LANDTAGSWAHL
/ Henning Schürig wirbt für die Grünen um Stimmen
Ein
Student will ins Parlament
Politik ist eine
Kunst für sich. Doch sind die Landtagskandidaten auch
sonst kreativ? Die NWZ hat ihnen Wachsstifte und Malblock in
die Hand
gedrückt und die Politiker um ein Selbstporträt gebeten.
Als erster
zeichnet heute Henning Schürig (Grüne).
HELGE THIELE
KREIS GÖPPINGEN
- Noch bevor
Henning Schürig den ersten Strich zu Papier gebracht hat,
legt der Kandidat der Grünen im Wahlkreis Göppingen
ein Geständnis ab: "In Kunst war ich immer schlecht",
erzählt der 24-Jährige. Deshalb habe er zu Hause geübt,
morgens um vier. "Ich bin eben ein Nachtmensch", sagt
der Student der Technisch Orientierten Betriebswirtschaftslehre.
In Stuttgart lebt Schürig, der sich durch die Studentenproteste
gegen die Einführung von Hochschulgebühren landesweit
einen Namen gemacht hat, in einer WG. Abends kann man ihn schon
mal in einer gemütlichen Kneipe im Stuttgarter Westen antreffen,
unweit der Kreisgeschäftsstelle der Grünen. Zurzeit
ist der Kandidat, der in Bottrop geboren und in einem kleinen
Dorf bei Celle (Niedersachsen) aufgewachsen ist, aber eher im
Filstal anzutreffen. Dort wirbt er um Wählerstimmen.
Vor knapp vier Jahren
war Henning Schürig den Grünen beigetreten, doch Politik
habe ihn auch schon vorher interessiert. Der junge Mann im braunen
Cord-Sakko sagt: "Ich stamme aus einem rot-grünen
Elternhaus, schon mit 13 Jahren habe ich mich mit politischen
Fragen beschäftigt." Das lag sicher mit daran, dass
die Mutter, eine Grund- und Hauptschullehrerin, im Gemeinderat
saß. Schürigs Vater arbeitet in Hannover im Umweltministerium.
"Ich will mal eine Familie gründen, aber das hat keine
Eile", meint der Single, der zwar gerne mit Freunden feiert,
sich aber nicht als Tänzer bezeichnet. "Da brauchts
schon ein paar Bier", sagt er und lacht, während er
mit Wachsstiften und Zeichenblock kämpft. Das Selbstporträt
ist fast fertig - und eine gewisse Ähnlichkeit zwischen
der Figur auf dem Papier und dem Landtagskandidaten der Grünen
ist vorhanden. In den kommenden Wochen will Schürig versuchen,
möglichst viele Menschen von grüner Politik zu überzeugen.
Sein persönliches Ziel am 26. März liegt bei zehn
Prozent. Um am Ende in den Landtag einziehen zu können,
müssten es aber 13 Prozent sein - mindestens. Wenns nicht
klappt, will Schürig erst mal fertig studieren.
Donnerstag, 02.03.2006 (Neue Württembergische Zeitung)