OB-Wahl 2020 in Stuttgart: Ergebnisse und Gedanken

Stuttgart hat gewählt, denn es stand nach acht Jahren wieder die Wahl eines Oberbürgermeisters oder einer Oberbürgermeisterin an. Der Grüne Fritz Kuhn hatte sich nach einer Amtszeit entschieden, nicht wieder anzutreten. Bei einer Wahl 2012 sah es ohnehin noch so aus als dürfe er aus Altersgründen nur eine Amtszeit machen.

Rathaus Stuttgart (2020)

Nach vielen Jahren CDU-Herrschaft lagen zuletzt nicht nur beim OB-Posten, sondern auch im Gemeinderat und anderen Wahlen öfter mal die Grünen vorne. Entsprechend spannend war die Wahl grundsätzlich, da ja kein Amtsinhaber antrat und es zwei Parteien gibt, die um Platz 1 rangeln und sich gelegentlich abwechseln (mit Tendenz früher CDU, später Grüne). Auch wenn es natürlich eine Persönlichkeitswahl ist, das spielt ja mit rein.

Allerdings fand die OB-Wahl und der Wahlkampf unter Corona-Bedingungen statt, was sowohl Podiumsdiskussionen als auch Infostände mit oder ohne Kandidaten sehr eingeschränkt hat. Für einen Amtsinhaber wäre das wohl wegen des Bekanntheitsgrads tendenziell ein Vorteil gewesen, hier waren aber alle eher so mittelbekannt.

Sorgen machte ich mir gerade wegen Corona um die Wahlbeteiligung. Hat die Stadt eigentlich mitbekommen, dass OB-Wahl ist? Haben die Leute mitbekommen, dass jetzt OB-Wahl ist? Wie gehen sie damit um, dass wohl nur wenige einen oder mehrere der insgesamt 14 Kandidatinnen und Kandidaten kennenlernen konnten? Fragen über Fragen und ich machte mir etwas Sorgen um die Demokratie.

Die Wahlbeteiligung war dann allerdings rekordverdächtig. Es war die höchste seit 24 Jahren. Das klingt grandios – und das trotz Corona. Allerdings ist es dann doch sehr traurig, wenn man sich bewusst macht, dass dieser relative Rekord nur bei 49,0 % liegt. Nur knapp die Hälfte geht wählen und das ist dann auch noch die höchste Wahlbeteiligung seit 1996.

Kommen wir zum Ergebnis des ersten Wahlgangs zur Oberbürgermeister-Wahl in Stuttgart 2020: CDU-Kandidat Frank Nopper liegt mit 31,8 % vorne, dann folgen Veronika Kienzle (Grüne) mit 17,2 %, Marian Schreier (eigentlich SPD, aber unabhängig angetreten) mit 15,0 %, Hannes Rockenbauch (lokale, ökosoziale Liste SÖS) mit 14,0 % und Martin Körner (SPD) mit 9,8 %. Details bei der Stadt Stuttgart.

Nun werden die meisten erwarten, dass es logischerweise und vom Wahlrecht her automatisch eine Stichwahl zwischen Platz 1 (Nopper/CDU) und Platz 2 (Kienzle/Grüne) gibt. Das kommunale Wahlrecht in Baden-Württemberg sieht aber eher das Gegenteil einer Stichwahl vor: Es können alle wieder antreten und es können sogar noch zusätzliche Personen ihre Kandidatur erklären. Nennt sich daher auch „Neuwahl“. Meiner Meinung nach sollte das Wahlrecht hier unbedingt geändert werden.

Aus meiner Sicht sollte dennoch informell klar sein, dass nur noch Platz 1 und 2 antreten, damit man auch erfährt, was die Mehrheit nun bei der verengten Auswahl möchte. Bleiben mehr Kandidaten im Rennen, besteht ja die Gefahr von z.B. 34 zu 33 zu 33. Und das wäre bei nur zwei Kandidaturen womöglich 66 zu 34 ausgegangen – und damit hätte dann jemand anders gewonnen. Sowas sollte ja aber nicht am Wahlrecht hängen (die USA lassen grüßen).

