Die Mär von den einsamen Onlinern

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Der Papst hat ein zwiegespaltenes Verhältnis zum Internet. Wenn er glaubt, es für seine Zwecke gut nutzen zu können, dann ist es gut und ein „Segen für die Menschheit“. Kürzlich war es dann aber wieder böse und die Menschen vereinsamen in diesem gefährlichen Internet.

Nun gibt es dazu Anekdoten in beide Richtungen – bestätigend und widerlegend – aber ein paar Forscher vom ifo-Institut wollten Fakten. Und die sprechen doch eine ganz andere Sprache als der unfehlbare Papst uns glauben machen mag:

Was sie fanden, stellt die Mär vom einsam machenden Web regelrecht auf den Kopf: Internetzugang führe unter anderem dazu, dass Menschen sich politisch und ehrenamtlich mehr engagieren, mehr Freunde haben und messbar häufiger Theater, Kino, Konzerte, Bars und Sportveranstaltungen besuchen. Für Web-Nutzer ist das eine Binsenweisheit: Onliner sind eben vernetzter und oft auch informierter – und sie sind Kommunikationsjunkies.

[…]

Die neuen Befunde belegten erstmals, dass das Internet das sogenannte Sozialkapital zumindest nicht zerstört, sondern sogar eher fördert: Statt Tätigkeiten zu verdrängen, bei denen die Möglichkeit zu persönlichen Kontakten zwischen Menschen im Mittelpunkt steht, erhöht es der Studie zufolge das gesellschaftliche Engagement und die sozialen Kontakte. Das Internet stelle ja auch vielfältige Informationen über soziale Veranstaltungen und gesellschaftliches Engagement zur Verfügung und erleichtere so die Kommunikation. „Das Internet verbindet Menschen und macht aus ihnen im Durchschnitt kontaktfreudigere, sozial und politisch engagiertere Menschen“, fasst Falck zusammen.

Im Endeffekt gehen die Onliner häufiger aus dem Haus und haben deutlich mehr Bekanntschaften – ohne dadurch weniger Freundschaften zu haben (es ist von „[nicht-]tiefgehenden Sozialkontakten“ die Rede) als Offliner.

Das wundert mich jetzt gar nicht, hätte ich denen auch vorher sagen können. Aber das wäre ja wieder nur anekdotisch gewesen.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Urs

    Interessanter wäre es wohl zu erfahren, wie sich das Sozialkapital auf die Häufigkeit der Internetnutzung verteilt.

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