Ich ärgere mich jedesmal, wenn jemand von einer „politischen Klasse“ in Deutschland spricht – jedenfalls, wenn es um die Gegenwart geht. Logisch nachvollziehbar ist es irgendwo noch bei denen, die damit ihre Distanz zur Politik und ihre Politikerverdrossenheit ausdrücken wollen. Aber immer öfter erlebe ich, dass auch Politikerinnen und Politiker selbst von einer „politischen Klasse“ sprechen.
Mal abgesehen davon, dass ich den Begriff von „Klassen“ für unsere Gesellschaft sehr überholt finde – ich fühle mich keiner „Klasse“ zugehörig und empfinde das auch als sehr spaltend – halte ich insbesondere den Begriff „politische Klasse“ für besonders falsch. Denn einerseits machen solche Begrifflichkeiten die Kluft zwischen Politik und Bevölkerung noch größer und andererseits ärgert mich, dass damit suggeriert wird, dass politisch tätige Menschen alle derselben Schicht angehören würden.
Dabei sind sie selbst ebenfalls Arbeiter, Angestellte, Arbeitslose, Wohlhabende und was man da noch alles für Schichten unterscheiden will. Hier werden wieder einmal die Ehrenamtlichen vergessen oder verdrängt. Aber selbst bei Berufspolitikern kann man nicht sagen, dass sie alle einer Schicht angehören. Dafür ist die Bezahlung von Ministern, parlamentarischen Beratern, Behördenchefs, Landesvorsitzenden, Kreisgeschäftsführern oder Abgeordneten (man vergleiche beispielsweise Hamburg mit ca. 2.500 EUR mit dem Bundestag mit etwa 8.000 EUR) viel zu unterschiedlich.
Also tut doch bitte mir, der Demokratie und auch der Realität einen Gefallen und sprecht nicht mehr von einer „politischen Klasse“. Danke.
Ich höre damit auf, wenn die Herren Politiker damit aufhören, zu sagen, irgend etwas käme aus „dem Internet“.
>Dabei sind sie selbst ebenfalls Arbeiter, Angestellte, Arbeitslose, Wohlhabende und was man da noch alles für Schichten unterscheiden will.
Und?
Ich kenne leute die für einen Hungerlohn arbeiten gehen,aber sich trotzdem für was besseres als einen Arbeitslosen halten.
Du wirst nichj gewählt wenn du dich nicht für was besseres hälst.
Guck dir doch die Politker an,die bei Gameshows mitmachen,und sich damit auf einer Stufe mit Stars oder Eliten sehen,oder leute wie Wulf.
Ich habe mal die zuständigen Politker des Stadtrates in einer sache angeschrieben,meinst du da hat sich einer gerührt?
NÖ!
Also bitte Politker ist etwas wozu man sich entscheidet,und da darf man sehr wohl Verallgemeinern.
Ansonsten erwarte ich ein Posting wo du Differenziert mit der NPD umgehst.
Ihr verallgemeinert selber wie sau.
Und man muss sich nur mal die Aktion der neoNSDAP angucken als gerade mal 3 Politker aufgestellt wurden,obwohl es über 1000 Kandidaten hätte geben können.
Aber nein,lieber hat die Braune übermacht,wie in alten zeiten einfach die minderheit platt gemacht.
Und es ist nicht das erste mal das sich die Grünen an so etwas beteiligt haben.
Hallo Henning,
ich find den Begriff der „politischen Klasse“ gar nicht so schlecht. Es gibt in Deutschland eine Gruppe Menschen, die zur politischen Gestaltung willens ist und das entweder hauptberuflich oder ehrenamtlich tut. Das hat wenig mit Einkommen oder „sozialer Schicht“ zu tun. Es ist einfach eine Beschreibung, um die aktiv politisch Beteiligten von den passiv (lediglich wählenden) und den Desinteressierten zu unterscheiden. Ich sehe den Begriff völlig wertneutral und lediglich beschreibend.
Was wäre denn ein besserer Begriff?