Nun gibt es zahlreiche Gespräche. SPD-Kandidat Martin Körner (Platz 5) hat bereits zurückgezogen – mit Empfehlungen für den zweiten Wahlgang hält er sich (noch?) zurück. Andere stellen Bedingungen oder machen mehr oder weniger deutlich, dass sie eher weiterhin antreten. Mehr als zwei Kandidaturen nutzen aber automatisch dem Erstplatzierten, den wiederum Platz 2 bis 5 eigentlich alle verhindern wollen.

Aber wie sollte es anders sein als dass Platz 2 als Alternative in den Ring steigt? Man kann doch dem Wahlvolk nicht erklären, dass Platz 3 oder 4 gegen Platz 1 antritt. Das würde doch niemand verstehen. Wenn da die Chancen besser wären, hätten doch mehr diese Person gewählt. Und mehrere Kandidaturen aus der gleichen Ecke nutzen wiederum nur CDU-Kandidaten, den da eigentlich einhellig keiner will. Eine Empfehlung für jemand anderen ist schön, kann man aber meiner Meinung nach nicht erwarten. Ein Zurückziehen der Kandidatur finde ich aber im Sinne der Demokratie selbstverständlich, auch wenn das Wahlrecht das hier anders sieht.

Verrückte Lage. Dazu passend oben mein Foto vom Rathaus aus dem Juli 2020 mit dem Banner „Irritierte Stadt“ drauf. Als hätte ich damals geahnt, dass ich vier Monate später ein Foto suchen werde, um diesen Blog-Eintrag zu bebildern.

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BarCamp Stuttgart 7 alias bcs7: Es war ein Fest!

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Es war wieder Barcamp. In Stuttgart. Das bedeutet: Viele tolle Menschen, viel Networking, viele Anregungen, spannende Themen, tolle Atmosphäre und – einige ahnen es sicher – wenig Schlaf.

Ihr hört es schon raus, es war super! Ich habe nach meinen ersten sechs Barcamps in Stuttgart dieses Mal endlich auch eine Session gehalten bzw. es wurden dann auf aktive Bitte hin zwei.

Eine Session zum Thema digitale Transformation, also wie sich die Wirtschaft umstellen muss, um sich an den digitalen Wandel anzupassen. Hier haben wir vor allem diskutiert und uns darüber ausgetauscht, welche Beispiele wir kennen, wo wir uns Digitalisierung dringend wünschen und natürlich ging es auch um Hürden in Unternehmen.

Bei der zweiten Session ging es um SEO, also Suchmaschinenoptimierung. Wie schaffe ich gute Positionen in Google? Beide Sessions waren gut besucht. Es kamen deutlich mehr Leute als sich bei der Sessionplanung gemeldet hatten. Insbesondere die SEO-Session kam sehr gut an:

SEO-Session auf dem BarCamp Stuttgart (bcs7), Tweet mit Lob Richtig rührend fand ich die Barcamp-Teilnehmer, die mehr durch Zufall dort reingeraten sind (teilweise durch Parallelveranstaltungen im gleichen Gebäude) und richtig, richtig begeistert waren, dass hier so viele hilfsbereite, offene und inspirierende Menschen auf einem Haufen sind.

Neben viel Inspiration und tollen, neuen Kontakten nehme ich auch eine ganz Reihe an „Lass uns demnächst mal sprechen“ mit: Kooperationen, potentielle Kunden und eine potentielle Praktikantin.

Und nun lasse ich die tollen Bilder von Tilo Hensel sprechen:

Henning Schürig (Vorstellungsrunde beim Barcamp Stuttgart, bcs7)
Ich bei der Vorstellungsrunde – jeder Teilnehmer nennt Namen und drei Stichworte
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Kommunalwahl-Empfehlungen für Stuttgart 2014

Die Kommunalwahlen in Baden-Württemberg und damit auch in Stuttgart rücken näher. In sechs Tagen ist es soweit. Zeitgleich mit der Europawahl wird hier ein neuer Gemeinderat (alias Stadtrat) und ein neues Regionalparlament gewählt.
Kommunalwahl Stuttgart 2014, Stimmzettel

Nachdem die Kommunalwahl in Stuttgart vor fünf Jahren bundesweit für Schlagzeilen sorgte, weil die Grünen erstmals stärkste Kraft wurden, ist diesmal natürlich die Spannung besonders groß: Bleiben die Grünen stärkste Kraft oder holt sich die CDU diesen „Titel“ zurück?

