    interessanter Artikel – will man da noch tauschen?

  2. Till Westermayer

    Ich kenne genug BerufspolitikerInnen, um zu wissen, dass das deren Alltag (Bundesebene, Europaebene) ganz gut wiedergibt. Auf der Landesebene ist’s alles ein bißchen gemächlicher.

    Allerdings frage ich mich: muss das Leben von PolitikerInnen so aussehen? Oder: wie müsste Politik aussehen, um mehr mit einem normalen Beruf, einem normalen Alltag (ich nehme da mal Spitzenmanager u.ä. aus, die haben ein ähnliches Leben, vermute ich) zusammenzufallen? Ist das in anderen Ländern auch so? Wie würde Politik aussehen, wenn PolitikerInnen anders leben und arbeiten würden?

  3. Linda aus HH

    Ich finde, der Artikel reißt einige wichtige Aspekte leider nur an, führt sie dann aber nicht zuende. So zum Beispiel der Verweis darauf, es gebe insgesamt 17 000 PolitikerInnen in Deutschland. Da hätte ich mir noch ein bißchen was darüber gewünscht, wieviel Engagement zahlreiche Leute ehrenamtlich aufbringen, bevor es dann evtl irgendwann mal „nach oben“ geht oder auch nicht.

    Gut ist dafür definitiv die Schilderung der Erwartungen, Abhängigkeiten und des auf hohen Mandatsträgern lastenden Druckes.

  4. Till Westermayer

    17000 = ~ 700 x Bundestag + 16 x 100-200 x Landtag + BürgermeisterInnen?

  5. Henning

    Es gibt 12 291 Städte und Gemeinden in Deutschland (hab hier jeweils die Zahlen der Bundesländer zusammengerechnet). Macht zusammen also gut 15 000.

    Dazu müsste man eigentlich noch die Gemeinderäte zählen und die völlig Ehrenamtlichen. In dem anderen ZEIT-Artikel sprach ich ja vom Frust über das sofortige „unten durch“-sein von Politikern. Insbesondere meinte ich damit auch die Nicht-Unterscheidung zwischen ehrenamtlichen und Berufspolitikern (wobei ich damit nicht sagen will, dass das Image der Berufspolitiker zu Recht so ist, wie es ist und nur die Ehrenamtlichen ungerecht behandelt werden).

    Deine Fragen, Till, finde ich sehr interessant. Lasst uns doch mal überlegen, wie es anders aussehen könnte.
    Würde es etwas bringen, wenn die Bürger mehr Einfluss darauf hätten, welche Menschen sie konkret im Parlament vertreten sollen? Wenn sie also wie bei den Kommunalwahlen (den meisten jedenfalls, glaube ich) Personen hochwählen könnten?
    Sicher würde es auch etwas bringen, wenn Abgeordnete mehr Freizeit hätten. Dadurch würden sie automatisch viel mehr mit dem Leben der (anderen) Bürger konfrontiert, weil sie ja auch mehr soziale Kontakte außerhalb der Politik wahrnehmen würden/könnten. Aber wie soll das aussehen? Man kann ja schlecht verbieten, dass sie mehr als 40/50 Stunden die Woche mit Politik verbringen. Und wenn man es täte, wo würde dann „gespart“? Im Wahlkreis? Im Bundestag? Bei der Beantwortung von Briefen und Mails? …?

    Überhaupt glaube ich, dass der Zeitaufwand in den letzten Jahren eher größer geworden ist. Durch E-Mail usw. sind die Möglichkeiten für die Bürger, mit Politikern in Kontakt zu treten, viel einfacher geworden. Aber irgendjemand muss das ja auch alles beantworten. Ich habe so im Alter von 18-20 viele Mails an Abgeordnete verschiedenster Parteien geschickt (meist zum Thema Wehrpflicht) und meist auch Antworten bekommen (von der CDU kam die Antwort auf meine Mails oft per Brief-Post).

    Denkt ihr überhaupt, dass Zeit ein so wichtiger Faktor ist bei der Frage, wie Politik anders aussehen sollte?

  6. Till Westermayer

    Für den Zeitaufwand gibt’s ja Büros, für die’s ja auch entsprechende Mittel gibt.

    Ich vermute, dass zwei wichtige Faktoren die „Ländergröße“ und die „politische Kultur“ sind. Erstes ist klar: 700 oder so Abgeordnete im Bundestag für 80.000.000 Menschen und ein relativ großes Flächenland zieht viele Reisenotwendigen, Termine da und dort, überhaupt viele Termine nach sich. Müsste theoretisch in den Landesparlamenten besser aussehen, sieht faktisch vermutlich in der Schweiz sehr viel besser aus.

    Die Ländergröße ist allerdings auch nicht absolut zu sehen: bei ungefähr 50 grünen Abgeordneten sieht das Verhältnis (Person + Personal) / Fläche sehr viel schlechter aus als bei CDU und SPD.

    Ländergröße allein erklärt hilft jedoch nicht (sonst müsste halt einfach konsequent föderalisiert werden, oder der Bundestag auf 6.000 Abgeordnete aufgestockt werden … 😉 )

    Mit „politischer Kultur“ meine ich so Dinge wie „wie viel erledigt der/die Abgeordnete selbst, was wird an einen ’staff‘ abgegeben“, „ist das Parlament ein Arbeitsparlament“, „wo müssen Abgeordnete überall auftauchen“, „wie sieht das Verhältnis Partei / Fraktion im Parlament aus“ usw. (bis hin zu: „sind Abgeordnete ein Ersatz für die Obrigkeit oder engagierte BürgerInnen unter anderen?“, „Perfektionismus / Fehlertoleranz“ und „allwissende Abgeordnete vs. engagierte Fachleute“). Hier sehe ich wichtige Punkte, glaube aber kaum, dass sich daran einfach was ändern lässt (vielmehr passen sich die, die da was ändern wollen, letztlich eher dem an, was im Parlamentsraumschiff üblich ist. Siehe unsere eigene Partei).

    Interessant natürlich auch, dass die extrem hohe zeitliche Belastung von Abgeordneten es diesen eigentlich verbietet, zum Beispiel aktiv an Internetforen teilzunehmen …

    Zu den Zahlen: ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, die Gemeinde- und KreisrätInnen da mit reinzurechnen. Da sieht der Alltag doch nochmal ganz anders aus. Aber die Zahl der Städte (von denen viele ja mehr als eine BürgermeisterIn haben, je nach Kommunalverfassung und Größe) + die Abgeordnete + die EP-Abgeordneten + die Parteien selbst kommt zahlenmäßig gut hin.

Schreibe einen Kommentar