Fakt: Studiengebühren schrecken ab

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Eine richtig große Überraschung: „Studienanfänger bevorzugen Bundesländer ohne Gebühren“ – für manche jedenfalls. Es sei denn, sie haben jahrelang bewusst gelogen.

Das Statistische Bundesamt hat Zahlen, tagesschau.de schreibt:

In den Bundesländern ohne Studiengebühren hat die Zahl der Neuimmatrikulierten dabei überdurchschnittlich zugenommen. Brandenburg und Bremen konnten Zuwächse von jeweils 14 Prozent verzeichnen, Thüringen und Sachsen von jeweils neun Prozent. Länder mit allgemeinen Studiengebühren mussten dagegen Rückgänge verzeichnen: Im Saarland immatrikulierten sich drei Prozent weniger, in Baden-Württemberg zwei Prozent und in Hessen 0,4 Prozent.

Zum Thema Studiengebühren habe ich übrigens mal ein Video gemacht. Wer’s noch nicht kennt…

Meldung von tagesschau.de gefunden bei SoWhy.

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Martin Hiegl

    Du hast sicher auch das Zitat gelesen, wonach diese Schlußfolgerung voreilig ist, solange man keine weiteren Daten über die Studienanfänger hat wie zum Beispiel die Herkunft. Es gibt auch Länder mit Studiengebühren, welche Zuwächse verzeichnen konnten. Eine weitere interessante Zahl wäre, wie viele Plätze mehr/weniger angeboten worden sind, da ja nicht nur der Uniwunsch der Studienanfänger entscheidend dafür ist, wo sie hinkommen. Statistik und so …
    Mittelfristig wird es in allen Bundesländern Studiengebühren geben und dann hat sich die Debatte um eine Bewegung der Studenten zu Ländern ohne selbige sowieso erledigt.

  2. TiCar

    Nun eins ist klar. Es können nur noch diejenigen studieren, die es sich auch leisten können! D.h. wenn man in einem Bundesland lebt, in dem es kostet, muss man entweder Geld aufbringen, um dahin zu ziehen wo es nicht so ist, oder man zahlt die Gebühren. Somit sind gewissen Schichten, das Studieren verwehrt 🙁 Ich find sowas traurig und unsozial vom Staat.

    Ich frag mich ob das in einem Sozialstaat überhaupt rechtes ist?

  3. Robin

    Abgesehen davon: Verbesserung? Mehr Lehre?
    WO bitte?
    Mitentscheiden in Ba-Wü? Pustekuchen.

    Nur eines ist klar. Wenn jetzt was schiefläuft bekommen die armen Dozenten jedes Mal Zunder. Momentan muss man sich fast 2 Jahre vor dem Examen bei einem Dozenten anmelden (letzter Stand durch Erfragung von Kommilitonen). Das ist doch krank. Ich zahle doch Studiengebühren! Das geht so nicht… oder?

  4. Weizen

    Aber: In den bundesweiten Statistiken sind die BA-Studenten nicht erfasst. Die zahlen zwar keine Studiengebühren und können daher auch nicht „abgeschreckt“ werden — trotzdem müsste man sie eigentlich dazuzählen (wird nur — noch — nicht gemacht, weil die BA in dieser Form nur in BaWü existiert). Wenn man sie mitzählt, sind die Studentenzahlen bei uns nicht rückläufig.

  5. Christian

    Interessant ist, dass wir in Sachsen-Anhalt von diesen Zuwächsen nur wenig mitbekommen, obwohl es hier keine Basis-Studiengebühren gibt – lediglich einen Semesterzuschlag für Langzeitstudenten (ich glaube ab dem 5 Semester über der Regelstudienzeit, aber ich mag mich auch irren…). Hier kann längst nicht jede Uni oder FH im Lande Zuwächse verzeichnen, ganz im Gegenteil.

    Als CDUler der in diesem Blog quasi „fremdliest“ würde mich aber doch mal interessieren, wann die CDU jemals behauptet haben soll, dass die Gebühren eine Hochschule für Studienanfänger attraktiver machen?

    Der Ansatz bestand meiner Erinnerung nach vielmehr darin, mit dem zusätzlichen Geld die Qualität der Lehre zu verbessern – dass dies nicht unmittelbar (oder vielleicht auch gar nicht) funktioniert, hat eher etwas mit der Arbeitsweise innerhalb der Hochschulen zu tun als mit dem Grundgedanken der Budgeterhöhung an sich. Hier sind generelle Reformen gefordert, die ich aber bei der Unbeweglichkeit vieler Hochschulen auch nicht sehe…

    Eine gewisse Rolle hat auch die Überlegung gespielt, dass der Staat zwar die „Grundversorgung“ mit Bildung aus Steuergeldern abdecken sollte, da ja fast jeder Bürger irgendwann in den Genuß solcher Maßnahmen kommt, dass aber der Bildungs-„Luxus“ auf den Hochschulen nicht zu 100% von allen finanziert werden sollte, wenn er nur vergleichsweise wenigen zugute kommt. Auch über diese Argumentation lässt sich streiten – schließlich kommt ein höherer Bildungsgrad der Gesamtwirtschaft und damit auch wieder allen Bürgern zugute – aber die Debatte um die Studiengebühren war auch parteiintern etwas komplexer als dass man sie auf „mehr Geld = bessere Hochschulen = zufriedenere Studenten“ reduzieren könnte…

  6. thorsten

    Ein kleiner – und ich kann mir den Zynismus an der Stelle nicht verkneifen – Hinweis an unseren „Fremdleser“: Ein großer Teil der Studiengebühreneinnahmen kommt – jedenfalls in Ba-Wü – nicht als zusätzliche Mittel an den Unis an – sondern ersetzt (zufällig punktgenau zur Einführung von Studiengebühren) auslaufende Landeszuschüsse…

    Um Dich zu beruhigen: Nur ein Aspekt unter vielen, was den Missbrauch von Studiengebühren angeht. Wenig davon hat allerdings mit „unbeweglichen“ Hochschulen zu tun, viel dagegen mit politischem Kalkül und marktversessener Bildungsreform.

