Private Krankenversicherung abschaffen

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Na, das klingt doch mal nach nem guten Vorschlag: Die Großkonzerne bei den Versicherungen wollen die private Krankenversicherung kippen und schlagen ein bürgerversicherungs-ähnliches Modell vor.

Ich hab noch nie verstanden, warum man die Krankenversicherungsbeiträge zwar prozentual vom Lohn bezahlt, so dass also Gutverdiener mehr zahlen als Geringverdiener – die Topverdiener dann aber über das Hintertürchen private Krankenversicherung aus dem Solidaritätsprinzip entlässt. Aktuell gibt es die Solidarität also zwischen Unter- und Mittelschicht und wer mehr als 4012,50 EUR im Monat verdient, ist fein raus.

Ohne die Details zu kennen – die Richtung dieses Vorschlags gefällt mir. Wobei ich mich frage, woher dieser Reform-Eifer jetzt kommt. Welches Interesse steckt da dahinter?

Dieser Beitrag hat 16 Kommentare

  1. SoWhy

    Und vor allem, wieso von denen? Wo doch die Union alles getan hat, um genau das in deren Sinne zu verhindern…

  2. Henning

    Ja, eben. Das macht mich auch etwas misstrauisch – so gut ich die Idee ansonsten auf den ersten Blick finde.

  3. Christian

    Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese gewaltige „Einheitskasse“ wirtschaftlich arbeitet (und damit auch im Sinne der Versicherten, denen eine Zahlungsunfähigkeit ja nichts nutzt) wenn erst einmal sämtliche Alternativen verschwunden und der Wettbewerb gestorben ist.

    Vorsicht bei großen Monopolen sage ich nur. Was sich jetzt vielleicht nach einer guten Idee anhören mag, kann in 10 Jahren zum Alptraum werden, wenn an der Preisschraube gedreht wird. Wenn es nur noch eine Kasse gibt, hätte man dann die Wahl zwischen zahlen oder unversichert leben.

    Mit Reform-Eifer hat das meiner Ansicht nach auch wenig zu tun, eher mit dem Abschaffen der unliebsamen (da erfolgreichen) Konkurrenz und der Bildung eines großen Monopols in einem Wettbewerbsmarkt.

  4. Robin

    Bürgerversicherung geht ja mehr in die Richtung, dass es keine Exklusivitätskassen mehr gibt (Warum müssen[!] sich z.B. Beamte privat versichern?) und alle einzahlen. Trotzdem könnte man ja verschiedene Kassen anbieten.

    @Christian:
    Ich bin auch für Konkurrenz. Aber ist es nicht Wettbewerbsverzerrung, wenn eine Kasse nur die Geringverdiener abbekommt (AOK ect.) und die Privaten quasi die besserverdienenden Staatsdiener vom Staat zugewiesen bekommt?

  5. Till

    Auch innerhalb der öffentlichen Kassen (oder wie heißen die nicht privaten?) gibt es ja durchaus Wettbewerb — die TK zum Beispiel hat gerade eine große Werbekampagne in BaWü laufen, und auch die Angebote zwischen den Kassen variieren durchaus. Je nach Bürgerversicherungsmodell heißt Abschaffung der Privatkassen nicht unbedingt Schluss mit Wettbewerb.

  6. Christian

    @Robin: Ja, das ist Wettbewerbsverzerrung und sollte endlich mal korrigiert werden. Aber ist die Abschaffung des Wettbewerbs der richtige Weg, um einer Wettbewerbsverzerrung beizukommen? Die Gesundheit ist ein hohes Gut (um nicht zu sagen das höchste), da sollte man sich vor Schnellschüssen in Acht nehmen (vor allem solchen aus der Wirtschaft).

    Bedenken sollte man auch eines: Die Allianz und die Axa (von denen der Vorschlag stammt) leben hauptsächlich von Zusatzversicherungen, die sie auch nach dem Ende der privaten Vollversicherungen noch verkaufen können. Andere private Versicherungsunternehmen verkaufen dagegen hauptsächlich Vollversicherungen und wenig Zusatzversicherungen – die sind so gut wie pleite, wenn die „Einheitskasse“ kommt. Ich sage daher nur: Vorsicht mit Vorschlägen die von Unternehmen kommen, die bei der Umsetzung quasi als „Nebeneffekt“ ihre Konkurrenten begraben können….

  7. Michael Münzing

    So dann kommentier ich hier auch endlich mal.
    Also ich finde den Vorschlag der großen Versicherer aus ihrer Sicht eigentlich sehr logisch.
    Wie auch in dem Bericht beschrieben sind ein Großteil ihrer Versicherten älter und bei älteren Personen ist die Rendite auf Grund der höheren Kosten geringer. Klar könnten Sie die Rendite auch für Ältere Personen höher berechnen, doch da kommt der Wettbewerb zum Zug. Weil ob ich nun bei einem jüngeren Versicherten 2% mehr Rendite mach oder bei einem Älteren macht absolut viel mehr aus.
    Also wenn der Großteil meiner Kunden nur noch Cash-Cows sind, jedoch keine Stars mehr, was mach ich dann? Ich suche mir nach neuen Produkten. Wenn man nun die Unsicherheit des Gesundheitssystems betrachtet geh ich als Großunternehmen doch lieber in die Offensive als mir etwas aufzwingen zu lassen.
    So hole ich mir einen breiteren Kundenstamm, bei welchem ich durch meine größe viel mehr Skaleneffekte erwarte, als die kleine Private Konkurrenz. Außerdem möchte ich mal behaupten, dass in Sachen Effizienz die großen Privatversicherer ganz sicher (vielleicht auch aufgrund geringerer Qulität) mit den Gesetzlichen Krankenversicherungen mithalten könnten bzw. sie übertreffen würden.

