Jahresrückblick 2010 nach Themen
Ich find ja, ein Jahresrückblick kann gar nicht spät genug kommen, schließlich kann immer noch was Wichtiges passieren. Andererseits sollte er doch irgendwie noch im entsprechenden Jahr stattfinden, sonst interessiert sich ja doch irgendwie keiner mehr dafür – oder?
Für dieses Jahr habe ich mir überlegt, meinen persönlichen Jahresrückblick 2010 nach Themen zu kategorisieren.
Erster Job
Begonnen hat das Jahr mit meinem ersten Job bzw. eher mit meinem ersten Vollzeit-Job, denn auch zuvor habe ich ja bereits neben dem Studium mehrere Jahre in der Branche gearbeitet. Das war natürlich die größte Veränderung in diesem Jahr, die auch weitere Veränderungen angestoßen oder ermöglicht hat.
Zunächst einmal war da natürlich die Freude, nach langer Zeit das Studium endlich abgeschlossen zu haben und dann auch sehr schnell einen Job gefunden zu haben (oder der Job mich in dem Fall). Noch dazu habe ich sofort gemerkt, dass ich bei einem tollen Arbeitgeber gelandet bin. Danke an dieser Stelle dafür, MOSAIQ MEDIA!
Geschmeichelt hat mir natürlich auch, dass ich – meist mit Bezug auf meine Diplomarbeit – auch danach noch Jobangebote bekommen habe, die ich aber alle mit „Ich bin bereits glücklich vergeben“ abgelehnt habe. Besonders habe ich mich gefreut, dass ich ein Jobangebot auch weitergeben konnte und derjenige nun auch bereits seit einem dreiviertel Jahr dort arbeitet.
Verändert haben sich natürlich insbesondere zwei Dinge: Mehr Geld und weniger frei einteilbare Zeit. Es ist ja schon eher ein Klischee, dass man im Studium eigentlich immer nur Freizeit hat, aber man kann sie sich auf jeden Fall freier einteilen und zum Beispiel vor den Prüfungen nochmal richtig Gas geben, während man vorher andere Prioritäten gesetzt hat. Jedenfalls bei mir ging das so, das ist ja auch sehr unterschiedlich.
Mehr Geld war natürlich ein großer Segen und auch ein großer Sprung, wenn man vorher wirklich sehr aufs Geld achten musste. Die letzten fast vier Jahre meines Studiums hatte ich mich ja fast nur noch von meinen Jobs finanziert. Nicht mehr so auf jeden Euro gucken zu müssen und sich auch immer wieder mal was gönnen zu können, ist natürlich ein sehr schönes Gefühl. Aber ich kann auch ein wenig nachvollziehen, was mir eine früher in den Job eingestiegene Freundin nach einer Weile im Job sagte: „Ich hatte noch nie so wenig Geld wie jetzt.“
So weit geht es bei mir zum Glück nicht, aber mehr Geld erhöht auch schnell die Ansprüche und so kann aus mehr Geld auch schnell wieder weniger Geld werden. Zudem hat man natürlich gerade am Anfang auch einen erheblichen Investitionsstau. Neue Kleidung, Möbel, Bücher, Filme, Waschmaschine usw.
In diesem Punkt also definitiv ein gutes Jahr. Nicht nur nen Job begonnen, sondern auch fest entschlossen, da noch lange zu bleiben.
Auto fahren
Klingt sicher nach einer komischen Rubrik in einem Jahresrückblick – insbesondere bei mir, habe ich doch seit etwa 2004 gar kein Auto mehr und habe oft gemeint, ich würde den Führerschein am liebsten wieder in Geld zurücktauschen. Damit könne ich mehr anfangen.
Tja, aber auch hier hat der Beruf einiges verändert. Zu Geschäftsterminen in mittlerer Entfernung wird meist das Auto genommen. Nach Frankfurt oder Kassel bin ich aber auch mit dem Zug gefahren. Die meisten Termine finden aber in Baden-Württemberg statt und Industriegebiete sind auch meist nicht besonders gut an die Schiene angeschlossen. Noch dazu fährt man ja oft auch nicht alleine.
Nun bin ich also dieses Jahr mehr Auto gefahren als die letzten fünf Jahre zusammen. Dabei bin ich dann auch zum ersten Mal in meinem Leben Automatik gefahren. Das war am Anfang doch extrem ungewohnt und oft bin ich beim Zurollen auf eine Ampel hart auf die Bremse getreten, weil ich schon mal die Kupplung treten wollte. Apropos Bremse, die muss man auch zum Starten treten, aber das war mir am Anfang schnell wieder entfallen und so stand ich dann erstmal blöd da und auch meine Beifahrerin wusste nicht weiter.
