Winter-Verkehr: Bahn-Streik und mehr

Gestern an der Uni spricht mich ein Kommilitone an. Sinngemäß sagt er: „Du kannst mir doch bestimmt sagen, wie lange das mit den Streiks noch geht.“ Ich musste etwas schmunzeln und meinte, ich wisse da auch nicht mehr als er.

Nach einer kurzen Denkpause schob ich hinterher: „Ich hab den Eindruck, dass der Rückhalt in der Bevölkerung für den Streik der Lokführer massiv sinkt.“ Je öfter sie warten müssen, je öfter massenhaft Staus entstehen, weil kaum Züge fahren und vor allem auch jetzt, wo sie in der Kälte stehen müssen, desto weniger Verständnis hat man. Kurz gesagt: Je mehr man selbst von den negativen Folgen betroffen ist, desto kleiner wird die Solidarität mit den Lokführern.

Verstärkt wird das sicher dadurch, dass sich zwischen Bahn und GDL (Gewerkschaft der Lokführer) offenbar gar nichts bewegt. Jedenfalls bekomme ich nichts Wesentliches mit. Es gibt Verhandlungen. Verhandlungen werden abgeblasen. Verhandlungen werden ohne Ergebnis beendet. So hat man dann doch sehr stark den Eindruck, dass das ewig so weitergeht.

Außerdem kommt jetzt die Angst, dass kurz vor Weihnachten im Weihnachtsgeschäft zahlreiche Regale leer sein könnten. Positiv an dem Ganzen ist, dass die Bedeutung des Schienenverkehrs mal so richtig bewusst wird. Negativ ist, dass dies die Alternative Bahn für viele stark beschädigt und sie doch wieder lieber aufs Auto umsteigen. Zumal ein hoher Tarifabschluss sicher auch die Preise weiter anziehen lässt.

Aber auch wenn der Streik beendet wird. Die Züge werden demnächst wohl öfter mal stillstehen. Der Winter hat da schließlich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Aber besser als mit dem Auto wird man dann vermutlich immer noch vorankommen. Geradezu symbolhaft steht dafür dieses Video vom 16. Januar 2007 aus Portland.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. baumgarf

    Was man daraus aber auf alle Fälle lernt, ist, dass unsere Altvorderen vielleicht doch nicht ganz so dumm waren, als sie die Bahn in den Staatsdienst erhoben. Anscheinend haben sie erkannt, dass es äußerst förderlich ist – nicht zuletzt auch für die Wirtschaft, deren Lieferungen derzeit brach liegen (wie bspw. der Produktionsstopp derzeit bei Audi zeigt) -, wenn die Bediensteten verbeamtet sind und deswegen nicht streiken dürfen, der Betrieb damit aufrecht erhalten werden kann. Nachdem man die Bahn nun aber privatisiert hat, muss man eben auch mit den Konsequenzen leben.

  2. Heiko

    @baumgarf: 100% Agree. Wer die Bahn privat haben will, der muss auch damit rechnen, dass sie mal für länger ausfällt, weil gestreikt wird.

    Wenn die Bahn tatsächlich staatstragend ist, dann sollte sie auch staatlich sein.

    Ich stehe weiter voll hinter den Lokführern – vor allem seit ich weiß, wie lächerlich wenig diese Leute derzeit am Ende vom Monat heimbringen – verglichen mit der Verantwortung, hunderte Menschen sicher zu transportieren.

  3. Robin

    Ich versteh einfach nicht, warum die Bahn nicht wenigstens verhandeln will (Neues Angebot). Bis Februar warten, bis der GDL die Streikkassen geleert sind, dürfte ziemlich blöd sein.

  4. Paul

    Es gibt da ein Interview auf Spiegel Online, demnach sollte die GDL verdrängt werden zugunsten von Transnet. Verlinkt als Webseite.
    Würde zumindest diesen Konfliktkurs von beiden Seiten etwas nachvollziehbarer machen.

    Einige der Unterstützer haben aber auch noch nicht realisiert, das sie nicht nur in der Kälte am Bahnsteig stehen könnten, sondern das sie die Kosten für diesen Streik mittragen werden.

    Was mich am Youtube-Video gewundert hat… warum lässt man das Auto in so einer Situation nicht stehen? War der Schneefall so überraschend?

  5. Henning

    @Paul
    Warum die das Auto in dem Video nicht stehen lassen, hab ich auch nicht verstanden. Vor allem die, die noch gestartet sind, nachdem die anderen schon durch die Gegend rutschten, haben doch echt nen Vogel.

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