SCHULE
/ Unmut über G8: Treffen der Eltern
Protest per Unterschriftenliste
Viele kritische Eltern
der G8-Schüler in Göppingen wollen nicht locker lassen.
Sie sehen im Kampf gegen Überlastung ihrer Kinder auch
Lehrer auf ihrer Seite. Bei einem Treffen am Dienstagabend haben
sie Erfahrungen ausgetauscht und die weitere Strategie abgestimmt.
ARND WOLETZ
KREIS GÖPPINGEN
Was einst als "Turbo-Gymnasium" in den Schlagzeilen
war, ist inzwischen unter dem Namen G8 Realität in den
fünften und sechsten Klassen der baden-württembergischen
Schulen: das achtjährige Gymnasium. Massive Kritik gibt
es allerdings an der Umsetzung. Jetzt organisieren auch im Kreis
Göppingen die Eltern ihren Protest. Sie beklagen eine Überlastung
ihrer Kinder. Am Samstag wird es deshalb eine Elternversammlung
und anschließend eine Podiumsdiskussion mit Politikern
geben.
Am Dienstagabend trafen sich im Gewölbekeller des Göppinger
Lokals "Latinum" 28 engagierte Eltern. Sie bereiteten
nicht nur die Veranstaltung und eine Unterschriftenliste vor,
sondern tauschten auch erstmals ihre Argumente und Erfahrungen
aus: Dabei wurde deutlich, dass offenbar auch viele Lehrer im
Landkreis die Kritik an der Umsetzung des achtjährigen
Gymnasiums teilen. Mehrere Eltern berichteten von Gesprächen
mit Pädagogen, die den Eltern bei ihrem Protest den Rücken
stärkten, wenn auch immer nur "hinter vorgehaltener
Hand".
Im Mittelpunkt stand am Dienstagabend auch die Werteerziehung,
die im G8-Stress auf der Strecke bleiben müsse, so der
Tenor. Es sei einfach kein Raum mehr für Aktivitäten
außerhalb der Schule. Der Leistungsdruck dominiere alles.
Rainer Nolte, einer der Organisatoren, kritisierte am Rande
des Treffens, die Schulen und Schulleiter seien bei der Umsetzung
von G8 völlig allein gelassen worden. Die Hilfsangebote
seien minimal gewesen, außerdem seien nur die neuen Inhalte
vorgegeben, der eigentliche Reformprozess aber nicht vorbereitet
worden, so Nolte. Das und mehr wollen die Eltern am Samstag
"ungeschminkt" den Politikern sagen.
Die Elternversammlung beginnt am Samstag um 14.30 Uhr im Pavillon
der Stadtkirche Göppingen. Um 16 Uhr wird sich das "Politikerpodium"
anschließen, das vom ehemaligen Direktor der Evangelischen
Akademie Bad Boll, Albrecht Daur, moderiert wird. Zugesagt haben
Nicole Razavi (Landtagskandidatin der CDU im Wahlkreis Geislingen
und Kreisvorsitzende ihrer Partei), Frieder Birzele (SPD-Landtagsabgeordneter
und Landtags-Vizepräsident) sowie die Landtagskandidaten
Henning Schüring (Grüne) und Werner Simmling (FDP).
Donnerstag, 12.01.2006
(Neue Württembergische Zeitung, NWZ)