Besucherorientierung beim Bloggen?

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Andi alias Don Vanone hat heute seine Seele verkauft. In abgeschwächter Form mache ich das angeblich auch. Aber der Reihe nach.

Vor genau einem Monat war Webmontag in Stuttgart. Dort kamen wir auf eine Diskussion über Besucher-Statistiken. Auf die Frage, wozu ich die ansehe, kam von mir etwas in Richtung „Na, dann weiß ich, was ankam und was nicht“. Ob ich mich denn danach richte? Naja, ein bisschen schon.

Und da ging’s nun los.

„Prostitution für Besucher“ war eines der Schlagwörter. Aber, Leute, natürlich achte ich auch(!) darauf, was ihr hier lesen wollt und das tut doch jeder Blogger, auch die, die es nicht zugeben. Wenn ihr über irgendetwas nicht bloggt (und entgegen einigen Gerüchten gibt es da doch noch einiges), dann hat das doch meist was damit zu tun, dass ihr denkt, dass es niemanden interessiert. Dass ich gerade eine Jeans trage, wird – zumindest ohne weiteren Kontext – niemanden interessieren. Ich blogge das also nicht deshalb nicht, weil ich das zu privat finden würde, sondern weil ich denke, dass es niemanden interessiert. Und genau das tun doch die meisten Blogger. Sich auch(!) daran orientieren, was die Besucher lesen wollen.

Ich guck viel in die Statistiken. Ich bin da immer neugierig. Die ganzen komischen Suchanfragen und sowas. Wie viele Besucher waren es heute, zu welcher Uhrzeit kommen sie usw. Genau genommen gucke ich in der Regel mehrmals täglich in die Statistik. So, geoutet. 🙂

Aber wenn ich mich nur daran orientieren würde, dann würde ich vor allem auf lustige YouTube-Videos setzen. In diesen Artikel sollte ein Bild rein. Da ich leider kein passendes gefunden habe, hab ich einfach diese Grafik gemacht, die nun statt Bild diesen Artikel hier optisch etwas auflockert.Das mache ich aber ganz bewusst nur hin und wieder. So zur Auflockerung. Eigentlich spiegelt der Blog hier so etwa meine Interessen wider. Ich interessiere mich eben nicht nur für Politik, sondern lache auch gerne. So ganz nebenbei lesen dann übrigens doch auch hin und wieder Besucher, die über Suchanfragen nach lustigen Sachen hierhergekommen sind, auch die politischen Artikel. Auch das ist ein Grund für den Themen-Mix bzw. vor allem ein Grund, ihn nicht aufzugeben.

Ein bisschen kam die Diskussion schon mal auf. Dort hieß es dann: „Und ohne Überlegen, was wohl zu Hits führen könnte. Ein Blog sollte denen dienen, die es lesen.“

Ohne zu überlegen, was zu Hits führen könnte, also ohne zu überlegen, was ihr lesen wollt? Aber denen dienen, die es lesen, also doch das schreiben, was ihr lesen wollt?

Ich glaube, genau diese Inkonsequenz steckt in vielen. Als Leser will man, dass der Blogger das bloggt, was man lesen will. Man will aber nicht, dass er es deshalb bloggt, weil man es lesen will. Gleichzeitig finden viele Blogger es irgendwie unmoralisch, wenn man sich daran orientiert, was die Leute lesen wollen. Und tun es doch – vor allem mit den nicht geschriebenen Beiträgen – selber.

Ich orientiere mich einfach weiter am Bauchgefühl. Und mein Bauch frisst die Statistiken. Aber ne eigene Meinung hat er auch. Der Bauch.

Dieser Beitrag hat 0 Kommentare

  1. donvanone (ja, ein Pseudonym...)

    *g* sehr coole Grafik.
    Früher war ich auch mehrmals täglich meine Logfiles am durchstöbern und fand das sehr interessant, aber irgendwann wurden es dann zu viele Besucher und ich hab es aufgegeben. Jetzt guck ich so alle 3 Tage mal rein, um zuschauen, von wo die Leute denn kommen (Technorati sieht ja auch nicht immer alles).
    Aber als Themenberatung sehe ich die Statistik nicht, überhaupt nicht. Da gehe ich eher nach den Kommentaren im Blog. Was nicht kommentiert wird war wohl nicht so der Bringer, was aber nicht bedeutet, dass ich das nächste Mal drauf verzichten würde. Ist ja mein Blog, da hab ich das Sagen. Klar darf man die Leser nicht aus den Augen verlieren, aber die Leser kamen ja auch irgendwie zu mir, ohne, dass ich mich vorher auf sie eingestellt habe, also muss mein Content ja so gefallen, wie er war.
    Und oft sind es dann gerade die Sachen, die ich nur aus der Not raus blogge, die den größten Feedback bringen.
    Vielleicht richte ich mich also nur so wenig nach meinen Lesern, weil ich sie nicht verstehe…

  2. Jenny

    Ich mag meine Suchausdrücke. Und ab und an schaue ich auch, wie viele Leute da waren. Einfluss auf den Inhalt hat das allerdings nicht. Ich schreibe das, was ich mag, und mache mir nicht großartig Gedanken, wem es gefällt oder nicht. Auch wenn Du immer noch überzeugt davon bist, dass das nicht so ist.

    Worüber ich mir Gedanken mache beim Schreiben ist, wie ich es schreibe. Ich mag Beiträge, die lustig sind und deshalb erfrischend zu lesen sind. Wenn es bei mir scheitert, einen Eintrag zu schreiben, dann liegt das nicht an der Thematik, sondern an den fehlenden rhetorischen Mitteln, die mir in dem Moment nicht so zufliegen wie sonst.

