Vor geschätzten zwei Jahren war ich beim Ego-Googling extrem überrascht bzw. zunächst etwas geschockt: Ich fand meinen Namen auf einer Unterseite der Domain politically-incorrect.de – einem bekannten Rechtsaußen-Blog.
Als ich guckte warum, stellte ich fest, dass sie dort ein Buch als PDF veröffentlicht haben in dem ich vorkomme. Ich hatte damals drüber gebloggt, aber wegen eines technischen Fehlers verschwand der Eintrag wieder, bevor ich ihn veröffentlichen konnte.
Gerade eben stieß ich wieder auf den Namen des Autors dieses Buches. Es ist Rainer Grell, ein ehemaliger Beamter im Innenministerium von Baden-Württemberg und „Vater“ des Gesinnungstests für Muslime. Ich war im Landtagswahlkampf 2006 mit ihm zusammen in Eislingen auf einem Podium (siehe Foto*) zum Thema Integration – insbesondere zu diesem Gesinnungstest für Muslime.
Grell kam damals in seiner Funktion als Beamter der Landesregierung soweit ich mich erinnere als Vertretung für den CDU-Abgeordneten. Schon das hat einen seltsamen Beigeschmack. Noch interessanter ist, dass von der angeblich liberalen FDP niemand – und auch keine Vertretung – auf dem Podium erschien, obwohl ich später im Publikum zumindest die Zweitkandidatin (o.ä.) entdeckte.
Der Publikumsandrang war groß und es waren auch viele Muslime, denn verschiedene muslimische Vereine hatten eingeladen und die Diskussion wurde sogar im türkischen Fernsehen übertragen.
In Grells Buch komme ich vor, weil er mich darin mit dem Spruch zitiert, dass nach diesem Gesinnungstest eigentlich der Papst ausgebürgert werden müsse. Den Spruch haben damals viele gebracht. War ja auch naheliegend, wo wir doch noch relativ frisch einen deutschen Papst hatten, der für alles andere als seine Weltoffenheit bekannt war. Aber mir brachte er die zweifelhafte Ehre in Grells Buch zitiert zu werden – und damit den Schreck, den ich damals bekam, als ich sah, dass ich bei Politically Incorrect auftauche.
Rainer Grell ist inzwischen im Ruhestand – und kämpft nun offenbar noch intensiver gegen den Islam. Die Stuttgarter Zeitung überschreibt den heutigen Artikel über ihn mit „Vater des Muslimtests: Keine Ruhe im Ruhestand„.
Es ist wirklich unheimlich, was man da über diesen Menschen erfährt. Wie verbissen er ist und was er für eine absurde Angst vor dem Islam und seinem angeblichen Streben nach der Weltherrschaft hat. Sein Gesuch um eine Verlängerung der Arbeitszeit, um bis 67 arbeiten zu dürfen, wurde zum Glück abgelehnt. Allerdings hat er so nun mehr Zeit, alle möglichen Politiker und Institutionen mit seinen Ansichten zu versorgen und damit den Hass auf den Islam zu schüren.
Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, welche Ideologie hinter diesem Gesinnungstest steckte. Diese Ideologie hat eine Farbe – und die ist braun.
* Mehr Fotos von der Podiumsdiskussion am 12. März 2006 in Eislingen hier.
Der Islam hat das Ziel die Weltherrschaft an sich zu reißen, zumindest wenn man dem Koran glaubt. Das sagt aber noch nicht so viel über die Gläubigen dieser Religion aus und es ist fraglich ob der Islam weit kommen wird ohne seine Gläubigen.
Naja, was will man machen. Man könnte ja sagen: Hauptsache der Name ist richtig geschrieben und das Zitat stimmt bzw. wurde nicht völlig aus dem Zusammenhang gerissen.
@Paula: Auch das ist falsch! Im Koran ist keine Zielsetzung formuliert, ’sich‘ die „Weltherrschaft“ eigen zu machen.
Wirklich Angst machen mir solche Beamten und ehemaligen Beamten, die tatsächliche Macht haben ohne dafür belangt werden zu können. Ob es Herr Grell ist, der sicherlich immer noch die Kontakte hat, die er braucht, um seinen Hass zu verbreiten oder derzeitige Staatssekretäre ist dabei weniger wichtig. Ich finde es gut, dass man ihn kritisch portraitiert, damit alle anderen wissen, mit wem sie sich möglicherweise gemein machen..
Henning, du bist viel zu clever, um die – wirklich billige – Nazikeule auszupacken. Es widerspricht vielleicht der Religionsfreiheit, sich gegen den Islam einzusetzen, aber deswegen ist man weder rechtsaußen, noch Nationalsozialist.
Solche Kommentare werden dann sehr gerne von den Radikalen der anderen Seite benutzt, um ideelle Gegner mundtot zu machen.
Nach klassisch-sunnitischer Lehre ist die Eroberung immer neuer Territorien für den Islam eine kollektive religiöse Plicht (fard kifaya) aller Muslime. Tun sie es nicht, machen sie sich kollektiv schuldig. Erst wenn die gesamte Welt unter der Herrschaft der Scharia steht, erlischt diese Pflicht.
Man könnte auch einfach sagen, die klassischen Lehren des Islam fördern die Welteroberung.
Bevor man von einer „absurde Angst vor dem Islam“ spricht, solte man sich erst einmal sachkundig machen.
Es sollte natürlich „fordern die Welteroberung“ heißen und nicht „fördern die Welteroberung“, obwohl das zweite auch nicht ganz falsch ist.
Einen interessanten Kommentar zu Rainer Grell hat auch der FAZ-Journalist Rüdiger Soldt (den ich zufällig sogar flüchtig kenne) geschrieben: Islam-Kritiker Grell: Ein württembergischer Pim Fortuyn