Sindelfingen:
Podiumsdiskussion im Pfarrwiesen-Gymnasium zur Renten-Frage
Generationenkonflikt der Finanzen
Von unserem Mitarbeiter Christian Förster
Eins ist sicher:
Die Rente ist unsicher. Deutschland ist überaltert, das
Sozialsystem ein Pflegefall, die Riester-Rente ein bürokratisches
Monstrum und nun? Um das zu klären, hatte die Politik AG
des Pfarrwiesengymnasiums zur Podiumsdiskussion geladen.
Die Moderatoren Daniel
Hettmann (zwölfte Klasse) und Jan Bühler (13. Klasse)
präsentierten den zahlreichen Zuhörern ein hochkarätiges
Podium: Der Landesvorsitzende der baden-württembergischen
JuSos Hendrik Bednarz, der Böblinger Bundestagsabgeordnete
Clemens Binninger (CDU), Henning Schürig aus dem Landesvorstand
der Jungen Grünen und Florian Toncar (Landesvorstand Junge
Liberale) stellten sich den Fragen.
Über eines herrschte
Einigkeit unter den Diskutanten. "So wie der Generationenvertrag
die letzten Jahre gegolten hat, kann er in Zukunft nicht mehr
in Anspruch genommen werden", sagte Clemens Binninger und
konnte sich dabei breiter Zustimmung sicher sein.
Jeder Politikwissenschaftler
hätte am weiteren Diskussionsverlauf seine Freude gehabt:
Während FDP-Mann Florian Toncar mit CDU-Unterstützung
durch Clemens Binninger klassisch sozialliberal an die Eigenverantwortung
appellierte, sprachen sich die Vertreter von SPD und Grünen
für mehr staatliche Regelungen und eine gemeinschaftliche
Finanzierung des Rentenproblems aus. - Ganz so, wie das Lehrbuch
die liberale von der sozialdemokratischen Mentalität trennt.
"Grundrente und Vorsorge!"
"Wir brauchen
eine steuerfinanzierte Grundrente, die über dem Sozialhilfeniveau
liegt und dazu eine private, verpflichtende Vorsorge",
skizzierte Hendrik Bednarz seine Vorstellungen und ging so gleich
ein paar Schritte weiter als seine Parteigenossin Ulla Schmidt:
Die Sozialministerin nämlich will den greisen Generationenvertrag
mit einem sparsamen Nachhaltigkeitsfaktor aufpeppen. Der soll
den Anstieg der Altersbezüge drosseln und so erreichen,
dass die Beitragshöhe von derzeitigen 19,5 Prozent langfristig
auf höchstens 22 Prozent steigt. Der entsprechende Gesetzesentwurf
durchläuft derzeit den Bundestag.
Henning Schürig
blies in das gleiche Horn: "Die rot-grünen Ziele sind
richtig, aber die Regierung geht noch nicht weit genug."
Die Bürgerversicherung, ein Schlagwort, das in der Diskussion
über die Gesundheitsreform aufkam, träfe seine Vorstellungen.
"So könnten beispielsweise auch Beamte in die Finanzierung
integriert werden." Juso Bednarz ergänzte: "Einzelne
gesellschaftliche Gruppen dürfen sich nicht aus dem Solidarsystem
verabschieden."
"Steuerfinanzierung ist falsch."
Florian Toncar hielt
dagegen: "Eine vermehrte Finanzierung über Steuern
ist falsch. Würden wir das Rentensystem nicht schon seit
langem mit Steuern unterstützen, hätten wir jetzt
nicht solch ein Problem." Er will den Akzent auf die private
Vorsorge setzen: "Das muss direkt und durchsichtig ablaufen."
Der Bürgerversicherung erteilte er eine klare Absage: "So
würde es noch schwerer, die Rechnung zu bezahlen."
Clemens Binninger
gab der Diskussion eine neue Richtung: "Ich möchte
woanders ansetzen: Wir werden in Zukunft länger arbeiten
und früher ins Berufsleben einsteigen müssen."
Das durchschnittliche Renteneintrittsalter liege derzeit bei
60 Jahren.
Die demografische
Entwicklung lässt sich nicht umkehren. Deshalb war für
alle Diskutanten klar, dass es sich bei der Rentenfrage um ein
Problem handelt, dessen Ursache sich nur schwer bekämpfen
lässt. Clemens Binninger: "Es ist klar, dass wir bessere
Unterstützung für Familien brauchen, aber auch das
wird die Geburtenrate nicht in die Höhe treiben."
Die Politik-AG des
Pfarrwiesengymnasiums ist ein junges, aber erfolgreiches Projekt.
Sie gründete sich im Februar 2002 und ihre Podiumsdiskussionen
werden langsam zur Tradition: In den letzten beiden Jahren debattierten
Schüler und Politiker über das Bildungssystem und
den Arbeitsmarkt. Lehrer Christian Sommer ist zufrieden: "Dieses
Jahr hat die AG 15 Mitglieder, das ist fast schon zuviel."
Von Politikverdruss keine Spur.
Mehr Informationen über die Politik-AG gibt es im Internet
unter www.pfarrwiesen-gymnasium.de/politik
21.02.2004
Quelle:
http://www.pfarrwiesen-gymnasium.de/politik/zeitung.html#SZ