Es ist geschafft! Gestern wurde Winfried Kretschmann zum ersten grünen Regierungschef in Deutschland gewählt. Er ist nun Ministerpräsident. Oder – wie er selbst sagte – wir sind Ministerpräsident.
Dieser Satz sollte auch – aber nicht nur – verdeutlichen, dass er nicht alleine Vater des Erfolgs ist (auch wenn er einen maßgeblichen Anteil daran hat), sondern auch, dass er nicht alleine die Verantwortung für den Erfolg der Koalition trägt bzw. tragen kann (auch wenn er natürlich auch daran einen maßgeblichen Anteil haben wird).
Gestern war allerdings vor allem ein Tag des Feierns und der Freude. Bisher war das mit dem grünen Ministerpräsidenten und der ersten grün-roten Koalition alles nur Theorie. Es hätte ja auch schiefgehen können. Seit gestern ist es Wirklichkeit.
Mit dieser Realität beginnt dann wohl auch die letzte Phase des Realisierens des Wahlergebnisses – für uns wie für die CDU, die sich mit der Oppositionsrolle noch sehr schwer tut. Man witzelte schon, die mindestens zwei Stimmen, die Kretschmann von der Opposition bekommen hat, kämen daher, dass die CDU-Abgeordneten es gewohnt sind, bei der Ministerpräsidentenwahl mit Ja zu stimmen.
Als Witz taugt das. Aber sie wissen selbst, dass es so einfach nicht ist. Zum Glück, würde ja schließlich nicht gerade für die Intelligenz ihrer Abgeordneten sprechen. Es rumort viel mehr nach wie vor in der CDU. Außerdem hat Kretsch – wie wir ihn intern nennen – eben wirklich ein gutes Standing über die Parteigrenzen hinweg. Zuletzt war das überlagert vom Streit über Stuttgart 21. Ich habe die Hoffnung, dass da gestern der eine oder andere einen längerfristigen Blick hatte und sowohl seine bisherige Leistung honorieren wollte, als auch in ihm wirklich einen guten Ministerpräsidenten sieht.
Von denen, die die meisten Themen (z.B. „weniger Autos“) nicht nur in Überschriften wahrnehmen, bekomme ich auch durchweg positives Feedback zu Winfried. Das freut mich nicht nur für meine Partei, für die Grünen, sondern auch für Winfried als Person. Niemandem gönne ich dieses Amt mehr als ihm – und niemand kann das meiner Meinung nach so gut wie er. Ein klarer innerer Werte-Kompass, bescheidenes Auftreten und so seriös wie ein Grüner nur sein kann.
Jetzt beginnt das Regieren. Die Erwartungen sind hoch, aber vielen unserer Wähler ist auch genau das bewusst. Selbst wenn nur die Hälfte des Koalitionsvertrages (PDF) erfüllt würde: Man wird deutliche Verbesserungen spüren und dieses Land wird grüner werden – was die Menschen in diesem Land zu einem großen Teil schon sind. Denn dieses Baden-Württemberg von heute, das neue Baden-Württemberg, ist nicht das von vor 20 oder 30 Jahren.
Nur die Regierung war noch von gestern – fast 60 Jahre alt. Nun hat das Volk da nachgebessert und wir haben die Chance zu beweisen, dass wir nicht nur gute Oppositionspolitik machen können, sondern dieses Land auch gut führen können.
Ich wünsche Winfried, seinem Kabinett, den Landtagsfraktionen von Grünen und SPD, sowie meiner Partei alles Gute beim Regieren und danke dafür, dass ich dabei sein darf und gestern sein durfte. Solche historischen Momente sind selten. Gestern im Landtag war so einer – und ich war dabei. Fühlt sich gut an. 🙂
Ein schwarzer Tag für Baden-Württemberg.
Das sieht die Mehrheit offenbar anders. 🙂