Ich finde, es hat der Stadt sehr gut getan, dass die jahrzehntelange CDU-Herrschaft aufgebrochen wurde und frischer Wind ins Rathaus kam. Gleichzeitig kann nun wohl kein Mensch mehr behaupten, es wäre der Untergang, wenn Grüne regierten. Wir tun das seit 2011 in einer grün-roten Regierung im Land, stellen seit 2009 die stärkste Fraktion im Gemeinderat und seit 2013 mit Fritz Kuhn den Oberbürgermeister.

Wie letztes Mal möchte ich hier aber auch wieder ein paar persönliche Wahlempfehlungen aussprechen. Denn in Stuttgart haben alle Wahlberechtigten 60 Stimmen für den Gemeinderat – bis zu drei können bei einer Person kumuliert (angehäuft) werden und die Stimmen können über verschiedene (Partei-)Listen verteilt werden (panaschieren).

Meine Empfehlungen für drei Stimmen – alle auf der grünen Liste (Nr. 1) zu finden:

  • Anna Deparnay-Grunenberg (Platz 5)
  • Björn Peterhoff (Platz 8)
  • Gabriele Nuber-Schöllhammer (Platz 9)
  • Benjamin Lauber (Platz 12)
  • Suvi-Kristin Welt (Platz 23)
  • Matthias Filbinger (Platz 24)
  • Peter Mielert (Platz 46)

Diese Empfehlungen sind meine Highlights. Ich hab noch nicht alle 60 Stimmen vergeben, auch nicht genannte Personen haben also noch Chancen auf drei Stimmen von mir. Aber ich kenne auch noch nicht alle so gut und hab daher nur die 120%-igen Empfehlungen mit reingenommen. Und ganz wichtig: Auf keinen Fall mehr als 60 Stimmen vergeben, sonst wird der Stimmzettel ungültig. Wenn ihr den Menschen da oben jeweils drei Stimmen gebt, sind das übrigens 24 21 Stimmen. Ohne Taschenrechner lässt sich kaum wählen. 😉

Ich bin gespannt auf Sonntag, werde wie üblich im Schlesinger bei der grünen Wahlparty zu finden sein und hoffe, dass möglichst viele von den obigen Kandidatinnen und Kandidaten bzw. überhaupt möglichst viele Grüne in den Gemeinderat einziehen.

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Baustellen…

Ich hätte ja einige Blog-Themen auf Lager, aber gerade komm ich nicht dazu. Zu viele andere Baustellen. Mittelfristig möchte ich in Stuttgart eine Wohnung kaufen – und zwar möglichst zentral. Ich liebe es einfach, alles schnell und oft sogar zu Fuß erreichen zu können. Aber das ist weder leicht, noch billig. Wer also Tipps hat…

So viel zu einer großen Baustelle.

Noch dazu setze ich mich gerade intensiv mit Rechtsformen, Fördermöglichkeiten etc. für eine Unternehmensgründung auseinander. Schon wieder? Ja, etwa ein Jahr nach dem Beginn meiner Selbstständigkeit bin ich – sagen wir es mal vorsichtig – dabei, intensive Überlegungen über die nächste Stufe anzustellen. Und das nicht alleine. Da werde ich ein anderes Mal noch intensiver drauf eingehen. Ihr könnt euch sicher vorstellen – auch das ist eine sehr große Baustelle.

Politisch bin ich derzeit eher Beobachter. Aber das dafür intensiv. Die Zeit reicht nicht für alles und meine Prioritäten haben sich da in den letzten Jahren neu sortiert.

Und auch sonst ist das Leben spannend, aufregend und positiv. Mehr sei hier nicht verraten. Meine Privatsphäre steht schon zähneklappernd in der Ecke, ich muss die mal beruhigen gehen. 😉

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Landtagswahl in Bayern und Bundestagswahl 2013

Groß war der Jubel vor fünf Jahren als 2008 das erste Mal seit 1962 die CSU keine absolute Mehrheit in Bayern hatte. Dafür nahm man gern in Kauf, dass die FDP ausnahmsweise mal in den bayerischen Landtag kam und sogar mitregieren durfte. Bayern (Karte mit weiß-blauen Rauten und Wappen)Ungeachtet der jetzigen Entwicklung finde ich das auch wichtig. Es tut einem Land nicht gut, wenn eine Partei alleine so lange Zeit regiert.

