Meine erste Website 1997 – vor 20 Jahren

  • Beitrags-Kategorie:Web
  • Beitrags-Kommentare:2 Kommentare
  • Lesedauer:4 min Lesezeit

20 Jahre ist es nun her. Es fühlt sich verrückt an, das zu schreiben. 20 Jahre. Aber es war im Juni 1997 als ich meine erste Website startete. Das war schon sehr verrückt, denn ich hatte noch nicht einmal Internetzugang zu Hause. Ich war natürlich zuvor schon online gewesen und hatte Websites besucht, aber zu Hause war ich noch offline.Erste Website 1997 - vor 20 Jahren

Und das kam so: Ein Schulfreund hatte bereits ein Modem zu Hause, ein 14.400er, also eines, das mit 14.400 Bit pro Sekunde Daten übertragen konnte (ca. 1,8 Kilobyte pro Sekunde*). Für glaub 8 DM Grundgebühr im Monat konnte er dann ins Internet – natürlich nicht ohne pro Minute nochmal je nach Tageszeit 5 oder 8 Pfennig zu bezahlen. Darin enthalten war 1 MB Webspace bei T-Online. Unter der wunderschönen Adresse http://home.t-online.de/home/username konnte man somit seine eigene Website online stellen. Und so fragte er mich, ob wir das zusammen machen wollen.

Aber zunächst mussten wir rausfinden, wie das eigentlich geht. Wir brauchten HTML-Kenntnisse, also gingen wir in eine Buchhandlung und fragten nach einem Buch über HTML. Das „HT…was?“, das als Antwort kam, hat sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt. Und sie hatten sogar ein entsprechendes Buch. Da lag auch die Software HoTMetaL bei, die so eine Art Vorläufer der späteren WYSIWYG-Editoren war: Man klickte, was man wollte und das Programm erzeugte den passenden HTML-Code dazu. Man sah zwar überwiegend den Code und nicht, wie das später aussieht, aber das war schon eine super Hilfe und so lernten wir sehr schnell HTML. Dazu musste man natürlich noch wissen, wie man ein FTP-Programm bedient, denn die HTML-Dateien wurden ja offline am Computer erstellt und dann manuell mit dem FTP-Programm hochgeladen.

Das war eine sehr spannende Zeit, denn wir waren regelrecht Pioniere. Unsere Website sprach sich rum und wir wurden immer öfter verlinkt – von befreundeten Website-Bastlern, die man z.B. über Chats kennengelernt hatte, oder auch von der Fahrbücherei im Landkreis (ich lebte auf dem Land). Dabei war unsere Website (die wir natürlich Homepage nannten) aus heutiger Sicht alles andere als vorzeigbar. Die Startseite bestand nur aus dem Menü, wobei natürlich jeder Menüpunkt anders aussah, damit man sehen konnte, welche tollen Effekte unser Grafikprogramm so beherrschte.

Der Inhalt war auch eher dürftig, kommt allerdings bei etwas vertiefterem Nachdenken dem recht nahe, was heute ein Social-Media-Profil ausmacht: Etwas über sich, Links auf Websites, die man mag und dazu eine Sammlung lustiger Dinge aus dem Netz. Das waren damals oft animierte GIFs (die ja nun ein Revival haben) und wenn’s akustisch sein sollte: MIDI-Dateien.

Das war damals noch die Zeit vor der Vorherrschaft von Google bei den Suchmaschinen und das war sehr spannend. Denn natürlich kam schnell die Frage auf, wie wir denn in den Suchmaschinen besser positioniert sein könnten. So begann meine Beschäftigung mit SEO (Search Engine Optimization). Damals wechselten die gerade wichtigen Suchmaschinen allerdings noch oft. Der heutige E-Mail-Dienstleister Web.de war damals auch noch eine Suchmaschine und zwar in Form eines Webkatalogs. Das heißt, Mitarbeiter überprüften die von uns manuell bei der entsprechenden Suchmaschine eingereichten Websites und so hatten wir damals sogar einen Gästebuch-Eintrag vom Web.de-Team.

Heute braucht man nicht mehr diese ganzen Kenntnisse, die wir mit 15 uns damals allerdings auch ohne Probleme sehr schnell angeeignet haben. Heute kann man ohne wirklich technisches Wissen ganz einfach Inhalte ins Netz stellen – mit allen Vor- und Nachteilen, die das so mit sich bringt. Früher war das noch eher eine kleine Gemeinschaft.

Drei Monate nach der eigenen Website hatten wir dann zu Hause auch endlich Internetzugang. Mein Schulfreund brauchte sein 14.400er-Modem nicht mehr, da er sich ein 33.600er zugelegt hatte und er lieh mir sein altes. Dank germany.net, das nur die Telefongebühren abrechnete, brauchte ich auch meine Eltern nicht fragen, sondern mich nur einwählen und schon war ich zu Hause online.

Verrückt, dass das nun wirklich bereits 20 Jahre her ist. 20 Jahre. Das klingt wirklich lang. Und in Internetzeit umgerechnet wären das gefühlt etwa 100 Jahre. Da fühlt man sich dann schon irgendwie alt. Oder sagen wir erfahren. Das klingt irgendwie besser. 🙂

* Eine Datei mit 3 MB zu laden hat damals etwa 30 min gedauert – und man bezahlte damals noch pro Minute.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Henning

    Nope, da hab ich schon vor langem mal geguckt.

Schreibe einen Kommentar