Viele Grüße
Mann²
@Heiko
Das sagen manche, nicht alle. Willst du wegen denen der Demokratie schaden? Abgesehen davon finde ich das albern – klingt so nach „Wenn du Unsinn erzählst, mach ich das auch“. Ist das nicht Kindergartenniveau?
@Stefan
Es geht mir um den Begriff Klasse. Der ist soziologisch laut Wikipedia wie folgt definiert: Der Begriff Klasse bezeichnet in der Soziologie eine Gruppe von Menschen, die sich durch gemeinsame, insbesondere ökonomische Merkmale, aber häufig auch durch ein spezifisches Zusammengehörigkeitsgefühl oder Klassenbewusstsein auszeichnen. Sehr viel stärker als die Begriffe Schicht oder Milieu betont der u. a. von Karl Marx verwendete Begriff Klasse ein Unterdrückungs- und Ausbeutungsverhältnis. In der Soziologie wird über die genaue Definition des Klassenbegriffs, aber auch über die Frage, ob die Leitbegriffe Klasse, Schicht oder Milieu die Gliederung der Sozialstruktur einer Gesellschaft besser beschreiben, kontrovers diskutiert. Der Klassenbegriff ist wegen seiner politischen Auswirkungen besonders umstritten. Zu konkurrierenden Begriffen siehe „Sozialstruktur“ und „soziale Ungleichheit“.
Abgesehen davon, dass ich den Zusammehang nicht kenne und nicht weiß, wie du die Mail geschrieben hast, kenne ich zahllose Beispiele, wo geantwortet wurde.
Das hat rein logisch nicht wirklich etwas miteinander zu tun. Nur weil man sich freiwillig für etwas entscheidet, sind noch lange nicht alle gleich, die das tun. Aber mir ging es hier ja nicht so sehr um die Verallgemeinerung an sich, sondern um den Begriff politische Klasse.
@Mann²
Gerade weil es nichts mit der sozialen Schicht zu tun hat, ist der Begriff „Klasse“ falsch – siehe Wikipedia-Definition am Anfang der Antwort an Stefan.
Bessere Begriffe sind meiner Ansicht nach: Politiker, politisch Aktive,…
1. Ja, das mag Kindergartenniveau sein – so ist Politik eben. Schau Dir mal den Umgang aller Bundestagsfraktionen mit der Linken an. Ich bin wahrlich kein Freund der Linken, aber das ist eindeutig Kindergarten. Schau Dir die Äußerungen aller etablierten (oder sinkenden) Parteien über die Piraten an. Kindergarten. So ist das halt im politischen Klassenzimmer.
2. Mit der politischen Amtstätigkeit kommt recht häufig eine Änderung der sozialen Schicht (so sie denn nicht eh schon hoch genug war) – gleichzeitig ab einem bestimmten Punkt eine Abgrenzung zu bestimmten Kreisen, von denen man Abhängig wird und tunlichst bemüht ist, sie ebenfalls abhängig zu machen (die einen nennen es Eliten, die anderen Parteifreunde, böse Zungen nennen es Junta). Da haben wir das Zusammengehörigkeitsgefühl, ich spüre häufig das Elitendenken („Ihr habt doch keine Ahnung, wir aber“), sogar dann, wenn sie offensichtlich mit Fakten widerlegt wurden (siehe. Fr. v.d. Leyen). Dazu kommt noch das Gefühl von Geheimniskrämerei… (Was wollten die Grünen letzte Woche zusammen mit allen anderen (sans Linke) eigentlich am Art. 93 GG ändern?) und da hast Du Deine Klasse.
„Politisch Aktive“ ist ein deutlich weiter gefasster Begriff. Bürgerinitiativen sind politisch aktiv, Demonstranten sind politisch aktiv – sogar ich bin gerade (ein wenig) politisch aktiv.
Eins vorneweg: Ich bin generell kein Freund davon, die Gesellschaft in „Klassen“ einzuteilen.
