Henning Schürig - Landtagskandidat im Wahlkreis Göppingen (Bündnis 90/Die Grünen)

[...]

Grüne siegreich und europäisch

Wer am Abend dieses Superwahlsonntags eine spannungsgeladene Atmosphäre erwartet hat, der bei den Grünen erst einmal am falschen Ort. Man trifft sich im Zadu im Stuttgarter Westen, dort, wo die Grünen bei Wahlgängen stets sehr gute Ergebnisse einfahren. Die wenigen, die sich schon um 18 Uhr hier eingefunden haben, strahlen Gelassenheit aus. Noch bevor die ersten Hochrechnungen der Europawahl auf der Großleinwand übertragen werden, witzelte der Kreisverbandsvorsitzende Georgios Noukas: "Sollen wir uns schon mal zum Jubeln in die erste Reihe setzen?" Etwas anderes als ein deutliches Plus erwartet hier keiner.

"Es war klar, dass wir deutlich zulegen", kommentierte Henning Schürig, der Vorsitzende der grünen Jugend in Stuttgart, die ersten Zwischenergebnisse der Europawahl. Auch als die Grünen um 18:20 Uhr auf 10,6 Prozent klettern, gibt sich Schürig überzeugt: "Wir werden noch weiter steigen". Es bleibt weiter ruhig: nach und nach tröpfeln Mitglieder des Kreisverbandes in das Lokal. Ein Vater, eine Windel unterm Arm, stapft mit seinem Kleinen zum Wickeln auf die Toilette. Rechts und links der Großbildleinwand aber deuten bunte Luftballons und Papierblumen an, dass da noch eine Feier bevorsteht an diesem Abend.

"Isch scho schee", meint Birgit Bender zum Abschneiden ihrer Partei bei der Europawahl und hält sich zunächst an das gepflegte Understatement des Abends. Doch dann setzt die Bundesatagsabgeordnete nach: "Das ist grandios. Wir sind aber auch die europäischste der Parteien." Klar ist: das größte Interesse der Mitglieder richtet sich auf die Ergebnisse der Kommunalwahl, die an diesem Abend noch nicht ausgezählt sein wird.

Dann brandet plötzlich Applaus auf, als das erste Zwischenergebnis der Regionalwahl bekannt gegeben wird: "17 Prozent in Stuttgart", ruft Irmela Neipp-Gerike vom Kreisvorstand. Sie immerhin zeigt einige Zeichen von Anspannung, die jetzt aber abzufallen scheinen. Inzwischen hat sich das Zadu gefüllt, Gespräche und klapperndes Geschirr sorgen für eine akustische Partykulisse.

Um 19 Uhr macht dann eine Meldung die Runde, die von der Parteigesellschaft lautstark begrüßt wird: Nach der SWR-Prognose erreichen die Grünen bei der Kommunalwahl 17,5 Prozent. "Es zeigt sich, dass es sich lohnt, in der Kommunalpolitik einen eigenständigen Kurs zu fahren", sagt Brigitte Lösch, die Frau im Duo an der Spitze des Kreisverbandes. Allenthalben wird die pragmatische Politik der Grünen-Gemeinderatsfraktion gelobt.

"Ist ja Wahnsinn", ruft jemand hingerissen als 21 Prozent Stimmenanteil bei der Europawahl für Stuttgart gemeldet werden. "Da haben wir doch allen Grund zu feiern", ruft Georgios Noukas in die Runde. Angesichts der ausgezeichneten Zahl findet der Kreisvorsitzende für diesen Wahlsieg doch überschwänglichere Worte: "Das ist ein Superergebnis, das ist eine Riesenchance für Boris Palmer bei der OB-Wahl."

Das Ergebnis der Regionalwahl sorgt dafür, dass die Begeisterung wohl noch lange anhält: 17,2 Prozent in Stuttgart, damit ein vierter Sitz für die hiesigen Grünen. Für Werner Wölfle sind die Gründe klar: "Die Leute haben registiert, dass wir nicht zu den gehören, die Kleinstaaterei betreiben."

[...]

Mathias Bury

Quelle: Stuttgarter Zeitung, 14.06.2004, Nr. 134, Seite 22

Info
Die Artikel werden originalgetreu zitiert. Eventuelle Fehler sind nicht korrigiert worden.

 

Aktuelles Themen Person Termine Presse Bilder Links Kontakt