Nun hat sich die FDP in Bayern als so überflüssig erwiesen, dass sie mit etwa 3 % am vergangenen Sonntag wieder aus dem Landtag gekegelt wurde. Dafür hat nun die CSU wieder eine absolute Mehrheit. Die SPD gewinnt ein paar Prozent (das erste Mal seit 1994), dafür müssen Freie Wähler und Grüne etwas Federn lassen.

Wie hat die CSU das geschafft? Aus meiner (fernen) Sicht sind es vor allem drei Punkte:

  1. Die CSU hat einfach alle Themen abgeräumt, die ihr hätten gefährlich werden können (z.B. Studiengebühren).
  2. Den schwarz-gelben Wählern war es wohl genug, der CSU 2008 einen Warnschuss gegeben zu haben.
  3. Die FDP-Wähler waren unzufrieden und sahen die CSU als beste Alternative.

Rückenwind für die Bundestagswahl ist das eigentlich für niemanden – am ehesten noch für die Union. Aber der fehlt der Partner, wenn man den Trend der Landtagswahl auf den Bund überträgt. Der SPD blieben sowohl Triumph als auch Blamage erspart. Für die Grünen ist es Enttäuschung, Warnschuss und Ansporn zugleich. Und für die FDP eine Mischung aus Katastrophe und möglicherweise der idealen Voraussetzung für die Bundestagswahl.

Die Vermutung, dass viele schwarz-gelbe Wähler, die mit der FDP unzufrieden sind und daher zuletzt eher der CDU zuneigten, nun bei der Bundestagswahl FDP wählen, um die schwarz-gelbe Koalition zu retten, liegt nahe. So nahe, dass die CDU-Prominenz auffallend deutlich dazu aufruft jetzt bitte nicht aus Mitleid oder Koalitionsdenke der FDP die Stimme zu geben. Zu sehr hat sie noch Niedersachsen im Kopf, wo die FDP in den Wahlumfragen sehr kippelig um die Fünf-Prozent-Hürde tanzte und durch die Koalitionsdenke vieler CDU-Wähler dann plötzlich doch bei fast zehn Prozent landete. Doppelt bitter für die CDU, denn es reichte dann trotzdem nicht für eine Koalition und sie ist nun geschwächt im Landtag von Niedersachsen.

Für mich heißt das allerdings: Eine schwarz-gelbe Mehrheit erscheint der CDU viel zu unsicher als dass sie ein paar Stimmen an die FDP abgibt. Da will sie lieber gestärkt in Verhandlungen um Alternativen, wie z.B. eine große Koalition.

Alles in allem ist die Lage allerdings ziemlich verworren und die einzelnen Wahlergebnisse der Parteien am Wahlabend sind extrem schwierig vorhersehbar. Daher bleibt es sehr spannend. Zumal die Linkspartei auch wieder etwas erstarkt ist und uns Grünen in einer Umfrage sogar den dritten Platz streitig macht. In Bayern hat sie allerdings sehr enttäuschend abgeschnitten, was auf ihre Wähler auch wiederum demobilisierend wirken kann.

Und zusätzlich zur Spannung bezüglich der Zweitstimmen kommt in Stuttgart bzw. im Wahlkreis Stuttgart I noch die Spannung um das Erststimmen-Ergebnis. Hier kandidiert ja der grüne Bundesvorsitzende Cem Özdemir, der schon letztes Mal recht knapp hinter dem CDU-Kandidaten lag – und deutlich vor der SPD-Kandidatin Ute Vogt. Die SPD ist nun bereit, in diesem Wahlkreis nicht um eigene Erststimmen zu werben und wir tun dies wiederum in Stuttgart II nicht. Laut SPIEGEL-Wahlwette und wie ich hörte auch election.de stehen die Prognosen so, dass Cem den Wahlkreis direkt gewinnt. Das wär doch schon mal was. 🙂

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Meine erste Social-Media-Night

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Kaum zu glauben, aber wahr: Gestern war ich das erste Mal auf der Social-Media-Night Stuttgart. Es fällt offenbar wirklich sehr schwer das zu glauben. Neben vielen Gesichtern voller Unglauben und Staunen behauptete tatsächlich sogar jemand, mich auf einer der früheren Social-Media-Nights kennengelernt zu haben – aber nix is‘. Ich war noch nie da! Ich schwöre.

