Ich wollte mich aus der Sache eigentlich raushalten und hatte daher auch nur ganz grob berichtet, aber irgendwie habe ich nun doch das Gefühl, mal meine Meinung rausposaunen zu müssen. Außerdem gibt es Neuigkeiten im Blog vom StudiVZ.
Die Neuigkeiten
Neu ist nämlich, dass das StudiVZ nun seine Gesellschafter und Geldgeber offenlegt. 2 Mio. EUR hat alleine die Holtzbrinck Ventures GmbH reingesteckt. Eine zusätzliche halbe Million stammt von den anderen Gesellschaftern, unter anderem den Samwer-Brüdern (Jamba).
Laut Studiverzeichnis halten die Gründer nach wie vor die Mehrheit und entscheiden über „die Strategie und die Entwicklung von studiVZ alleine“. Geld soll durch Werbung reinkommen, die Nutzerdaten sollen nicht verkauft werden.
Die große Frage, die sich stellt: Gilt das alles auch, wenn das komplette StudiVZ verkauft wird?
Immerhin ist es mal ein großer Schritt Richtung Offenheit und Transparenz. Ein erster kleiner Schritt war hiermit getan.
Meine Meinung
Ich hab mir eben die Diskussion bei Spreeblick durchgelesen und auch so einige andere Blogbeiträge. Vieles wird zu Recht kritisiert, aber es wird meiner Meinung nach auch überzogen. Die Sache mit der Geburtstagseinladung im Stil der Nazizeitung „Völkischer Beobachter“ war sicher ein Fehler, genau wie das Domaingrabbing von Domains mit unister oder studylounge im Namen (beides StudiVZ-Konkurrenten). Auch so manches Privatvideo, das Ehssan Dariani veröffentlicht hat, ist angesichts seiner Verantwortung für 50 Mitarbeiter, eine Million StudiVZ-Mitglieder und ein paar Millionen Euro sicher mindestens ungeschickt.
Aber ob die T-Shirts schön sind, Ehssan einen guten Fotografen hat oder man seinen Musikgeschmack teilt, sollte bitte außen vor bleiben. Sowas lenkt von der sachlichen und wichtigen Kritik bzw. offenen Fragen ab und führt zu reinem Bashing. Ich weiß, sowas ist verbreitet. Scheinen viele Menschen gerne zu machen. Ich kann auch nicht ausschließen, dass ich das auch hin und wieder mache, aber ich halte es für falsch. Kritik ist gut und wichtig. Bashing ist schlecht und schädlich. Für beide Seiten.
Verglichen mit vielen anderen Artikeln ist der Spreeblick-Text doch eher nett und harmlos formuliert. Gerade die Erwähnung von Musikgeschmack und Fotoqualität nimmt ihm einiges an Schärfe.
Wenn StudiVZ verkauft wird, können dann einfach vom neuen Besitzer die Adressen verwendet/verkauft werden? Ich hab die AGBS nicht mehr im Kopf, aber wären die „Käufer“ nicht genauso an Datenschutz gebunden wie StudiVZ jetzt?
@Robin:
Aber wenn Facebook zB StudiVZ kaufen würde, dann ist unterliegen die Daten amerikanischem „Datenschutz“ und wenn ich solche Formulierungen lesen, wird mir schlecht:
„Facebook may also collect information about you from other sources, such as newspapers, blogs, instant messaging services, and other users of the Facebook service through the operation of the service (e.g., photo tags) in order to provide you with more useful information and a more personalized experience.“
https://www.facebook.com/policy.php
Wobei der Datenschutz bei StudiVZ ja auch etwas schwamming formuliert ist.
Merke: Gib in Online-Communities immer nur die Daten an, die du auch jedem x-beliebigem Menschen in der U-Bahn erzählen würdest.
Sie wollen sich über Werbung finanzieren??? Ich hab auf der Seite noch nie Werbung gesehen…
Mich wundert nur, wie naiv all die Studenten mit Ihren Daten umgehen.
Bis gestern abend stand in meinem Profil Name, Hochschule und Blogurl. Ich erinnere mich aber an kaum ein Profil, das genauso spärlich ausgefüllt war.
Freizügig wird da das halbe Leben ausgebreitet, obwohl die Seite lahmt ohne Ende und alle Features nur rudimentäre Funktionen bieten. Dieses Verhalten assoziiere ich eher mit MySapce-Teens.
Die Veröffentlichung der Privatvideos ist nach deutschem Recht nicht zulässig, da die gefilmten Mädels sichtlich nicht einverstanden waren und somit kein konkludentes Einverständnis vorausgesetzt werden kann. Für jemand, der auch nur halbwegs Ahnung von Datenschutz haben sollte ist die Veröffentlichung mehr als nur ungeschickt.
Sicher werden in der Diskussion viele Kleinigkeiten hochgespielt. Wer aber offen zugibt, Zensur zu üben und keine Kritik zu dulden (studiVZ AGB), der sollte derartig strenge Maßstäbe auch bei sich selbst ansetzen.
Und ich verschicke meine Einladungen per Mail/IM/voa (voice over air)
@Linda/HH
Da gab’s mal so ein Telegramm, das auf eine Aktion der Zeit hingewiesen hat. Im Blog wurden mal Interviews mit der Band Juli gemacht. Außerdem gibt’s nen Shop für T-Shirts und so. Vermutlich alles Vorboten davon. Die richtige Werbung kommt erst noch. Soll aber angeblich dezent sein. Hoffen wir mal, dass es stimmt. Ich glaube, das könnte tatsächlich aufgehen, da es hier dann die Masse macht. Wenn die Werbung zu penetrant ist, verlieren sie massig User.
@Kai
Deshalb habe ich „mindestens ungeschickt“ geschrieben. Den Punkt habe ich bewusst niedrig gehalten, denn als Nutzer vom StudiVZ geht es mir eben vor allem um den Datenschutz. Mir ist klar, dass die Daten sowieso jeder registrierte User einsehen kann und da steht auch nichts Geheimes drin, aber obiges Facebook-Zitat von Simon, das ich auch schon an anderer Stelle gelesen habe, geht ja deutlich darüber hinaus. Daher die Frage, was passiert, wenn das StudiVZ verkauft wird (gerüchteweise an Facebook).
@niels
So kann man es natürlich auch sehen.
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finde ich gut die Karikatur, will mehr davon