  7. Christian

    Ich persönlich bin bestimmt kein Freund von Studiengebühren – schließlich habe ich auch ein gebührenfreies Studium hinter mir und würde mir wünschen, dass diese Möglichkeit auch weiterhin jedem offen steht, der unabhängig vom Einkommen der Eltern dazu befähigt ist. Ich wollte nur mal „geraderücken“ dass die Diskussion um die Gebühren auch in der CDU durchaus kontrovers geführt wurde und vor allem ganz sicher nicht von der Illusion getragen war, dass sich die Qualität der Lehre plötzlich sprunghaft verbessert, bloss weil sich der Etat erhöht – oder auch nicht, wobei ich mich mit der Situation in BW zu wenig auskenne um mir diesbezüglich eine Meinungsäußerung erlauben zu können.

    Die wahre Illusion in der momentanen Bildungspolitik liegt meines Erachtens nach ohnehin nicht in den Vorstellungen über die Wirkung der Studiengebühren, sondern in dem Glauben, man könne die „Elite-Uni“ per Fiat von oben deklarieren und einfach nur an einer bestimmten Stelle den Geldhahn aufdrehen, um eine solche Elite-Uni zu schaffen, ein Vorgang, der in anderen Ländern auf natürlich gewachsenen Strukturen und nicht auf staatlichen Verordnungen aufbaut. Abgesehen davon, dass mir die ständige Verwendung des Elite-Begriffs in Zusammenhang mit Bildung ohnehin nicht gefällt… Aber da predige ich an dieser Stelle sicher ohnehin zum Chor 🙂

  8. Henning

    @Martin Hiegl
    Nee, das Zitat kenne ich nicht. Wo steht denn das?
    Wenn es in allen Bundesländern gleich hohe Studiengebühren gibt, mag das die Wanderungsbewegungen durch Studiengebühren erledigen, aber an der Abschreckungswirkung ändert sich nichts.

    Und mir kann echt keiner erzählen, dass das niemanden abschreckt.

    @TiCar
    Rechtens ist es wohl schon, jedenfalls nicht prinzipiell unrechtmäßig. Wobei das die Gerichte noch zu entscheiden haben. In Hessen sieht’s ganz gut aus, denn dort gibt’s eigentlich ein Studiengebühren-Verbot in der Landesverfassung.
    Aber auch wenn es rechtlich in Ordnung geht, so halte ich es dennoch für unklug und unsozial.

    @Weizen
    Dafür hätte ich gerne eine Quelle.

    @Christian
    Fremdleser gibt es hier nicht, das ist ja kein Blog für Grüne. 🙂

    Ich hab diverse Gespräche mit CDU-Wissenschaftsminister Peter Frankenberg gehabt. Der hat auf unser Argument der Abschreckung immer wieder betont, dass er eher mit mehr Studenten rechnet, weil die Unis ja dann attraktiver sind.
    Ich frag mich allerdings, was eigentlich die ganzen Leutchen, denen die Unis heute nicht gut genug sind, die aber genug Geld haben, heute machen? Ne Ausbildung?

    Man kann sich ja uneins darüber sein, wie viele es abschreckt, aber dass es Leute abschreckt, ist doch nur logisch. Und alleine schon, weil wir mehr Akademiker brauchen, ist es absolut unsinnig eine Politik zu machen, die uns eher weniger als mehr Studenten bringt.

    Was die Komplexität der Debatte innerhalb der CDU angeht: Die Argumentation uns gegenüber war doch eher sehr, sehr simpel.

  9. Martin Hiegl

    Weizen, BA-Studenten zahlen sehr wohl … nur VWA-Studenten nicht, weil die VWA ein eingetragener Verein ist 😉

    Henning, is aus der StZ. Da es tatsächlich auch Länder mit Studiengebühren gibt, welche überdurchschnittliche Zuwächse aufweisen, glaube ich wird die Abschreckung überschätzt. Außerdem kann dafür die Qualität locken …

  10. Weizen

    @Henning: Mündliche Aussage der Präsidentin des Statistischen Landesamts bei einer Veranstaltung. Eine schriftliche Quelle habe ich gerade nicht gefunden; immerhin ist in https://www-ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath=struktur,vollanzeige.csp&ID=1020986 ersichtlich, dass BA-Studenten in der bundesweiten Statistik gesondert ausgewiesen werden. In Tabelle 9 (ab S. 404) finden sich Universitäten, PHs, Theol. HS, Kunst-HS, FHs und Verwaltungs-FHs und das alles zusammengefasst als „Hochschulen insgesamt“; die BAs sind in Tabelle 16 (ab S. 454) zu finden und werden somit nicht den Hochschulen zugerechnet (was für die Bundesländer außer Baden-Württemberg ja auch durchaus in Ordnung ist, da sie dort im Anspruch nur eine Mittelposition zwischen Berufsausbildung und Hochschule einnehmen — im Gegensatz zum BA-Abschluss hier, der durchaus mit einem FH-Abschluss vergleichbar ist).

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