Ich war ja sehr gespannt, wie’s da so sein wird, denn ich wusste, dass viele Menschen, die ich kenne dort hingehen. So wurde mir dann auch schon in der Tiefgarage „Hallo Henning!“ hinterhergerufen und es ging dann direkt so weiter. Auf Twitter konnte ich dann sehen, dass noch viel mehr mir bekannte Menschen da sind als ich getroffen habe. Schade eigentlich. Aber es gab auch so sehr viele nette und interessante Gespräche – und natürlich Austausch über Twitter.

Claim der Imagekampagne des Landes Baden-Württemberg: Wir können alles. Außer Hochdeutsch.Sehr interessant fand ich übrigens auch die Reaktionen auf den Vortrag von Andreas Schüle, dem Leiter des Referats Landesmarketing in Baden-Württemberg, der die Fortsetzung von „Wir können alles außer Hochdeutsch.“ auf bw-jetzt.de vorgestellt hat. Sein Team hatte kürzlich eine Reihe badenwürttembergischer Blogger eingeladen und dort die Kampagne vorgestellt (leider zu einer arbeitnehmerunfreundlichen Uhrzeit). Laut eigener Aussage hatten sie Riesenbammel davor und waren dann sehr erleichtert über das freundlich-konstruktive und positive Feedback der Blogger-Runde.

Daraufhin hat man sich nun wohl in die größere Runde gewagt – 200 Leute mehr oder weniger anonyme Masse. Und schon war das Feedback deutlich kritischer. Vielen auf Twitter war es zu langweilig, was das Land im Rahmen von BW Jetzt macht. Vor allem, da man sich selbst als Vorreiter bezeichnet. Hinzu kam ein vielfach geäußerter Wunsch nach der Anzeige freier KiTa-Plätze, die wohl die meisten mehr interessierten als die Dinge, die dort angeboten werden.

Spannend war dann aber, dass einige das Landesmarketing hier stark in Schutz nahmen. Wenn ich das richtig beobachtet habe, waren das vor allem die Blogger, die zuvor in die Villa Reitzenstein eingeladen wurden. Sie verwiesen darauf, dass man sich als Vorreiter beim Landes-Online-Marketing sieht und nicht generell im Online-Marketing und sie schienen auch den Vortrag rhetorisch deutlich besser zu beurteilen als diejenigen, die vorher nicht im Staatsministerium waren.

Das soll jetzt weder eine Kritik an den Kritikern sein, noch den Lobenden irgendetwas vorwerfen. Aber interessant ist es schon, dass die Einbindung in einem kleineren Rahmen offenbar so positive und so nachhaltige Wirkung hat.

Vortrag von Klaus Eck: Social Selling

Neben dem wie erwartet sehr gelungenen Vortrag von Klaus Eck zum Thema Social Selling und dem sehr amüsanten Networking im Anschluss war das für mich das Wertvollste an dem Abend. Im Gegensatz zum Social Web kennt das Mercedes-Benz-Museum allerdings Öffnungszeiten. So ging ein schöner Abend wahrscheinlich gerade noch rechtzeitig zu Ende, um dem nächsten Arbeitstag nicht zu schaden. 😉

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Fritz Kuhn: Stuttgarts neuer Oberbürgermeister

Fritz Kuhn ist der neue Oberbürgermeister von Stuttgart. Das haben die Stuttgarter gestern deutlich entschieden. Das ist ein grandioser Erfolg und wie Matthias Filbinger gestern Abend sagte, auch ein Zeichen von Nachhaltigkeit. Anders als von böswilligen Konkurrenten damals behauptet, war der Sieg bei der Landtagswahl 2011 eben kein Zufallserfolg, der vor allem auf der damals ganz frischen Fukushima-Atomkatastrophe basierte.

Winfried Kretschmann und Fritz Kuhn (Wahlparty, OB-Wahl Stuttgart 2012)

Zu verdanken ist dieser Sieg auf grüner Seite drei Faktoren: Fritz Kuhn als Person, der mit großer Ernsthaftigkeit und Seriosität diesen Wahlkampf betrieben hat, die Geschlossenheit und das große Engagement der Grünen in Stuttgart (und weit darüber hinaus) und nicht zu unterschlagen auch die jahrzehntelange Vorarbeit seit der ersten grünen Landtagsfraktion in Stuttgart – nicht zuletzt ist hier auch wieder Fritz Kuhn mit im Spiel, genau wie Winfried Kretschmann. Zwei Persönlichkeiten, die die Grünen in Baden-Württemberg in den letzten 30 Jahren stark geprägt haben.

