Klammerfix statt Kruzifix

CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla möchte, dass künftig nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland Kruzifixe in Schulen, Gerichten und Behörden aufgehängt werden.

SPON zitiert ihn wie folgt:

„Als Partei, die das Christliche im Namen trägt, wollen wir, dass das Bekenntnis zum Christentum im öffentlichen Raum erhalten bleibt“, sagte Pofalla der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“

Verstehe ich etwas falsch, wenn ich mir unter Erhaltung keinen Ausbau vorstelle? Gerade wenn die Menschen sich immer mehr von der Kirche abwenden, entspricht ein Ausbau des Bekenntnisses zum Christentum überhaupt nicht dem Willen der Bevölkerung, sondern ist gegenläufig.

Bei der eigenen Mitgliedschaft ist er aber tolerant:

Pofalla betonte allerdings, dass auch die CDU immer mehr Mitglieder habe, die keiner der beiden großen Konfessionen in Deutschland angehören. „Meine Partei ist offen für jeden, der die Würde und die Freiheit aller Menschen anerkennt. Das ist die verbindende Klammer.“

Dann lasst uns doch eine verbindende Klammer aufhängen und kein spaltendes Kreuz!

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Stefan

    Wieso soll man überhaupt Staat und Kirche trennen? Ist doch altmodisch. Ich hohl schon mal die Streichhölzer, falls ich unterwegs eine alte Frau mit Buckel und Warze auf der Nase treffe.

    Aber ich bin ja dafür, dass wir überall Scientology-Zeichen aufhängen und vor dem Arbeits- /Schulbeginn immer ein Scientology-Gebet aufsagen. Natürlich können daran auch Nicht-Scientologen teilnehmen. Wir sind ja offen für alles und jeden. Wenn da jemand konvertieren will, werden wir ihn mit offenen Armen begrüßen und wenn nicht, haben wir damit kein Problem.

    Na gut. Er wird natürlich von Zeit zu Zeit etwas ausgegrenzt und auch mal mit faulen Eiern beworfen. Das aber nicht, um irgendeine Entscheidung zu erzwingen.

    Anm.: Berlin nimmt eh alles auf, was es kriegen kann: Beispiel.

  2. Heiko

    Ich hab schon länger Probleme mit dem C in der CDU – weil sie ja immer so schwer auf ihren christlichen Symbolen pocht, aber mit christlichen Werten (also Nächstenliebe, Barmherzigkeit usw.) kaum noch was am Hut haben will.

    Was hör ich denn aus den CDU-Kreisen als häufigste Wörter? Verbieten, Bestrafen und Verschärfen.

  3. SoWhy

    @Heiko: Vllt weil diese „christlichen“ Werte nicht ganz so christlich sind, wie es uns die Großkirchen gerne vormachen wollen?^^ Es geht eher nach dem Bibelzitat „Wer hat, dem wird gegeben und wer nicht hat, dem wird auch genommen, was er noch hat.“ 😉

    @Henning: Pofalla ist wieder einer der Beweise dafür, dass man auch als ausgebildeter Jurist Urteile des Bundesverfassungsgerichts oder das Grundgesetz nicht verstehen kann xD

  4. Kai Nehm

    Bei Erhaltung sind immer verschiedene Lösungen möglich. Es kann der erste belegbare Zustand wiederhergestellt werden, der letzte stabile Zustand oder ein beliebiger Zwischenstand. Somit kann Erhaltung sehr wohl mit Aubau einhergehen.

    Leider habe ich von allen selbst ernannten Humanisten und Atheisten noch keinen konstruktiven Vorschlag für einen religionsübergreifenden, leicht verständlichen Wertekanon und ein internationales Symbol für diese Werte gehört. Die EMRK ist ein guter Ansatz aber für den alltäglichen Gebrauch zu abstrakt.
    Statt dessen ist solch eine Diskussion zu oft von Sarkasmus und Intoleranz gegenüber jeglicher Religion geprägt. Ein Armutszeugnis, wenn gleichzeitig Respekt und Toleranz gefordert wird.

    Sicher ist der von Herrn Pofalla vorgeschlage Weg außerhalb Bayerns vielleicht nicht praktikabel, aber für ein christlich erzogenen Menschen eine naheliegende Lösung an ein friedliches Zusammenleben zu appellieren. Auch wenn bestimmten Kreise den christlichen Glauben auf die vergangenen Gewaltaten der Kirche reduzieren.

    Dass christliche Werte auch den Grünen nicht völlig fremd sind, hat Marianne Erdrich-Sommer gestern mit einer sehr schönen Lesung des barmherzigen Samariters (Lukas 10, 30-37) bewiesen.

  5. Henning

    Dass christliche Werte auch den Grünen nicht völlig fremd sind, hat Marianne Erdrich-Sommer gestern mit einer sehr schönen Lesung des barmherzigen Samariters (Lukas 10, 30-37) bewiesen.

    Und Winfried Kretschmann ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, ja. Es gibt auch eine Landesarbeitsgemeinschaft Christen innerhalb der Grünen in Baden-Württemberg. Na und?

    Viele christliche Werte teile ich ja auch und finde sie gut. Aber deshalb ein Kreuz aufhängen hinter dem sich ein großer Teil der Bevölkerung gar nicht wiederfindet? Ich teile auch die allermeisten grünen Werte und dennoch schlage ich nicht vor, das grüne Parteilogo in Schulen, Behörden und Gerichten aufzuhängen.

    Das Kreuz spaltet und spätestens dadurch ist auch die Botschaft mit dem friedlichen Zusammenleben dahin. Wenn das das Ziel sein sollte, kann man auch eine weiße Taube oder ein Peace-Zeichen an die Wand hängen.

    Aber es geht Pofalla eben doch ausdrücklich um ein religiöses Bekenntnis und nicht um ein Bekenntnis zu den Werten des Grundgesetzes oder so. Von mir aus können wir das Grundgesetz an die Wand nageln. Der Staat sollte religionsneutral sein.

    Ein leicht verständlicher, religionsübergreifender Wertekanon sollte nicht so das große Problem darstellen. Was ist denn EMRK?

  6. Jenny

    Rein politisch gesehen, ist es korrekt. Durch die Aussage von Pofolla geht gerade hervor, dass die Grundwerte für ihn bedeutsam sind, in jeder Hinsicht sollte man sie achten, als Partei muss man sicherlich Wege des Kompromisses gehen.

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