Cem Özdemir will ja bekanntlich in Stuttgart I das Direktmandat holen – das erste grüne Direktmandat außerhalb von Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin. Die Stuttgarter Nachrichten sind da schon weiter. Für sie war er am vergangenen Freitag in Sillenbuch schon Kanzler.
Bei einer Podiumsdiskussion trafen die fünf Bundestagskandidaten aus dem Stuttgarter Süden aufeinander. Würde der Applaus entscheiden, würde Rot-Rot-Grün die nächsten vier Jahre regieren – und Cem Özdemir wäre der neue Kanzler.
Und weiter:
Cem Özdemir zieht den Applaus an wie ein Magnet.
[…]
Stuttgart 21 ist ein Milliardengrab, und wenn sie, die Wähler, ihm, dem Bundesvorsitzenden der Grünen, ihre Stimme geben, wird er in Berlin alles dafür tun, dass das Projekt ein für allemal versenkt wird. Das sitzt. Da können die anderen neben ihm noch so sehr den geplanten Durchgangsbahnhof preisen, sie stehen auf verlorenem Posten. Özdemir setzt noch einen drauf. Am Atomausstieg ist nicht zu rütteln, sagt er. Und das sich irgendwo ein sicheres Endlager für die Atomsuppe finden lässt, ist doch Augenwischerei.
[…]
Es ist eine Demonstration. Özdemir, der Politprofi, schlägt sie alle.
[…]
Trotzdem: Würde der Applaus in Sillenbuch über den Ausgang der Wahl am 27. September entscheiden, das Regierungsbündnis der nächsten Legislaturperiode wäre Rot-Rot-Grün. Und Özdemir der Kanzler.
Dazu passend ein gut eine Woche altes Video von Cem zu seiner Kandidatur und seinen Zielen:
Mehr unter www.cem-stuttgart.de und www.oezdemir.de – und natürlich auf Facebook und StudiVZ.
Boah, was für eine Bejubelung! Mich versetzt Cem nicht ins Entzücken, und ganz sicher auch nicht in die Stimmung für Beifallsstürme. Rein gefühlsmäßig steht er für mich in der gleichen Klasse wie Koch-Mehrin.
Und in beiden Fällen bin ich mir sicher, rein gefühlsmäßig, dass ich mich von diesen Personen nicht repräsentiert fühle. Eigentlich: An keiner Stelle, sogar dann, wenn sie das gleiche sagen sollten, was ich auch denke oder sage.
Ich mag diesen aalglatten, eloquenten und ausgeprägt selbstzufriedenen Politikertypus einfach nicht, dessen Lebensberechtigung im Wesentlichen aus der Existenz hochspezieller Biotope wie Talkshows rührt, und nicht daraus, dass von diesem Typus besonders dicke politische Bretter durchbohrt werden.
Künast finde ich dagegen ziemlich klasse, manchmal sogar dann, wenn sie ökosentimentalen Quark (pardon fürs Wort!) vorträgt, der meine Sache nicht ist.