Aber auch außerhalb der Grünen gibt es Faktoren. Da ist zum Einen das stark verbesserte Verhältnis zur SPD – was nicht zuletzt auch dem Kreisvorsitzenden Dejan Perc zu verdanken ist – aber auch die Kandidaten-Entscheidung der CDU. Aus meiner Sicht haben sie schlicht und einfach den falschen Kandidaten aufgestellt. Andreas Renner wäre mit seiner Weltoffenheit, großen Sympathien auch unter Grünen-Anhängern und seiner OB-Erfahrung aus Singen sicher ein schwierigerer Gegner gewesen.

Sebastian Turner wiederum hat jetzt vermutlich gelernt, dass Politik nicht so einfach ist, wie er wohl dachte. Sein massiver Strategiewechsel – vom Versöhner („Miteinander. Mit Turner.“) zum aggressiven Wahlkämpfer – zeigte auch die Panik von CDU, FDP und Freien Wählern nach dem ersten Wahlgang. Neben der Freude über den Sieg von Fritz Kuhn und der Erleichterung, dass Turner nicht OB der Landeshauptstadt wird, ist mir aber vor allem auch wichtig, dass diese Lügenkampagne von Turner nicht gezogen hat. Man muss damit leben können, dass der politische Gegner die Wahl gewinnt (da haben wir ja auch jahrzehntelange Übung drin). Aber wenn er mit diesen unwahren Behauptungen in puncto City-Maut und Tempo 30 gewonnen hätte, wäre das unerträglich gewesen.

Wahlparty auch draußen (OB-Wahl Stuttgart 2012, Schlesinger)

Die Stimmung auf der Wahlparty im Schlesinger war erwartungsgemäß spitze. Überwältigt war ich allerdings als ich nach drei Stunden mal wieder rauskam und sah, dass draußen nochmal etwa doppelt so viele Menschen waren wie drinnen und die Polizei deshalb inzwischen die Straße abgesperrt hatte. Eine Trommler-Gruppe war dort und irgendjemand zündete sogar kurz ein Feuerwerk.

Das weckte Erinnerungen an die Landtagswahl. Der Politikwechsel im Land wurde am Wahlabend mit einer Art Volksfest auf dem Schlossplatz begangen („Mappschiedsparty“). Das ist doch ein schöner, harmonischer Einstieg in das neue Amt, das Fritz Kuhn ab Januar bekleiden wird: Erster grüner Oberbürgermeister einer Landeshauptstadt. 🙂

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OB-Wahl Stuttgart: Fritz Kuhn hat fast gewonnen!

Der erste Wahlgang ist rum – und Fritz Kuhn liegt vorne. So hätte ich mir die Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl nicht träumen lassen als damals Fritz zum grünen Kandidaten ausgerufen wurde. Sebastian Turner, der für CDU, FDP und Freie Wähler ins Rennen ging, hatte zwar eine Umfrage in Auftrag gegeben, die das schon vorausgesehen hatte, aber so richtig ernstgenommen habe ich das damals nicht – die SPD stand ja noch völlig ohne Kandidat/in da.

Michael Joukov, Henning Schürig und Fritz Kuhn beim Neujahrsempfang der Grünen in Göppingen 2006Turner kämpfte damals dafür, überhaupt von der CDU nominiert zu werden. Andreas Renner, früherer CDU-Sozialminister und Ex-OB von Singen, war ebenfalls im Rennen und wäre aus meiner Sicht auch klar der bessere Kandidat gewesen. Man entschied sich für Turner, weil der angeblich mehr Chancen hätte, auch über das eigene Lager hinaus zu wirken. Letztlich hat er mit 34,5 % aber nicht einmal das eigene Lager mobilisiert, denn CDU, FDP und Freie Wähler hatten bei der letzten Kommunalwahl deutlich mehr Stimmen (45,5 %).

Fritz Kuhn hingegen hat mit 36,5 % die bisherigen Grünen-Ergebnisse in Stuttgart noch übertroffen. Ein klares Zeichen dafür, dass er auch als Person überzeugen konnte. Die von der SPD nominierte Schwäbisch Haller Bürgermeisterin Bettina Wilhelm kam nur auf 15,1 %, gefolgt von Hannes Rockenbauch, der für Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) und damit als Hardcore-S21-Gegner antrat, und damit 10,4 % der Stimmen bekam.

