Lehramt? Ja klar, aber in Stuttgart…?

Ein Drittel mehr Studenten mit gleichem Etat? Lehramt nicht mehr in Stuttgart und das KII sollte man lieber meiden? Die Stuttgarter Zeitung (StZ) hat den neuen Rektor der Uni Stuttgart interviewt und einige interessante Aussagen sind dabei herausgekommen.

Die Universität steht vor großen Herausforderungen. Einerseits stehen weitere Sparprogramme an, andererseits werden in den nächsten Jahren bis zu einem Drittel mehr Studenten erwartet. Wie wollen Sie das hinbekommen?

[…] Die Politik sagt zwar, der finanzielle Input vom Land solle auf dem Status quo des Jahres 2006 eingefroren werden. Aber auch das wäre ein Sparprogramm.

Kongress Hochschule 2012

Im Februar auf dem Kongress Hochschule 2012 meinte Ministerpräsident Oettinger noch, dass von den 30-40% mehr Studienplätzen, die wir benötigen, das Land die Hälfte finanzieren wird. Das klingt hier ganz anders.

 
 

[…] Auf was könnte Stuttgart zu Gunsten der Nachbaruniversitäten verzichten?

Das ist ein schwieriges Thema. […] Durch die letzten Sparprogramme haben wir insbesondere bei den Geisteswissenschaften, aber auch bei Natur- und Ingenieurwissenschaften kaum noch Möglichkeiten zum Einsparen. […] Wir müssen in Zukunft stärker versuchen, über die einzelnen Universitäten hinweg auszugleichen. Im Zentrum stehen die Lehramtsfächer. Sie müssen zuerst überprüft werden. […]

Insbesondere bei den Geisteswissenschaften kann man also kaum noch einsparen, aber im Zentrum von Verlagerungsüberlegungen woanders hin stehen die Lehramtsfächer?

Sie sprechen von einer Hochschulregion, haben sich aber auch klar für die Erhaltung der Geisteswissenschaften in Stuttgart ausgesprochen. Ist somit eine weitere Aushöhlung der Lehramtsstudiengänge in Stuttgart vom Tisch? Oder kann es sein, dass man Fächer nach Tübingen abgibt und sagt: Wir als Region bieten es ja an.

Wie anders wollen Sie es gestalten? […]

Aha. Vermutlich wird es auch dann wieder keinen Kapazitätsausbau in Tübingen geben, so dass insgesamt also doch wieder Studienplätze abgebaut werden.

Die StZ hakt weiter nach:

Und Ihr klares Votum für die Erhaltung der Geisteswissenschaften in Stuttgart?

Dabei geht es nicht allein um die Lehramtsfächer. Ich habe damit gemeint, dass wir einen selbstständigen Fachbereich oder eine Fakultät in den Geisteswissenschaften brauchen. Dafür stehe ich. […]

Eine eigene Fakultät, schön. Aber in der Fakultät kann man weiter kürzen? Da sieht man mal wieder, was so ein Lippenbekenntnis für die Geisteswissenschaften wert ist.

Es wird das Szenario aufgestellt, dass ein Student zwischen Tübingen und Stuttgart pendeln muss für seine verschiedenen Lehramtsfächer. Die StZ spannt den Bogen zu den Studiengebühren und folgert richtig:

Dann zahlen die Studenten also mehr für ein schlechteres Angebot. Denn sie verlieren viel Zeit durch das Fahren.

 

Und ganz am Ende:

Würden Sie einen hochrangigen Besucher ins K I und K II führen, um ihm die Universität Stuttgart zu zeigen?

Ins K I kann man ihn inzwischen führen, obwohl man auch dort eine bessere Sanierung hätte hinbekommen können. Aber das K II ist sanierungsbedürftig. Die Sanierung wird angegangen, habe ich gehört. Ansonsten würde ich einen ausländischen Gast lieber ins Rektoramt führen, das ist repräsentativer als die beiden Gebäude daneben.

Ins KI (Architektur) kann man Besucher also inzwischen führen. Ins KII (Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Philosophie/Geschichte) also folglich nicht. Das sollte zu denken geben.

Quelle: Interview in der Stuttgarter Zeitung vom 10.06.2006 (Artikel online kostenpflichtig)

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