Harsche
Kritik am 30-Minuten-Takt
Bezirksbeirat Nord wirft SSB Kundenunfreundlichkeit im Fahrplan
nach 21 Uhr vor
Das Projekt Neobus
der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) stößt im
Stuttgarter Norden weiterhin auf scharfe Kritik. Mit dem 30-Minuten-Takt
nach 21 Uhr reagieren die SSB auf schwache Fahrgastzahlen.
Von Thorsten Engelhardt
Die SSB befinden
sich in Rekonstruktionen, und Roland Krause, Produktplaner der
SSB, ist sich sicher: "Das Projekt Neobus bringt für
wenig Fahrgäste Nachteile, dafür viele Vorteile."
Seit dem Fahrplanwechsel Ende Dezember 2004 fahren alle Busse
der Innenstadt (außer die Linie 42) nach 21 Uhr nur noch
im 30-Minuten-Takt.
In einer Fahrgastzählung habe man festgestellt, dass es
nach 21 Uhr eine deutlich geringere Nachfrage gebe, verteidigt
Krause im Bezirksbeirat Nord das reduzierte Angebot. "Wir
müssen Angebot und Nachfrage in Einklang bringen."
Um Wartezeit zu umgehen, könnten sich die Kunden eine Fahrplanauskunft
ausdrucken.
"Älteren Menschen fällt es schon schwer, einen
Fahrschein zu lösen", hält Bezirksvorsteherin
Andrea Krüger dagegen. "Wie sollen diese Kunden sich
eine Fahrplanauskunft ausdrucken." Die Informationspolitik
der SSB sei stark "verbesserungsfähig".
Für Hans-Christian Wieder (CDU) ist der 30-Minuten-Takt
unzumutbar. Er weist auf die öffentliche Verpflichtung
der SSB hin: "Die Versorgung der Leute muss gewährleistet
werden." Wieder fordert als Kompromiss einen 20-Minuten-Takt.
Auch Armin Serwani (FDP) ist verärgert: "Die SSB sorgen
dafür, dass viele in Stuttgart auf ihren Bus warten müssen.
Da auch die Taxis in Stuttgart bundesweit am teuersten sind,
werden die Menschen, die eine Möglichkeit dazu haben, auf
das Auto umsteigen."
Hennig Schürig,
Vorsitzender der Grünen Jugend Stuttgart, kritisiert: "Es
ist peinlich genug, dass nach 0.30 Uhr keine Busse und Bahnen
mehr fahren." Noch peinlicher sei aber der 30-Minuten-Takt
nach 21 Uhr. Auf die Spitze getrieben bedeute dies: "Wenn
es das Hauptziel der SSB ist, ihr Defizit zu verringern, wäre
die Einstellung des Betriebs wohl am besten."
Die verkürzten
Taktzeiten sind zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2004 in
Kraft getreten. Die SSB wollen dem Bezirksbeirat Nord "ausgewählte
Zahlen" zur Auslastung der Busse vorlegen, sobald diese
Daten statistisch erhoben sind.
Quelle:
Stuttgarter
Nachrichten, 29.03.2005, Nr. 71 (abgetippt)