Folgerichtig zog Bettina Wilhelm ihre Kandidatur nun zurück. In Baden-Württemberg gibt es nämlich kurioserweise keine Stichwahl im zweiten Wahlgang, sondern eine sogenannte „Neuwahl“. Diese Neuwahl ist einfach ein zweiter Wahlgang in dem jeder Kandidat und jede Kandidatin wieder antreten kann – und sogar neue hinzukommen können.

Die SPD beklagt sich nun sehr stark darüber, dass die Umfragen, die ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Fritz Kuhn und Sebastian Turner prognostizierten, ihrer Kandidatin stark geschadet haben. 25-jähriges Landtags-Jubiläum der Grünen mit Fritz Kuhn und Günther Oettinger (2005)Das ist sicher auch richtig. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass Bettina Wilhelm ja auch in den Umfragen schon weit hinten lag. Insofern haben die Ergebnisse der Umfragen sie durchaus nochmal ein paar Prozent gekostet, aber sie wäre auch ohne diese nicht auf Platz 2 gekommen und wohl auch nicht in die Nähe. Zumindest bei der internen Aufarbeitung sollte die SPD das berücksichtigen.

Die CDU versucht nun mit ganz fadenscheinigen Argumenten zu verhindern, dass sie das „zweitwichtigste Amt in Baden-Württemberg“ auch noch an die Grünen verliert. Turner wiederum ist recht kleinlaut geworden. Meinte er anfangs noch, auch im ersten Wahlgang schon gewinnen zu können, heißt es nun: „‚Ich bin sehr zufrieden‘, sagt Sebastian Turner endlich, es sei das erwartete spannende Kopf-an-Kopf-Rennen, […]“.

Eigentlich kann jetzt nichts mehr schiefgehen. Selbst wenn niemand zurückziehen würde und alle in zwei Wochen wieder genauso wählen wie jetzt, wäre Fritz Kuhn der neue OB von Stuttgart. Aber nur eigentlich. Es gehen nämlich erfahrungsgemäß im zweiten Wahlgang weniger Leute zur Wahl. Wer lieber Fritz Kuhn möchte, aber nicht zur Wahl geht, hilft damit Sebastian Turner (und natürlich auch andersrum). Wenn jetzt zu viele Kuhn-Anhänger denken, er habe ja eh schon gewonnen, kann das fatal werden. Nicht umsonst zielt die CDU jetzt auf die Nichtwähler. Ich glaube aber, dass es noch wichtiger ist, dass alle, die im ersten Wahlgang gewählt haben, auch im zweiten wieder hingehen und die Entscheidung nicht den anderen überlassen.

Dann können wir in zwei Wochen den ersten grünen OB einer Landeshauptstadt feiern. Vielen Dank an alle, die dies bis hierhin mit möglich gemacht haben – jetzt noch zwei Wochen! 🙂

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Neuer Job – bei 2 799.76974 pascals

Lange hab ich überlegt, was nun der richtige Zeitpunkt ist. Gestern Abend habe ich spontan entschieden, dass es der Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung durch mich ist. Was ich unterzeichnet habe? Einen neuen Arbeitsvertrag bei einem neuen Arbeitgeber.

Obwohl ich noch zum Jahreswechsel (und überhaupt die letzten zwei Jahre) sehr zufrieden war, gab es nun doch Gründe zu wechseln. Und wohin ich wechsle, kann sich sehen lassen: 21TORR ist eine sehr namhafte Agentur, die bundesweit in den Top 40 ist, was den Umsatz angeht. Die Referenzen reichen von Hewlett-Packard und Hugo Boss über Märklin und Rolf Benz bis hin zu s.Oliver und dem ZDF. Der Hauptsitz ist in Reutlingen, aber es gibt auch einen Standort in Stuttgart. Von diesem Standort hab ich erst vor kurzem erfahren und werde dort nun ab April arbeiten.

Pixelpunk/21TORR

Auf den ersten Blick kehre ich in meinen alten Job als Account-Manager zurück, doch der Schein trügt – etwas jedenfalls. Ich werde bei 21TORR zwar als Account-Manager arbeiten, aber der Job ist ja nicht überall der gleiche. Die Projektleitung übernimmt dort überwiegend ein separater Projektleiter und der Account-Manager kann sich voll auf den Kundenkontakt konzentrieren. Außerdem werden es deutlich weniger Kunden sein, die ich dort betreue.

