Rechtschreibung und Glaubwürdigkeit

Bei BasicThinking habe ich eine Umfrage gefunden, welche Faktoren die Glaubwürdigkeit einer Website am meisten runterziehen. Finde ich sehr interessant.

Rechtschreib- und Grammatikfehler: 44,94 % (142 Stimmen)
Seltene Aktualisierung: 27,53 % (87 Stimmen)
Anonyme Quellen und Autoren: 12,66 % (40 Stimmen)
Mangelnde User-Freundlichkeit der Website: 12,03 % (38 Stimmen)
Geringer Bekanntheitsgrad der Website: 2,85 % (9 Stimmen)

Am meisten negativen Einfluss hat also die Rechtschreibung und zwar mit großem Abstand. Da bin ich offenbar nicht der Einzige, der Wert darauf legt. Interessant auch, dass der Bekanntheitsgrad eine sehr kleine Rolle spielt.

Die Umfrage hatte gut 300 Teilnehmer, die aus diesen fünf vorgegebenen Antworten eine wählen konnten.

Dieser Beitrag hat 0 Kommentare

  1. Claudia

    Mich hat das Ergebnis auch überrascht. Bei meiner eigenen Wahrnehmung haben Rechtschreibfehler ebenfalls einen großen Einfluss, aber ich dachte immer, ich bin da besonders pingelig. Beruhigend, dass ich damit nicht allein dastehe. Bei vorgegebenen Antworten muss man allerdings immer vorsichtig sein. Am besten wäre es wahrscheinlich gewesen, man hätte den Leuten eine Reihe anonymisierter Blogeinträge vorgelegt, sie die Glaubwürdigkeit einschätzen und dann erläutern lassen, wie sie dazu gekommen sind.

    Nachdenkenswerter Punkt: Wie sieht das bei den Printmedien aus? Hier werden ja immer mehr Korrektorate abgeschafft, und so sehen die Artikel auch oft aus. Selbst bei der von mir so geschätzten FR kommt es da manchmal zu Falschschreib-Exzessen. Wird sie dadurch weniger glaubwürdig? Wo Leserbindung bereits da ist, wohl nicht (ich als Stammleserin deute die Fehler eher als Teil einer allgemeinen Entwicklung), andernfalls vielleicht schon. Vielleicht sollten die Zeitungen da mal die Marktforschungsmaschinerie anwerfen und dann entsprechende Konsequenzen ziehen.

    Und wir Blogger? Immer schön sich selbst redigieren, auch bei Gelegenheitseinträgen. Schließlich lenken Fehler immer von den tollen Inhalten und dem brillanten Stil ab ;-). Die schlechter werdende Schulausbildung lässt allerdings auch vermuten, dass viele vor allem jüngere Leute da mangels Kenntnis gar nicht so empfindlich sind. Aber bei Contentmanager.de ist wohl eher von einer gut ausgebildeten Nutzerschaft auszugehen.

    Übrigens, Robert, falls du hier mitliest: Zwischen privaten und professionellen Websites mache ich da keinen Unterschied. Ich kann meine Rechtschreibfehler-Empfindlichkeit ja nicht nach Belieben ein- und ausschalten. Auf die Dauer nutze ich Privatblogs voller Fehler einfach nicht mehr.

  2. Robert

    interessanterweise mache ich hierbei einen starken Unterschied: Private Weblogs sind für mich das, was im realen Sinne das zwischenmenschliche Gespräch darstellt. Und wer da wie gedruckt redet, fällt unangenehm bzw. überkandidelt auf. Eine geschliffene Sprache im Business mag auch nicht überall angebracht sein, doch sie gilt imho viel stärker als eine Art formalisierter Indikator für Professionalität und Kompetenz. Zwei Faktoren, die mir im Privatleben sowas von egal sind.

  3. Claudia

    Ja. Ich habe auch nichts dagegen, wenn die Leute auf ihren Privatblogs schreiben, wie ihnen „der Schnabel gewachsen ist“. Aber wenn man das Ganze vor lauter Fehlern kaum noch lesen kann, geht es mir auf die Nerven. Fehlerarmes Deutsch muss ja nicht gleich „wie gedruckt“ oder „geschliffen“ klingen. Spontan, umgangssprachlich oder albern (ab und zu) soll es ruhig sein. Sonst kann ich ja gleich Zeitung lesen …

    Das macht aber gerade umgekehrt viele Unternehmensblogs attraktiv, gelungene jedenfalls, wenn nicht jedes Wort wie vorm Niederschreiben hundertmal umgedreht klingt, sondern spontan und direkt. Nicht vor Rechtschreibfehlern wimmelnd, sondern lebendig. Damit es nicht nach anonymer Marketingabteilung oder Werbeagentur klingt, sondern nach den Menschen, die das Unternehmen „machen“.

  4. Henning

    Eben. Robert hat in seinem Kommentar nicht zwischen Fehlern und weniger gewählt ausdrücken unterschieden. Da gibt es aber riesige Unterschiede („Sähr geerte Dammen und Heren“).

    Zu den Printmedien bzw. Zeitungen (die man ja nicht geprintet lesen muss): Für mich ist es auch generell ein Zeichen von Qualitätsverlust, denn wenn bei der doch eigentlich einfach zu überprüfenden Rechtschreibung nicht mehr genau hingeguckt wird, wie ist es dann mit dem Inhalt?

  5. Klaus

    Was mich bei der Erhebung etwas ins Grübeln bringt sind die gestellten Fragen. Ich würde mal vermuten, dass die Glaubwürdigkeit/Seriosität einer Seite ganz massiv durch ein professiionelles/schickes Layout beeinflusst wird. Durch das Weglassen dieser Antwortmöglichkeit wurden die Ergebnisse (würde ich jetzt einfach mal so behaupten) wohl deutlich verfälscht.
    Nichts destotrotz ist es trotzdem interessant zu lesen, dass auch heute noch großer Wert auf korrekte Rechtschreibung gelegt wird, wenn es um die Beurteilung von Medien geht. Fragt sich nur, inwieweit das für die breite Masse der Bevölkerung gilt. Man muss sich z.B. nur mal anschaut, wie „einfache Leute“ jegliche Konventionen der Rechtschreibung ignorieren, auch wenn ihnen bewusst ist, dass ihr Text veröffentlicht werden soll (vgl. http://www.dialo.de/outtakes/ ) Finde das sehr bedenklich!

  6. Christian

    Man muss auch bedenken, dass viele Seiten, auch die der Zeitungen, unter einem großen Druck sind, möglichst schnell möglichst viel zu veröffentlichen. Da bleibt die Qualität, nicht nur die der Rechtschreibung, oft auf der Strecke.
    Ansonsten ist die Umfrage wegen Ihrer Methodik nicht sehr aussagekräftig. Dennoch würde ich dem zustimmen, dass die Rechtschreibung einer Website neben dem Layout eine außerordentlich wichtige Rolle spielt.
    Die Umfrage findet sich übrigens hier: http://www.contentmanager.de/magazin/artikel_1129_erfolg_website_glaubwuerdigkeit.html

    Viele Grüße
    C.

  7. Henning

    Der große Zeitdruck ist sicher der Hauptgrund für viele Fehler in Zeitungen oder anderen Medien. Es bleibt die Frage, ob mir als Konsument dieser Medien der Grund ausreicht, um das hinzunehmen. Was bringt mir dieser Grund, wenn ich deswegen ne Falschmeldung kriege? Gar nichts.

    Und gerade dein erster Absatz bestätigt ja auch die Tendenz, dass die Qualität der Rechtschreibung oft mit der Qualität allgemein zusammenhängt.

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