Kleiner Jahresrückblick 2018
Letztes Jahr habe ich ihn ausgelassen, aber den kleinen, persönlichen Jahresrückblick davor fand ich eigentlich ganz gut und daher möchte ich das dieses Jahr wieder machen. Wenigstens einmal im Jahr muss in diesem Blog doch noch was passieren.
2018 war ein sehr besonderes Jahr. Politisch, persönlich und beruflich war viel los. Wo fange ich also an? Vielleicht kurz einleitend mit Dingen, die schon 2017 passiert sind. Ende 2017 sind wir nämlich in eine neue Wohnung gezogen – deutlich größer, deutlich teurer, aber in einer sehr schönen Gegend, nämlich im Lehenviertel in Stuttgart-Süd. Mir war da nur halb bewusst, dass wir damit genau in DAS In-Viertel in Stuttgart ziehen (das viele übrigens zum Heusteigviertel zählen, wo es historisch betrachtet sogar hingehört).
Politisch war dieses Jahr sehr viel los und sehr viel Neuland dabei. Die Grünen haben mit Annalena Baerbock und Robert Habeck neue Parteivorsitzende gewählt. Ja, das hätte ich auch nicht gedacht als ich Annalena Ende 2010 im Bus am Rande eines Parteitags kennenlernte*. Erstmals zwei Realos an der Spitze, aber eben auch erstmals eine Wahl, wo die Flügel nicht entscheidend waren – und prompt gehen die Umfragen in die Höhen, die die Grünen aus meiner Sicht schon lange verdient haben. Und das bislang deutlich stabiler als bei früheren Höhenflügen 2011, die außerhalb von Baden-Württemberg doch recht schnell wieder verpufften.
(* Überhaupt spannend zu sehen, wo viele politische Weggefährten heute gelandet sind. Manche sind im Bundestag oder Landtag, manche Minister oder auch schon wieder Ex-Minister und manche in ganz anderen spannenden Funktionen. Witzig war die Tage auch eine zufällige Begegnung mit einem Ü70-Grünen aus Stuttgart, der mich seiner Frau als einen „Grünen der ersten Stunde“ vorstellte. Mir kommt’s ja auch manchmal schon fast so vor und so sagte ich nickend, dass es schon 16 Jahre seien und ich 2002 eingetreten sei. Ich vermute, dass vor allem die 2 vorne an der Jahreszahl ihn zum Lachen brachte. Er dachte eher an 1980, woraufhin ich meinte, dass ich da ja noch gar nicht geboren war. Aber wenn man sich seit 16 Jahren immer wieder begegnet, kommt einem das eben auch wie eine Ewigkeit vor.)
Weitaus mehr Beachtung fand aber noch der Wechsel an der Spitze der CDU. Anders als bei uns Grünen ist der Parteivorsitz dort ja auch mit einem „Zugriffsrecht“ auf die Spitzenkandidatur verbunden – und nicht selten hat die CDU in diesem Land ja auch den Kanzler und zuletzt die Kanzlerin gestellt. Kein Wunder also, dass da stark drauf geguckt wird. Vor allem, wenn es einen Dreikampf gibt. Wobei mich immer wieder irritierte, wie sehr anfangs die Kandidaten außerhalb dieses Trios weitgehend totgeschwiegen wurden. Erst später wurde mir bewusst, dass das wohl auch daran lag, dass die Parteistatuten relativ hohe Hürden für eine Kandidatur haben, so dass meiner Kenntnis nach keiner dieser anderen Kandidatenkandidaten letztlich wirklich ein Kandidat wurde und gewählt werden konnte. Ich bin das ja so gewohnt, dass jedes Mitglied einfach seine Kandidatur erklären kann.
Sehr spannend war auch der ganze Prozess, der ja medial intensiv begleitet wurde. Aber als dass dann am Ende als Musterbeispiel für innerparteiliche Demokratie und „andere Parteien sollten sich ein Beispiel daran nehmen“ hingestellt wurde, war ich doch sehr irritiert. Für die CDU war das ein Riesending, da gab es tatsächlich Auswahl beim Parteivorsitz. Mit mehreren Kandidaten. Und davon mehrere aussichtsreich. So richtig demokratisch. Wow – für CDU-Verhältnisse. Bei den Grünen gibt es solche Situationen oft, z.B. bei der Spitzenkandidatenauswahl und oft auch im Parteivorsitz. Wer hat sich da also an wem ein Beispiel genommen? Leider scheinen bei vielen Journalisten solche Hintergrundinformationen zu fehlen und sie feiern das weitgehend unreflektiert mit.