Ich freue mich sehr auf die neue Agentur und vor allem auch darauf, wieder mehr Kundenkontakt zu haben. Beratung ist eher mein Ding als Produktion. Vermissen werde ich die direkte Personalverantwortung, wie überhaupt viele der Kollegen hier. Einen früheren Kollegen werde ich bei 21TORR allerdings wiedertreffen und zwei Freiberuflerinnen kenne ich auch schon. 🙂

Social Media und Online-Marketing werde ich nicht hinter mir lassen, sondern eher das Spektrum wieder etwas erweitern. Die Stelle war auch als Account-Manager Online-Marketing ausgeschrieben, weil da der Schwerpunkt liegen soll. Allerdings war die gleiche Stelle auch ohne den Zusatz Online-Marketing ausgeschrieben. Ich find’s gut, dass ich auch wieder mehr von meinen anderen Online-Kenntnissen einbringen kann und dass ich mich so beschränken muss („Ist das noch Social Media?“).

Ich freu mich auf die neuen Kollegen und die neue Herausforderung. 🙂

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Mein Besuch im Café Endlager Stuttgart

Gestern war ich nun endlich im Café Endlager. Gestern? Ja, die Ausstellung wurde bis 23. Mai verlängert. Wer also noch nicht dort war, hat nochmal die Chance dazu.

Verlängert bis 23. Mai 2010Aber nehmt euch Zeit mit. Denn ich war zwar bei meinem ersten Kurzbesuch schon überrascht wie groß die Ausstellung ist, aber da wusste ich noch nicht, dass es im ersten Stock noch mehr zu sehen gibt und es außerdem durch ein paar mysteriöse Türen durch noch zu einer Nachbildung des Atommüll-Zwischen-Endlagers Asse geht.

Alles in allem wirklich eine gelungene Ausstellung, die viel Stoff zum Nachdenken bringt (daher ist die Website wohl auch unter denkanstoesse.de zu finden).

Von einer Weltkarte mit im Bau befindlichen Atomkraftwerken und nuklearen Sprengköpfen über Film- und Bild-Material aus den 70ern und 80ern Café Endlager, Stuttgart: Vor dem Eingang (unter anderem aus Wyhl am Kaiserstuhl, Baden-Württemberg) bis hin eben zu einer Nachbildung der Asse. Nur den Teil mit den Riesen-Schnecken habe ich irgendwie gar nicht verstanden.

Das von einer Leserin gesuchte große, gelbe A habe ich leider nicht entdecken können. Es kann aber auch sein, dass es in der Vielzahl der Eindrücke einfach unterging.

Interessieren würde mich noch, wieso die Ausstellung gerade in Stuttgart zu sehen ist. Hat das was damit zu tun, dass die schwarz-gelbe Landesregierung hier ganz besonders stark für Atomenergie kämpft? Hat es damit zu tun, dass in Baden-Württemberg – anders als im Rest der Republik – etwa 60 % des Stroms aus Atomstrom kommen?

Hat es damit zu tun, dass eine der Keimzellen der Anti-Atom-Bewegung der Widerstand gegen das geplante Atomkraftwerk in Wyhl war? (Dazu gibt es in der Ausstellung übrigens einen Video-Mitschnitt einer Rede vom damaligen CDU-Ministerpräsidenten Hans Filbinger, der bekräftigte, dass das Atomkraftwerk Wyhl gebaut werde – wozu es aber nie kam.)

Oder ist es doch eher Zufall, dass es Stuttgart geworden ist?

Spannend finde ich nach wie vor die Tatsache, dass diese Ausstellung von einem Energieversorger finanziert wird, der bis 2008 selbst auf Atomstrom gesetzt hat. Was hat sich bei entega seitdem geändert? Gab es einen Vorstandswechsel? Gab es neue Erkenntnisse zur Problematik mit Atomkraft? Vielleicht weiß darüber ja jemand was.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Ich finde es ja super, dass entega in Sachen Atomstrom die Seiten gewechselt hat. Aber es irritiert doch ein wenig, wenn man nicht weiß, warum sie es vorher okay fanden und jetzt plötzlich nicht mehr.

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