WAHL /
Der Grüne Henning Schürig setzt auf Bildung und Generationengerechtigkeit
Statt
Noten die Neugier pflegen
JOA SCHMID
GÖPPINGEN -
Noten will
er ganz abschaffen, Banknoten nicht. Die möchte er in Bildung
investieren statt in die neue Messe. Landtagskandidat Henning
Schürig (Grüne) will vieles anders machen.
Wenn Henning Schürig
bei seinem Redaktionsbesuch dafür plädiert, die Schulnoten
abzuschaffen, dann sagt er das so, als ob das nichts Besonderes
wäre. Dabei weiß der Grünen-Kandidat für
den Wahlkreis Göppingen natürlich von der Tragweite
seiner Forderung. Gelassen nennt der 24-Jährige mit der
obligatorischen Sonnenblume am Revers seines braunen Sakkos
die Gründe. Noten sagten nichts über die tatsächlichen
Fähigkeiten eines Schülers aus. Überhaupt sei
es viel wichtiger, Spaß am Lernen zu vermitteln und die
Neugier zu wecken.
Der Student der Technisch
Orientierten Betriebswirtschaftslehre will das dreigliedrige
Schulsystem am liebsten abschaffen. Eine neunjährige Basisschule,
bei der die individuelle Förderung im Vordergrund steht,
sei besser, sagt er und gestikuliert mit den Händen. Dass
Bildung zu seinen Schwerpunktthemen im Wahlkampf gehört,
ist an seiner Körpersprache unschwer zu erkennen.
Sein anderes Thema
ist die Generationengerechtigkeit. Die Neuverschuldung im Land
sei von 500 Millionen im Jahr 1999 auf zwei Milliarden Euro
im laufenden Jahr gestiegen, ein Umstand, der gerade die junge
Generation belaste. Der junge Mann aus einem kleinen Dorf bei
Celle in Niedersachsen vermisst die Nachhaltigkeit bei Umwelt
und Finanzen. Dass es zwar ohne Noten, aber nicht ohne Banknoten
geht, weiß der Vorsitzende der Grünen Jugend in Stuttgart.
Wichtig ist dem Politiker aber, wie sie eingesetzt werden. "Statt
so viel Geld in die neue Messe zu investieren, sollte man
es in Bildung stecken." Schon wegen des Flächenverbrauchs
und weil die Sinsheimer Messe der neuen Messe geopfert werde.
Von Stuttgart 21
- "die gesamten Nahverkehrsinvestitionen des Landes gehen
in die Landeshauptstadt" - hält Schürig gar nichts,
vom Neubau der B 10 im Kreis wenig: "Ich bin nicht begeistert."
Er glaubt nicht, dass das Wohl der Wirtschaft vom Ausbau der
Bundesstraße abhängt. Stattdessen empfiehlt Schürig,
den öffentlichen Nahverkehr auszubauen und Göppingen
an den Verkehrsverbund Stuttgart anzubinden. Neue Arbeitsplätze
verspricht sich der Grünen-Kandidat dagegen von der Umweltpolitik.
"Gentechnikfreies Essen aus dem Kreis Göppingen wäre
eine Chance."
Mittwoch, 16.03.2006
(Neue Württembergische Zeitung)