Inzwischen habe ich mich daran aber schon so gewöhnt, dass ich beim Fahren eines CarSharing-Autos rund um meinen Umzug prompt vergessen habe, beim Starten die Kupplung zu treten. Auch nicht so gut. Jedenfalls kann ich nun sagen, dass ich einen Audi TT nicht nur optisch schön finde, sondern dass er sich auch sehr gut fahren lässt. Früher konnte ich nie nachvollziehen, wieso so viele Menschen Spaß am Auto fahren haben. Heute weiß ich, dass das sehr vom Auto abhängt und mit einem Ford Fiesta, Baujahr 1989, ist das eben was anderes als mit einem TT mit Navigationssystem. Überhaupt, Navigationssysteme. Ohne würde ich wohl kaum irgendwo ankommen, geschweige denn freiwillig Auto fahren. Zum 30. Geburtstag wünsche ich mir Orientierungssinn. 😉
Siezen
Noch eine komische Kategorie in meinem Jahresrückblick. Aber während es bisher so war, dass ich fast alle Leute um mich herum geduzt habe, hat sich auch hier einiges geändert. Bis einschließlich 2009 habe ich die allermeisten Menschen, vor allem die mit denen ich öfter zu tun hatte, geduzt. Im Studium die Kommilitonen und einige Mitarbeiter, im Job die Kollegen, bei den Grünen traditionsgemäß alle und meine Freunde sowieso. Ausnahmen waren bei den häufigeren Kontakten am ehesten noch die Professoren, Uni-Mitarbeiter oder manchmal Journalisten.
Nun hat man tagtäglich mit Kunden zu tun. Auch da gibt es Duz-Ausnahmen, aber in der Regel ist dort ja das Sie vorherrschend. Das klingt vielleicht banal, war bzw. ist für mich aber eine große Umstellung. Auch bei den Facebook-Kontakten bin ich inzwischen längst nicht mehr mit allen per Du. Da wird dann fleißig kommentiert und 90 % duzt man in den Antworten und beim kommentierenden Kunden versucht man das dann einfach zu umgehen, damit’s nicht so auffällt.
Ungewohnt. Bin ja eh eher ein Duz-Freund. Allerdings ist der Übergang vom Sie zum Du auch schwierig. Das muss eigentlich von Anfang an so sein, sonst kriegt man das nie so richtig aus dem Kopf.
Leben
Aber auch sonst im Leben hat sich einiges getan. Durch den Job konnte ich endlich aus meiner ungeliebten WG in eine eigene Wohnung umziehen. Die ist zwar teuer, aber total zentral, sehr schön und nur gut fünf Minuten vom Büro entfernt. Fünf Gehminuten!
Im Spätsommer dann mein erster richtiger Urlaub seit sieben Jahren! Das tat auch echt gut und war dringend nötig.
Ansonsten habe ich im Frühjahr meinen lange gehegten Plan vom Besuch eines Fitnessstudios in die Tat umgesetzt. Von anfangs 2-3 Mal die Woche über eine Pause bin ich nun bei knapp einem Mal pro Woche. Lieber einmal pro Woche wirklich hingehen als zwei Mal planen und gar nicht hingehen. Und demnächst bekomm ich eventuell noch nen Trainingspartner, dann wird’s vielleicht auch wieder öfter.
Es gab natürlich noch mehr spannende Dinge, sowohl Aufs als auch Abs, aber wie langjährige Leser sicher gemerkt haben, haben mit dem Job auch die Berichte aus dem Privatleben abgenommen. Schon immer habe ich ja genau darauf geachtet, was ich preisgebe und was nicht, aber bei vielen Dingen wäre mir jetzt nicht so wohl dabei, wenn die beruflichen Kontakte das auch alle wüssten und daher wird dieser Bereich immer selektiver.
Politik
Ein Wahnsinnsjahr war 2010 natürlich auch in der Politik. Stuttgart 21 füllte bundesweit, teilweise weltweit, die Schlagzeilen, die Grünen erreichen in Umfragen ungeahnte Höhenflüge und die schwarz-gelbe Landesregierung in Baden-Württemberg ist mehr als ernsthaft gefährdet. Die bei der Bundestagswahl vor knapp einem Jahr noch so erfolgreiche FDP muss in ihrem Stammland sogar um den Einzug in den Landtag fürchten. Und das wo der politische Erzfeind sich Hoffnungen auf das Amt des Ministerpräsidenten machen kann.
