Eine rote Ampel mitten in Stuttgart. Zahlreiche Fußgänger warten auf grün. Eine geht rüber.
Eine andere – vielleicht etwas jünger als ich – brüllt sofort lautstark los: „ES IST ROT!!!“
Die Rübergegangene dreht sich von der anderen Straßenseite kurz um, während die Lautstarke leicht gedämpft, aber immer noch sehr laut in den nächsten Gang schaltet: „Meine Fresse! Wenn ich sowas seh! Da ist ein Kind! Wenn da kein Kind wär, wär alles super. Aber so…“
Sie hebt die Lautstärke wieder etwas an: „Da könnte ich so reinschlagen!“
Vorbildlich?
😀 ob die wortwahl der gegenwart des kindes angepasst ist?
Ich habe mal gehört, in Großbritannien sei die Fußgängerampel nur ein „Vorschlag“. Man begeht dort wohl keine Ordnungswidrigkeit wie bei uns (oder in den Augen der von Dir beobachteten Frau ein Kapitalverbrechen), wenn man eine rote Ampel überquert, ist aber im Falle eines Unfalls „selbst schuld“. Finde ich eigentlich ganz gut, diese Regelung. Schaden, Reaktionszeit, „Bremsweg“ etc sind bei einem Fußgänger ja ganz anders zu beurteilen als bei einem Kfz.
Die Frage ist: erzieht man Kinder lieber zu verantwortungsvollem Handeln oder zu strikter Beachtung von Regeln ohne diese zu hinterfragen?
@simon
Das ist der Grund für das Fragezeichen. 🙂
@Stefan
Ich würde sagen, das kommt sehr darauf an, was eine Nichtbeachtung der jeweiligen Regeln für Folgen hat oder haben kann. Bei roten Ampeln im Zweifel lieber nicht hinterfragen, sondern stehenbleiben.
Ampeln als „Vorschlag“ finde ich keine gute Idee. Das führt doch vor allem dazu, dass wieder noch mehr das Recht des „Stärkeren“ – also des Autos – gilt. Gibt ja so schon genug, die nochmal ordentlich Gas geben, wenn man gerade noch über ne dunkelgrüne Ampel läuft oder sogar ne grüne, wo sie als Abbieger – unter Beachtung der Fußgänger – trotzdem rüberdürfen.
Oder heißt das nur, dass die Fußgänger rüberdürfen, aber die Autos nicht?
@Henning: ja, dieses „Man sollte, muss aber nicht stehenbleiben“-Regelung gilt wohl nur für Fußgänger. Wie ich erklärt habe, würde es für Autofahrer keinen Sinn machen.
War mir nicht 100%ig klar, daher die Nachfrage. Schließlich treffen ja auch an Fußgängerampeln Autos und Menschen aufeinander – oder im besseren Fall nicht. 😉
Es klappt eh nicht, in Gegenwart von Kindern in den vorbildlichen Modus zu schalten, während man sonst anders handelt. Keiner entlarvt Inkonsequenz schneller als ein Kind.
Vorbild ist keine der beiden Personen. Straßenverkehr ist für Kinder (je nach Alter) eher unübersichtlich und zu komplex (besonders in größeren Städten), das können sie gar nicht verstehen. Deshalb brauchen sie einfache Regeln. Und „bei rot bleibe steh’n, bei grün darfst du geh’n“ ist verständlich und einleuchtend.
Höflichkeit gegenüber Mitmenschen ist auch sowas, was man Kindern beibringen, vormachen und auch einüben sollte. Als Mutter würde ich mich allerdings weder mit der Rotlatscherin noch mit der „Brüllerin“ anlegen, sondern meinen Kindern kurz erklären, dass beides nicht geht. Unkommentiert kann man solch einen Vorfall jedenfalls nicht lassen, den Kindern fällt es meist noch schwer solche widersprüchlichen Erlebnisse einzuordnen.
Stimmt, guter Punkt, den du da am Schluss noch ansprichst. Ich hab bisher nur beides als „nicht vorbildlich“ einsortiert, aber dass gerade die Widersprüchlichkeit Kinder nochmal besonders irritieren kann, war mir nicht so bewusst.
Es gibt solche und solche … immer wieder !
Auf bayrischen Ampeln steht ja: „Nur bei Grün den Kinden ein Vorbild!“ Das ist doch quasi eine Aufforderung, oder? Ein fehlendes Komma macht viel aus 😀
Spaß beiseite, diese Korinthenkackerei bei Ampeln ist furchtbar, aber typisch deutsch. Wenn man auf der Nebenstraße, wo weit und breit kein Auto zu sehen ist, vor einer roten Ampel stehen bleibt….