  3. Henning

    @Jenny + Pseudo-Don 😉
    Mein Punkt ist: Warum bloggt ihr nicht gerade jetzt im Moment etwas total Uninteressantes? Eben, weil ihr es für uninteressant haltet. Und schon habt ihr euch an den Lesern orientiert.

    @Pseudo-Don nochmal alleine (wenn auch nicht wirklich unter vier Augen)
    Wie gesagt, ich blogge ja auch, was ich will. Aber ein bisschen fließt da eben auch ein, was ihr da draußen lest, kommentiert, wie auch immer. Ein bisschen!

  4. donvanone (ja, ein Pseudonym...)

    Warum ich nichts langweiliges blogge? Weil ich es nicht gerne lesen würde. Ich orientiere mich beim bloggen nur an mir (ja, auch im wahren Leben bin ich ein Egoist) . Was ich gerne lesen würde, wird geschrieben.
    Zu deinem Beispiel mit der Jeans: Woher weißt du denn, dass es für die Leser langweilig wäre? Du hast es doch noch nicht ausprobiert, oder? Also orientierst du dich scheinbar auch mehr an dir als an deinen Lesern.
    Und beinahe hätte ich tatsächlich darüber gebloggt, dass ich eine Jeans trage, da ich das seit etwa 8 Jahren nicht mehr getan hab. Habs dann aber aus Zeitgründen sein gelassen…

  5. niels | zeineku.de

    Zum Glück orientieren sich die meisten auch an den Lesern. Bloggen ist schließlich Kommunikation und wer kommuniziert, ohne sich jemals darum zu kümmern, ob das irgendwen interessiert, wird einsam.

    Leute, die im persönlichen Gespräch nur eigenes Dauergeplapper draufhaben, sind aus gutem Grund nicht die beliebtesten Gesprächspartner.

    Das Gute am Bloggen ist, daß man auch für recht abseitigen Mist meist noch irgendwen da draußen findet, den es interessiert und der es über Suchmaschinen findet.

  6. Joern

    Also ich sehe das ähnlich wie Jenny und donvanone
    Ich schaue mir zwar oft meine Statistiken an weil es mich interessiert wer auf meinen Blog schaut und warum (suchanfragen..), aber an meinem „bloggen“ ändere ich deswegen nichts.
    Aber das ist das Stichweort: „Weil es MICH interessiert“
    Un dich schreibe definitiv nur das was mich interessiert. Wenn das auch das ist was andere interessiert: schön! wenn nicht: Auch gut!
    Mit dieser Einstellung werde ich sicherlich kein sogenannter Alpha-Blogger, aber warum auch? Mir macht das bloggen (im Moment) Spaß, und das ist das einzige was für mich zählt.

    Gruß
    Jörn

  7. Jenny

    Ich schließe mich da Don an. 😉 Was als langweilig empfunden wird, ist ja mal total subjektiv. Ich blogge ja für mich nichts Langweiliges. Wäre mal unlogisch über etwas zu schreiben, was mich langweilt. Ob nun das was ich schreibe für den Leser langweilig ist, ist wieder eine andere Sache, mir aber völlig wurscht.

  8. Henning

    Ich find eure Statements dazu sehr interessant, denn der wichtigste Filter ist natürlich das eigene Interesse. Aber hat es denn wirklich noch nie etwas gegeben, das euch interessiert hätte und ihr habt es nur nicht gebloggt, weil ihr glaubt, dass es sonst niemanden interessiert?

    @Don
    Wenn mich die Jeans nicht interessieren würde, hätte ich sie wohl nicht gekauft. 🙂

  9. donvanone

    Ne, aus Desinteresse-Vermutungen habe ich wirklich noch nie etwas nicht geschrieben.
    Und du hast die Jeans gekauft, weil du was zum Anziehen brauchst. Das heißt aber nicht, dass du gerne einen Blogeintrag drüber lesen würdest und das ist das, was ich geschrieben habe.

  10. Jenny

    Henning: Aber hat es denn wirklich noch nie etwas gegeben, das euch interessiert hätte und ihr habt es nur nicht gebloggt, weil ihr glaubt, dass es sonst niemanden interessiert?

    Öhm. Nö!

  11. Henning

    Auch der Don hat nun eine ähnliche Diskussion breitgetreten. Dort hab ich eben einen Kommentar geschrieben, den ich euch nicht vorenthalten möchte, weil er evtl. Missverständnisse ausräumt:

    „Ich blogge nur, was mich interessiert und belasse manche Sachen ungeschrieben, weil ich denke, dass es keinen interessiert“ widerspricht gar nicht dem, was ich meinte. Ich meinte ja nicht, dass ich Sachen blogge, die mich nicht interessieren. Aber von dem, was mich interessiert, blogge ich eben auch nicht unbedingt alles, weil es andere (vermutlich) nicht interessiert. Bzw. ich kann eigentlich sowieso nicht alles bloggen, was mich interessiert und setze so dann eben Prioritäten – und die wiederum haben eben AUCH etwas mit den Besucherinteressen zu tun.

  12. donvanone

    Sorry, aber für die Missverständnisse bin ich hier wohl verantwortlich, denn das Zitat stammte zwar so aus meinem Eintrag, stimmt aber nicht, ich hatte diesen Satz verschlimmbessert, da er mir durch zu viele verneinungen zu kompliziert wurde. Sagen wollte ich eigentlich: “Ich blogge nur, was mich interessiert und belasse keine Sachen ungeschrieben, nur weil ich denke, dass es keinen interessiert”
    Args…

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