Gemeinschaftshaus heißt die Haltestelle bei meinem Hotel. Ich hab zum Busfahrer eben Gemeinschaftsschule gesagt. Er hat stillschweigend drüber hinweggesehen. Überhaupt sehr nett hier die Nürnberger Nachtbevölkerung.
Gemeinschaftsschule in Bayern gehört ja leider auch eher zum Nachtprogramm. Kurz vorm Schlafen schon mal ein bisschen träumen.
Der Parteitag in Nürnberg geht in diesen Sekunden zu Ende. Logo-Variante 1 hat mit 56 Prozent gewonnen. Nürnberg wird heute Abend voll mit Grünen sein.
Ein Grund warum ich derzeit so im Stress bin, findet am kommenden Wochenende in Nürnberg statt: der grüne Bundesparteitag, im Grünen-Jargon meist BDK (= Bundesdelegiertenkonferenz) genannt. Dort wird es vermutlich zwei sehr große Kontroversen geben:
Grundeinkommen vs. Grundsicherung
Parteilogo
Zum Grundeinkommen haben wir in Baden-Württemberg ja fast ein Jahr lang einen Blog geführt (läuft natürlich immer noch), um die Diskussion breit zu führen. Also sowohl allen Parteimitgliedern die Möglichkeit zu geben, sich einzumischen als auch interessierten Bürgerinnen und Bürgern.
Wir, als Landesverband Baden-Württemberg, haben uns dann in Heilbronn für ein Modell des bedingungslosen Grundeinkommens entschieden.
Dieser Antrag wird nun auch auf der BDK abgestimmt und ist damit ein (der?) Gegenantrag zum Bundesvorstands-Antrag mit einem Grundsicherungs-Konzept (bedürftigkeitsgeprüft). Sehr interessant dazu übrigens diese Grafik, hier einen Tick besser zu sehen.
Unser Parteilogo sieht altbacken aus. Es hat verschiedene Schriftarten, ein Teil ist kursiv, ein anderer nicht usw. Komplex, unprofessionell und im 80er-Jahre-Stil. Nachdem der Vorschlag des Bundesvorstands für ein neues Logo vor etwa einem Jahr (wie die Zeit vergeht) auf dem Parteitag nach heftigen Protesten wieder zurückgezogen wurde, wird nun neu abgestimmt. Drei neue Varianten schlägt der Bundesvorstand vor.
Ich find zwar, dass die auch wieder nach 80er-Jahre-Stil aussehen. Wenn auch immerhin professioneller (gleiche Schriften) und etwas aufgeräumter. Eigentlich würde ich mir ein ganz anderes Logo wünschen und ich hatte da ja auch ein paar nicht so ernst gemeinte Vorschläge, die ich nun sogar ernst gemeint besser finden würde. Aber es liefert auch ein seltsames Bild nach außen ab, wenn man wegen so einer Frage, seinen Bundesvorstand zweimal baden gehen lässt. Notgedrungen würde ich mich wohl für Logo-Variante 1 entscheiden (siehe rechts). Wenn ich delegiert wäre, was ich dieses Mal aber erstmals gar nicht bin.
Wird auf jeden Fall ein spannendes Wochenende und ich freu mich drauf. Ihr könnt die BDK sicher in Teilen auf Phoenix im Fernsehen verfolgen, aber auch im Netz unter www.bdk-interaktiv.de wird es diesmal eine aktuelle Begleitung geben. Ob ich live groß was berichten kann, weiß ich noch nicht. Das Handy fürs Moblogging hab ich auf jeden Fall dabei, wie’s mit WLAN – und mit der Zeit zum Bloggen – aussieht, weiß ich noch nicht.
Ach ja, wer in der Nähe von Nürnberg wohnt, kann auch als Gast vorbeischauen. Grüne Parteitage sind keine geschlossenen Veranstaltungen.
Sehe gerade, dass das Team Netzbegrünung heute schon mal einen Hallenrundgang mit Video gemacht hat. Ein bisschen lang geworden, aber sonst sehr nett.
Da ich gerade ziemlichem Zeitmangel habe, verweise ich hier einfach mal auf die Diätendiskussion, die im vorherigen Eintrag entstanden ist (ab hier). Ich werde mich morgen auch in die Diskussion einschalten. Da es ein paar mehr als nur drei, vier Zeilen sein werden, wird das heute nichts mehr.
Es geht um die etwa 9-prozentige Erhöhung der Diäten für Bundestagsabgeordnete, aber auch ganz allgemein um die Höhe der Diäten und die Frage, wer sie festlegt. Untrennbar davon natürlich auch die Pensionsansprüche etc.
In der SPD Baden-Württemberg gibt es derzeit eine Diskussion über die Nachfolge von Ute Vogt als Fraktionsvorsitzende. Einer der für den Posten im Gespräch war, zieht nun mit Hinweis auf sein Alter zurück. Er ist 29 Jahre alt.
Der 29-jährige Rust aus Abstatt (Kreis Heilbronn), erläuterte, er könne wegen seines Alters bei der Landtagswahl 2011 „nicht aus dem Stand Ministerpräsident“ werden.
Da dachte ich noch, er meint damit, dass er im konservativ geprägten Baden-Württemberg in dem Alter als Spitzenkandidat oder gar Ministerpräsident wenig Akzeptanz finden würde.