Die ganze Diskussion um Stuttgart 21 war zwischenzeitlich sehr aufreibend. Vor der Schlichtung wurde ich mehrmals täglich darauf angesprochen. Teilweise online, teilweise auf der Straße oder auf Partys. Mal wissbegierig fragend, mal kontrovers und vorwurfsvoll. Auch körperliche Gewalt wurde mir angedroht, einfach nur, weil man sehen konnte, dass ich S21-Gegner bin.
Insofern war die Schlichtung für mich ganz persönlich ein erheblicher Zugewinn an Lebensqualität. Mit dem Schlichterspruch – auf den ich jetzt natürlich auch immer wieder angesprochen werde – bin ich hingegen nicht zufrieden. Ein Blogeintrag dazu wurde nie fertig, aber in Kürze dazu nur: Heiner Geißler hätte sich nicht hinter S21 stellen und ein Plus fordern sollen, sondern stattdessen lieber etwas wie „Wenn S21 gebaut wird, dann nur mit Plus“ als Schlichterspruch formulieren sollen.
Mal ganz abgesehen davon, dass es die CDU offenbar geschafft hat, ihrem alten Weggefährten eine Volksabstimmung als unmöglich darzustellen. Dabei gibt es Möglichkeiten dafür, man müsste nur wollen – im Zweifel kann man ja auch die Verfassung ändern.
Politik 2010 bedeutete für mich aber auch erstmals Politik neben dem Beruf und somit (siehe oben) mit weniger freier Zeiteinteilung. Teilweise habe ich mir Urlaub für die Politik genommen, teilweise konnte ich dank eines wohlwollenden Arbeitgebers auch an Freitagen, wo unsere Landesvorstandssitzungen stattfinden und Parteitage oft beginnen, früher gehen.
Von dem Gedanken, Politik zum Beruf zu machen, habe ich mich vorerst verabschiedet. Mein Job macht mir zu viel Spaß, er würde mir fehlen. Und, ganz ehrlich, ich hätte als Vollzeitpolitiker auch deutlich weniger Freizeit. Da setze ich derzeit klar andere Prioritäten. Daher trete ich auch nicht zur Landtagswahl 2011 an. Vielleicht sieht das 2016 wieder anders aus. Das sehen wir dann.
Aber da wir eine Maximalquote für Abgeordnete in unserem Landesvorstand haben, ist es ja auch gar nicht verkehrt, wenn wenigstens ein paar Landesvorstandsmitglieder nicht für ein Parlament kandidieren. 😉
Das Jahr 2011 wird aber natürlich auch für mich als Freizeit-Politiker und politischen Menschen sehr spannend. Sollte es im März für eine Regierungsbeteiligung, vielleicht sogar für eine Regierungsführung, reichen, wird das natürlich auch die Arbeit im Landesvorstand verändern. Ich finde es sehr spannend, diese Prozesse mit begleiten und ein Stück weit auch mitgestalten zu können.
Web & Blog
In Sachen Web hat sich 2010 auch jede Menge getan. Facebook hat sich richtig fest etabliert, mit dem iPad wurden Tablet-Computer modern, die mobile Nutzung des Internets nimmt rasant zu und Blogs sterben mal wieder aus. 😉
Auch bei mir im Blog ist es weniger geworden, was zum Teil an weniger Zeit und zum Teil an anderen Veröffentlichungsformen liegt. Facebook verdrängt hier ein Stück weit Twitter und Blogs. Zumal es leichter zu pflegen ist. Für mich wird mein Blog aber weiterhin wichtig sein. Erstens weil ich damit unabhängig von fremden Plattformen bin und zweitens weil längere Texte dort immer noch besser aufgehoben sind. Auf Facebook würde das viel zu schnell untergehen für die Mühe, die hinter so einem Beitrag teilweise steckt.
Fazit
Wir haben nun ein neues Jahr, weil’s alte echt hinüber war. Der Spruch stimmt zwar inhaltlich mal wieder nicht, denn 2010 war überwiegend richtig toll für mich, aber ich mag ihn einfach. 🙂
In diesem Sinne: Einen guten Rutsch und alles Gute für 2011!