Natürlich. Damit ist die Sache dann auch erledigt. Der Schuldige ist gefunden. Perfekt. Brauchen wir uns also keine weiteren Gedanken mehr machen.
Ich habe auch schon öfter Counterstrike oder andere Ego-Shooter gespielt. Doom, Quake, Wolfenstein 3D (lange her, ist verboten) oder Spear of Destiny (Wolfenstein-Nachfolger). Killerspiele nennen Stoiber und Konsorten das.
Und ich werde jetzt zum Amokläufer? So wie Millionen anderer, die in ihrer Jugend diese Spiele gespielt haben oder spielen? Stimmt gar nicht? Sind gar nicht Millionen von Amokläufern? Sowas!
Nahezu in jedem Blog wird gerade das Verbot von „Killerspielen“ thematisiert. Die Aufregung ist groß, weil einige Politiker nach dem Amoklauf eines Schülers in Emsdetten dieses Verbot nun fordern. So z.B. die beiden CDU- bzw. CSU-Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Bayern, Christian Wulff und Edmund Stoiber.
Ich hab im Rahmen des Englisch-Unterrichts in der Schule meine Facharbeit über das Littleton-Massaker 1999 geschrieben. Dort gab es auch aus jeder Ecke andere Gründe für diesen Amoklauf: menschenverachtende Musik, leichter Zugang zu Waffen, biologische Erklärungen zu Störungen im Gehirn, soziale Ausgrenzung und natürlich Killerspiele. Mein Fazit war, dass es vermutlich eine Mischung aus allen diesen Dingen ist.
Soziale Ausgrenzung ist sicher ein wichtiger Faktor. Wer das Gefühl hat, ohnehin nichts verlieren zu können(*), neigt eher zu Selbstmord als jemand mit einem gefestigtem sozialen Umfeld. Und letztendlich sind die meisten Amokläufe ja ein Selbstmord mit Rache. Rache an bestimmten Personen bzw. Personengruppen oder an der Gesellschaft als Ganzes.
Die Spiele oder die Musik verstärken die ohnehin vorhandene Gewaltbereitschaft vielleicht. Vielleicht ist es auch für manche eine Möglichkeit, sich abzureagieren ohne anderen zu schaden.
Es ist sicher einfacher, nun die Spiele zu verbieten als die gesellschaftlichen Probleme zu lösen. Aber die Grundvoraussetzung für so einen Amoklauf liegt doch sicher dort und nicht bei den Spielen.
Aber das ist unbequem. Auch für jeden von uns. Die meisten von uns grenzen doch tagtäglich andere aus. Zumindest ein bisschen. Für die Ausgegrenzten summieren sich die vielen „Bisschens“. Die Gesellschaft sind in erster Linie wir, nicht der Staat.
(*) = Dazu kommt: Sebastian B. hatte gestern eigentlich einen Gerichtstermin.