Doch dann folgt dieser Satz:
Die Landesverfassung schreibt vor, dass ein Spitzenkandidat mindestens 35 Jahre alt sein muss.
Das kippt mich doch etwas aus den Latschen. Was soll so eine Regelung? In meinen Augen ist das absolut altbacken und undemokratisch. Wenn die Mehrheit der Wähler in den Landtag Abgeordnete wählt, die dann mit Mehrheit eine Koalition beschließen, die einen Ministerpräsidenten oder eine Ministerpräsidentin unter 35 beinhaltet, das wird das schon so passen.
Jedenfalls kann das Alter an der Stelle kein Argument sein. Nein, darf es nicht. Mit 35 ist man längst volljährig, wird auch lange nicht mehr nach Jugendstrafrecht verurteilt, wenn man was angestellt hat.
Aber Ministerpräsident darf man nicht werden? Wenn die Mehrheit es so wollen würde, warum dann kein 25-jähriger Ministerpräsident? Es wird wohl kaum dazu kommen, aber ich finde es geradezu einen Skandal, dass das nicht einmal möglich ist.
Ein anderer Fall machte seinerzeit einige Laborratten berühmt, weil sie ihren Versuchsleiter so konditionierten, dass er immer dann, wenn sie einen bestimmten Hebel betätigten, Futter in ihren Käfig tat.
Ich bin begeistert! Und zwar von kaioo. Das ist ein neues Social Network (also sowas wie StudiVZ, Xing, Facebook etc.). Aber es ist nicht einfach nur ein weiteres Social Network, sondern es hat eine geniale Idee im Hintergrund.
Alle Gewinne werden gespendet. Und die User können entscheiden wohin. Durch diese Grundausrichtung steigt schon mal das Vertrauen in diese Plattform immens. Denn wie sie selbst sagen:
Herkömmliche Social Communities müssen Ihren Gewinn maximieren, um für Ihre Investoren/Eigentümer eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Die Verwertung von Nutzerdaten liegt also auf der Hand. Dagegen muss kaioo als gemeinnützige Organisation seine Gewinne nicht maximieren, so dass kein Interessenkonflikt zwischen Gesellschaftszweck und Datenschutz besteht.
Mit kaioo steht nun ein Social Network in den Startlöchern, das den “sozial”-Begriff wortwörtlich nimmt und als gemeinnützige Plattform auftritt, deren Gewinne komplett für gute Zwecke gespendet werden.
Außerdem haben sie schon jetzt einige Funktionen, die anderen Social Networks fehlen. An vielem wird auch noch gearbeitet, es ist eine Beta-Version. Aber vom Konzept bin ich sehr begeistert.
Ich hab mich schon lange gefragt, wieso die Leute vom StudiVZ so blöd sind und selbst kleinste Anstrengungen für große Verbesserungen nicht unternehmen (wenn es eine neue Nachricht in einer meiner Gruppen gibt, wieso gibt es dann weder eine Nennung des Betreffs dieser Nachricht, noch einen Direktlink dorthin?).
Ich glaube, kaioo hat riesiges Potential. Ich bin jedenfalls schon drin und durchstöbere die Funktionen. Noch sind natürlich kaum Leute drin, aber erstens blogge ich ja jetzt drüber 😉 und zweitens – wohl ein klein wenig entscheidender – hat auch SPIEGEL online eben drüber berichtet.
Gestern an der Uni spricht mich ein Kommilitone an. Sinngemäß sagt er: „Du kannst mir doch bestimmt sagen, wie lange das mit den Streiks noch geht.“ Ich musste etwas schmunzeln und meinte, ich wisse da auch nicht mehr als er.
Nach einer kurzen Denkpause schob ich hinterher: „Ich hab den Eindruck, dass der Rückhalt in der Bevölkerung für den Streik der Lokführer massiv sinkt.“ Je öfter sie warten müssen, je öfter massenhaft Staus entstehen, weil kaum Züge fahren und vor allem auch jetzt, wo sie in der Kälte stehen müssen, desto weniger Verständnis hat man. Kurz gesagt: Je mehr man selbst von den negativen Folgen betroffen ist, desto kleiner wird die Solidarität mit den Lokführern.
Verstärkt wird das sicher dadurch, dass sich zwischen Bahn und GDL (Gewerkschaft der Lokführer) offenbar gar nichts bewegt. Jedenfalls bekomme ich nichts Wesentliches mit. Es gibt Verhandlungen. Verhandlungen werden abgeblasen. Verhandlungen werden ohne Ergebnis beendet. So hat man dann doch sehr stark den Eindruck, dass das ewig so weitergeht.
Außerdem kommt jetzt die Angst, dass kurz vor Weihnachten im Weihnachtsgeschäft zahlreiche Regale leer sein könnten. Positiv an dem Ganzen ist, dass die Bedeutung des Schienenverkehrs mal so richtig bewusst wird. Negativ ist, dass dies die Alternative Bahn für viele stark beschädigt und sie doch wieder lieber aufs Auto umsteigen. Zumal ein hoher Tarifabschluss sicher auch die Preise weiter anziehen lässt.
Aber auch wenn der Streik beendet wird. Die Züge werden demnächst wohl öfter mal stillstehen. Der Winter hat da schließlich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Aber besser als mit dem Auto wird man dann vermutlich immer noch vorankommen. Geradezu symbolhaft steht dafür dieses Video vom 16. Januar 2007 aus Portland.