    Somit hätte ich als große Versicherung alles erreicht was ich will. Ich habe meinen Kundenstamm verbreitert und kann an diesem durch Crossselling von Zusatzversicherungen kräftig verdienen. Ich hab meine private Konkurrenz ausgeschalten, da diese die nun am Markt gefragten Produkte aufgrund ihrer Größe nicht zu einem konkurrenzfähigen Preis anbieten kann. Und ich grab den gesetzlichen Versicherungen ihre Kundschaft ab, so dass auch diese keine Konkurrenz mehr darstellen. Somit komme ich irgendwann in ein, wie auch Christian sagt Monopol und ich als große Verischerung hab die Marktmacht.

    Find ich kool. (Zumindest als große Versicherung)
    Sollte ich fast Leerverkäufe von kleinen Versichern machen 😛

  8. superguppi

    http://www.readers-edition.de/2008/06/13/krankenversicherungsreform-der-kampf-hat-begonnen/

    Zitat:
    Dieser Vorstoß ist nicht ganz uneigennützig. Sollte eine generelle Versicherungspflicht – wie sie insbesondere auch der SPD und ihrer Gesundheitsministerin vorschwebt – eingeführt werden, dann wären zwar alle Menschen zu einem dann wohl auch Einheitstarif – wie es die CDU/CSU und FDP für sinnvoll erachten – versichert, aber der Teufel steckt im Detail. Da eine allgemeine Grundsicherung quasi die Holzklasse der Krankenversicherung darstellt, in der nur die unerlässlichen Leistungen durch den Beitrag abgedeckt werden, wären alle anderen Leistungen, die bisher noch im Leistungskatalog der Privaten wie möglichweise auch der gesetzlichen Krankenversicherungen stehen, danach nur durch Zusatzbeiträge zu erlangen.

    Ein gutes Geschäftsmodell für die Privathenkrankenversicherer. Je niedriger der Leistungskatalog der Grundsicherung ausfällt desto mehr Zusatzleistungen können angeboten und nachgefragt werden. Bei einer solchen Reform würde man bei den privaten Krankenversicherungen auch gleich das Problem der älteren Klientel im eigenen Versichertenportfolio los.

  9. PKV Fan

    Also ich denke das kann man so und so sehen. Mal abgesehen davon, dass private Krankenversicherungen nicht einfach „abgeschafft“ werden können. Jede KV hat seine Vor- und Nachteile.

  10. Henning

    Für die, die in die PKV wechseln können, hat sie Vor- und Nachteile, ja. Ungerecht ist ja aber, dass sie gerade die, die mehr verdienen, aus dem Solidarsystem entlässt.

  11. PKV Vergleich

    Interessanter Beitrag.
    Ein Wechsel in die PKV hat Vor- und Nachteile.
    Die Vorteile überwiegen jedoch meistens.
    Daher lohnt ein Vergleich zwischen Preis- und Leistung.

  12. PKV Wechsel

    Ein Beitrag, der zum Denken anregt.
    Die Private Krankenversicherung ist jedoch so schnell nicht abschaffbar.
    Dies finde ich auch gut so.
    Preis- und Leistungsverhältnis ist nämlich wirklich besser im Gegensatz zur GKV.
    Beste Grüße 😉

  13. Bernhard von KVpreisgünstig

    Durch die Abschaffung der PKV wird nicht unbedingt mehr Solidarität geschaffen. So werden Top-Verdiener in der GKV durch die Beitragsbemessungsgrenze verschont. Angestellte, die knapp unter dieser Grenze verdienen, zahlen damit in Summe meist mehr Beiträge als diese Topverdiener. Ist dies gerecht?
    An der PKV gefällt mir eine Komponente, die der GKV gänzlich fehlt. Dies ist die Bildung von Alterungsrückstellungen. Jeder PKV-Kunde sorgt damit in jungen Jahren für die Bezahlbarkeit des Beitrags im Alter. Mit einem Blick auf die demographische Entwicklung frage ich mich, wann das Umlageprinzip der GKV scheitert und mit milliardenschweren Subventionen des Staats zusammen gehalten werden muss.

  14. Henning

    Diese Verschonung der Top-Verdiener geschieht doch vor allem durch die PKV! Außerdem bin ich mir sicher, dass auch die PKV ein Demographieproblem bekommen wird.

  15. Hermann

    Also ich persönlich kann nur sagen das einem die Gesundheit an erster Stelle stehen sollte. Ob man sich durch eine gesunde Lebenseinstellung vom schlimmsten bewahrt oder durch eine Zusatzversicherung sei einem selbst überlassen.

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