@Heiko
Ich weiß zwar nicht, was an dem Umgang der grünen Bundestagsfraktion mit der Linken Kindergarten sein soll (kannst gerne Beispiele liefern), aber sei’s drum: Nur weil andere sich auf Kindergarten-Niveau verhalten, ist das doch noch kein Grund, es selbst zu tun. (Bei den Piraten kommt es übrigens sehr darauf an, wer etwas zu ihnen sagt.)
Hast du gelesen, was ich dazu oben geschrieben habe? Inwiefern soll das denn für die Ehrenamtlichen gelten, die die Mehrheit stellen?
Sind dann z.B. die Fans jedes Fußballvereins auch wieder eine Klasse für sich? Oder die aus Dorf A eine und die aus Dorf B eine andere, weil sie sich so gerne voneinander abgrenzen? Und was ist mit den Dorfpolitikern dort, die gleichzeitig Fußballfans sind und Arbeiter? Gehören die dann vier Klassen an? Das widerspricht doch dem Grundgedanken von Klassen: https://de.wikipedia.org/wiki/Klasse_(Soziologie)
Keine Ahnung. Aber wenn ich es wüsste, würde ich dann einer anderen Klasse angehören? Und ist die Bundesregierung auch eine andere Klasse als die Opposition, weil auch die ihre Geheimnisse haben? Überhaupt – jeder Mensch und jedes Unternehmen hat seine Geheimnisse. Das ist doch aber noch kein Grund, da jeweils eine eigene Klasse draus zu machen.
Ja, und? Warum gehören die für dich denn alle nicht zur „politischen Klasse“, wenn du der Meinung bist, es gibt eine?
Ich bin auch kein Freund von Klassen – aber so lange wir bei den Themen Gleichberechtigung und Gleichbehandlung noch Hausaufgaben haben, so lange gibt es Klassen oder Schichten oder ausgegrenzte/benachteiligte Bevölkerungsteile.
Was mich immer an eine „Klasse“ denken lässt ist diese massive Realitätsverweigerung, die aus Interviews und Äußerungen heraustrieft (mir fallen jetzt blöderweise nur FDP-Beispiele ein, deswegen nenn ich sie jetzt dankenswerterweise nicht). Eine Abgehobenheit von der Realität, die mich öfters mal an die Aristokratie des 17. Jahrunderts erinnert – oder an den Vatikan… ich muss allerdings zugeben, dass das eine Bauchfrage ist – ich bin kein Soziologe und erhebe nicht den Anspruch, den Begriff definitionsgemäß zu verwenden.
Vielleicht ist es keine Klasse – aber die Entscheidungsträger sind abgeschottet, schließen sich selbst weg und der normale Bürger (so denn er nicht Milliardär ist oder Konzernchef) hat keinen Zugang zu ihnen.
Und zum Kindergarten meinte ich (als zeitnahes Beispiel Gauck): Frau Merkel beriet sich mit allen Fraktionen im Bundestag. Hoppla – Linke vergessen… naja, war kein Versehen. Den Grünen war’s ja auch recht. Nicht fair, aber hey…
Ich würde die Linken nicht wählen und ich hätte große Schwierigkeiten mit meinem Bestehen auf Fairness, wenn z.B. die NPD im Bundestag säße – aber hey. Die Linke hat mehr Sitze als die Grünen, und liefert gelegentlich sogar vernünftige Vorschläge, wird aber auch dann systematisch ignoriert, auch vom Rest der Opposition…
Hallo,
Das es in Deutschland keine Klassen gibt ist mir neu. Wem das Wort Klasse zu sehr belastet erscheint kann ja auch Schicht nehmen. Aber der Einheitsbrei unter dem Motto „Wir sitzen ja alle im selben Boot“ ist mir zu einfach und spiegelt nicht die gesellschaftlichen Tatsachen in diesem Land wieder.
Politische Klasse? Auch so eine Definition. Man könnte auch andere Begriffe nehmen. Fakt ist das sich die Entscheidungsträger in Deutschland vom Volk abkoppeln und somit schon so etwas wie eine Klasse/Schicht bilden.
ich gehe sogar so weit, dass ich mir selbst politposts nicht durchlese