Inhaltlich ist die Politik derzeit auch sehr spannend, wenn auch an vielen Stellen leider sehr beängstigend. Bei vielen Themen zeigt sich auch wieder, dass die Grünen die Rolle der frühen Warner hatten und haben – auf die aber viel zu wenige hören wollten. Und wo jetzt ein großer Teil der Menschen erkennt, dass man z.B. gegen den Klimawandel mal viel früher wirklich etwas hätte machen sollen. Traurig, aber wahr. Gleichzeitig tut sich enorm viel und nicht wenige Menschen sind überfordert mit der Veränderungsgeschwindigkeit (allerdings: wer spät dran ist, muss um so mehr tun). Viele Fake-News sind weiterhin unterwegs und die meisten davon sollen genau dem schaden, wofür die Grünen stehen. Es ist traurig mitanzusehen, wie sich Social Media immer mehr zum übergroßen Stammtisch entwickelt – nicht selten weit entfernt von Fakten. Daher auch hier noch einmal mein Appell von 2016: Denkt nach und recherchiert ggf. bevor ihr etwas teilt.
Ganz unpolitisch bin ich dieses Jahr Onkel geworden, wobei das unpolitisch auch nicht ganz stimmt, denn früher hätte ein Paar, das zum Zeitpunkt des Beginns der Schwangerschaft nur verlobt und nicht verheiratet war, ja aus Sicht vieler unbedingt ganz schnell heiraten müssen. Hier war nun das Gegenteil der Fall und die Schwangerschaft hat die geplante Hochzeit erstmal nach hinten verschoben. Aber zurück zum (privaten) Punkt: Ich bin jetzt Onkel. Okay, angeheirateter Onkel war ich schon, aber nun bin ich auch biologisch Onkel. Oder eben Doppel-Onkel. Schönes Gefühl, auch wenn leider einige hundert km (und im anderen Fall tausende) zwischen uns liegen. Leider gab es in der Verwandtschaft auch mehrere Todesfälle. Das wird nun wohl leider immer häufiger passieren. Aber es gibt auch überall um uns herum Nachwuchs – und das ist die schöne Seite der Medaille.
Ebenfalls sehr erfreulich ist die Entwicklung meiner Firma, der Be digital GmbH. Jedes Jahr lief umsatztechnisch deutlich besser als das vorangegangene und 2018 hat hier ein sehr deutliches Plus vorzuweisen – prozentual wie absolut. Mir kam dazu meine frühere Spielweise bei Strategiespielen in den Sinn: erst harte Aufbau-Phase in der es auch mal echt eng werden kann, aber der Fokus liegt eben darauf, die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen – und das scheint hier ebenfalls gelungen zu sein. Wir waren 2018 sogar so weit, dass wir eine Vollzeit-Mitarbeiterin eingestellt haben. Allerdings hat sie nach einigen Monaten gemerkt, dass ihr die Berater-Rolle auf die wir hinarbeiten, gar nicht liegt. Da ging es dann wieder auseinander. Wir denken jetzt im neuen Jahr nochmal intensiv über das richtige Mitarbeiter-Profil nach und schauen, wie wir an dem Thema weitermachen. Aber wir werden definitiv 2019 Mitarbeiter brauchen und das ist ein tolles Gefühl, denn das ist irgendwie auch eine Art angekommen sein. Es war ja von Anfang an mein Ziel, ein Unternehmen aufzubauen und nicht einfach nur selbstständig zu sein. Schön zu sehen, dass das funktioniert. Ich habe in den vergangenen 5,5 Jahren Selbstständigkeit enorm viel gelernt. Man muss aber auch sagen, dass man nicht nur selbst wächst, sondern auch die Herausforderungen. Gefühlt bin ich aber inzwischen schneller. 🙂
Und bevor das hier jetzt so lang wird, dass es keiner mehr liest, mache ich hier Schluss und bedanke mich bei meiner Familie (insbesondere meiner Frau), meinen Freunden (vor allem denen, die auch selbst aktiv den Kontakt halten) und den Kunden, Partnern und (Ex-)Mitarbeitern bei Be digital. Auf 2019 – ich kann es kaum erwarten!