Kyrill sagt Hallo

Ich hatte heute Abend noch einen Termin. Ich war ein wenig am überlegen, ob ich tatsächlich hinfahre (Bus) oder wegen dem Orkan Kyrill doch eher zu Hause bleibe. Letztenendes habe ich mich dazu entschieden, ganz pflichtbewusst zur Sitzung zu gehen. Ob Panikmache oder nicht, ab 16:30 Uhr waren hier alle paar Minuten Sirenen zu hören. Das gibt einem kein besonders gutes Gefühl.

Bei der Sitzung hieß es dann, sie würde ausfallen, weil einige/viele wegen dem Sturm abgesagt hätten, darunter die Kreisvorsitzende, die die Sitzung vorbereitet hatte. Nach einigem Hin und Her haben wir dann trotzdem getagt. Gegen kurz vor zehn waren wir fertig und ich bin dann raus. Den Bus hab ich leider gerade verpasst und da er um diese Zeit leider nur noch jede halbe Stunde fährt, bin ich dann zu Fuß nach Hause.

Erst schien alles normal, ein bisschen windig, wenig Leute unterwegs. Dann hörte ich immer mehr und immer öfter Sirenen. Trotz des Windes war es sehr warm, hab also Jacke und Schal aufgemacht. Musste immer aufpassen, dass mir der Schal nicht wegfliegt. Als ich an der Uni vorbeikam, erfasste mich, kurz bevor ich über die Straße gehen wollte, ein Windstoß. Vorsichtig ausgedrückt machte er es deutlich leichter vorwärts zu gehen. Danach kam ich an einer der zahlreichen Baustellen hier in der Gegend vorbei. Plötzlich wurden die Baustellenschilder sehr missträuisch beäugt. Der Wind wurde stärker, kein Mensch war zu sehen.

Es ließ dann wieder etwas nach, aber direkt bei mir in der Straße wurde es dann wieder etwas unheimlich. Die Straßenlaternen sind hier keine Säulen aus Stahl, sondern über Seile und/oder Kabel quer über die Straße gespannt. Sie wackelten hin und her im starken Wind und es gab sehr bedrohlich flackerndes Licht.

Wenn ich so lese, was alles passiert ist, scheint es hier in Stuttgart allerdings wirklich noch harmlos zu sein. Zigtausende Menschen in Deutschland sind ohne Strom, einige sind gestorben, zahlreiche Autobahnen sind gesperrt, der Fernverkehr der Bahn wurde komplett eingestellt und in NRW auch der Nahverkehr. Die Mitarbeiter von Arbeitsämtern und auch von Konzernen, sowie viele Schüler durften früher gehen, um nicht in die Stürme hineinzugeraten.

Morgen wird wohl auch noch einiges anders sein. In Bayern fällt zum Beispiel die Schule aus.

Samstag ist dann wieder alles normal. Bis zum nächsten Sturm. Und irgendwann wohnt der Klimawandel alleine auf dieser Erde. Dies war nur die stürmische Begrüßung.

Dieser Beitrag hat 0 Kommentare

  1. derCobold

    Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und mit den Stürmen ist es wie mit den Überschwemmungen: im Zeitpunkt des Unheils ist der Aufschrei groß, aber schon ein paar Monate später spricht niemand mehr darüber. Das ist so am bequemsten, am Ende müsste man ja noch selbst was ändern. Und so lebt man weiter vor sich hin: bis zum nächsten Sturm.

  2. Badenzerin

    Tja, die Polizei in meinem Heimatkreis war gestern auch wegen dem Sturm im Einsatz und zwar bis um 2 Uhr heute Nacht!
    Die Freiräumtrupps sind in ganz Deutschland unterwegs und ich glaube uns in Stuttgart hat es wirklich am harmlosesten erwischt, wenn ich die Berichte von meinen Eltern so höre!
    Und dass wir noch Strom haben usw. ist wohl echtes Glück!

  3. Henning

    @Badenzerin
    Ja, den Eindruck, dass wir mehr oder weniger verschont geblieben sind, habe ich auch. Liegt vermutlich auch an der Kessellage. Vielleicht hat es in den Außenbezirken von Stuttgart schon wieder anders ausgesehen.

  4. Linda

    In Berlin war eigentlich alles ganz easy. Hat zwar mal kurz gepfiffen, ansonsten ging es. Bei unserem Hauptbahnhof hat es einen 2 Tonnen Träger aus der Verankerung gelöst, der dann auf eine Treppe knallte, aber zum Glück keiner verletzt!

  5. Till Westermayer

    In Freiburg war gar nichts. Der Orkan im November (oder so) wütete hier schlimmer.

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