Günther, Uwe und die Killerspiele

Günther Beckstein will Killerspiele verbieten. So weit, so schlecht. Innenminister in Bayern, Mitglied in der CSU, vielleicht auch schlechte Kindheit, was soll man da erwarten?

Aber wie kommt dann ein Uwe Schünemann auf die Idee, man könnte eventuell auch gleich die Nutzung bestrafen? Der ist auch Innenminister, allerdings in Niedersachsen, Mitglied in der CDU (immerhin also schon mal demokratisch, dafür nicht sozial) und hat in seiner Kindheit möglicherweise mit Beckstein gespielt.

Und der dachte sich offenbar, wenn wir schon dabei sind draufzulegen, dann geizen wir doch nicht. Nicht nur „Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe“ wie Beckstein, nein, machen wir lieber gleich zwei draus. Doppelt hält ja auch besser.

Und dann die Formulierung:

Der bestehende Strafrechtspraragraf 131 soll nicht verändert, sondern ergänzt werden durch einen Absatz mit konkretem Bezug auf Computerspiele, „bei denen ein wesentlicher Bestandteil der Spielhandlung die Ausübung von wirklichkeitsnah dargestellten Tötungshandlungen oder anderen Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen ist“.

Tötungshandlungen oder andere Gewalt gegen Menschen oder ähnliche Wesen… Computer-Schach ist damit wohl endgültig als Killerspiel erledigt. Dame, König, Läufer und Bauern sind eindeutig menschenähnlich und werden mit Gewalt beiseite geräumt. Bis zu zwei Jahre Haft also künftig bei Schachmatt. Süße Rache für den Verlierer!

Zum Vergleich übrigens: Für gefährliche Körperverletztung sieht § 224 StGB mindestens drei Monate Haft vor. Es könnte also gut sein, dass jemand wegen den so genannten Killerspielen härter bestraft wird als jemand, der real einen Menschen verletzt hat.

Sollte das tatsächlich Gesetz werden, sollte man wohl doch besser das verbieten, was Beckstein und Schünemann in ihrer Kindheit gespielt haben. Was immer es war, es muss schrecklich gewesen sein.

Dieser Beitrag hat 0 Kommentare

  1. donvanone

    So dämlich ich die Argumente und Ideen von Beckstein & Co auch finde, aber das viel genutzte Schach-Argument der „Gegner“ gefällt mir ebenso wenig. Und gerade hier passt es überhaupt nicht. Oder wo findest du im Schach die zitierten „wirklichkeitsnah dargestellten Tötungshandlungen“?
    Selbst „Tötungshandlungen“ finde ich arg weit hergeholt (muss man denn genauso polemisch werden wie die anderen?), aber mit wirklichkeitsnaher Darstellung eben dieser Tötungshandlung hat Schach nun wirklich nichts zu tun (okay, es gibt Ausnahmen. Ich erinnere mich da an ein Computerspiel (da haben wir es ja schon wieder) aus meiner Kindheit, wo die Schachfiguren wirklich gekömpft haben. Diese Bilder kriege ich nie wieder aus meinem Kopf…)
    Prinzipiell gebe ich dir und vielen anderen ja vollkommen Recht, nur die Argumentationsweise gefällt mir nicht, die ist zu angreifbar…

  2. Bastian W.

    Ich finde es unglaublich schade, dass diese Debatte von beiden Seiten so polemisch geführt wird. Gerade die sonst liberale und sozialkritische Jugendszene schießt sich dermaßen auf die Freiheit des (Killen-)Spielens ein, dass die Sozialkritik vollkommen auf der Strecke bleibt: Man ist sich einig, dass zuviel Fernsehen doof macht, aber die Killerspiele werden bis auf’s Messer verteidigt und von allem frei gesprochen.

  3. Linda

    Ich denke man muss das alles relativ sehen. Hier passt glaube ich der Satz:„Es kommt drauf an.“ Man sollte sich schon die Spiele ansehen und die Situation überdenken. Aber ich denke es liegt auch viel Verantworung bei den Eltern. Einflüsse wie Elternhaus, psychische Konstitution, Erfahrungen, Freundeskreis usw. spielen eine wichtige Rolle. Ich persönlich denke, dass ein Amoklauf durch das zufällige Zusammentreffen mehrerer unglücklicher Faktoren entsteht. So passieren die meisten Unglücke. Es läuft auch nicht jeden Tag irgend ein Typ Amok. Und das mit den 2 Jahren Haft finde ich blödsinnig. Also Keep it real!

  4. Henning

    @Simon
    Jetzt schon. 🙂

    @donvanone
    Das mag überzogen klingen, aber lies mal genau die Formulierung. Tötungshandlungen oder andere Gewalt, so verbietest du doch fast jedes Computerspiel.

    Aber du hast vollkommen Recht. Dieser Beitrag ist zutiefst polemisch, weil ich auch einfach tierisch sauer bin über diese… ich sag lieber nicht, was ich denke.

    @Bastian W. und Linda
    Ja, man muss es differenziert betrachten. Aber es ist ja nicht so als ob es da bisher keine Regelungen gibt. Aber im Prinzip ärgert mich das Gleiche, nämlich dass die Killerspiel-Debatte von den eigentlichen Problemen ablenkt. Und ich mache inzwischen auch noch mit…

  5. donvanone

    Wenn ich genau lesen soll, warum lässt du dann das „wirklichkeitsnah dargestellten“ aus deinem Zitat weg? Denn damit fallen dann nämlcih nicht mehr so viele Spiele raus. Schach zum Beispiel nicht. Und auch das von einigen angebrachte Tetris (die kleinen Kästchen sterben ja, wenn man eine reihe voll macht) wäre demnach noch erlaubt.

  6. Henning

    Man kann es so oder so lesen, aber die Wirklichkeitsnähe bezieht sich nicht eindeutig auch auf die „anderen Gewalttätigkeiten“.
    Tetris ist natürlich Quatsch, sind ja keine menschenähnlichen Wesen und auch die Gewalt ist dort wirklich weit hergeholt. Beim Schach sieht das schon anders aus. Die überzogene Darstellung sollte nur verdeutlichen wie überzogen diese Regelung ist.

    Aber wie schon gesagt, eigentlich sollten wir viel mehr darauf verweisen, wie sinnlos die Debatte ist. Counter-Strike würde wohl recht eindeutig unter diese Regelung fallen. Und, werde ich dadurch zum Killer oder Amokläufer? Nein.

    Mich hat nur dieses „wir überbieten uns jetzt mal gegenseitig, wer der bessere Killerspiel-Killer ist“ einfach tierisch aufgeregt.

  7. Stefan

    Blöde Diskussion, die die Freunde da führen, denn leider geht die am Thema vorbei … Es sollte doch um Amokläufer gehen und darum, warum diese Amok laufen …

  8. Henning

    Hört euch mal das JU-Interview mit Beckstein an. Insbesondere so ab knapp drei Minuten wird es interessant, wo er nochmal definieren soll, was für ihn ein Killerspiel ist. Sinngemäß sagt er, dass dies alle Spiele sind, in denen man Menschen tötet oder ihnen schwere Körperverletzung zufügt, weil das ja auch im realen Leben verboten ist.

  9. Markus

    Die ganze Diskusssion ist natürlich übertrieben. Die c’t fordert im aktuellen Heft auch Brot zu verbieten. Warum? Brot ist viel gefährlicher, denn 90% aller Amokläufer essen innerhalb von 24 Stunden vor ihrer der Tat Brot 😉

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