Politiker-Blogs

Ich beschäftige mich gerade gedanklich intensiv mit der Frage, was Politiker bei ihren Blogs beachten müssen. Sehr viele Blogger sind grün, auch viele grüne Mitglieder bloggen, aber oben an der Spitze sieht es nicht so gut aus. Im Bundestagswahlkampf startete blog.gruene.de – und liegt jetzt seit Ende der WM brach.

Es gibt ein paar grüne Abgeordnete mit eigenem Blog, zum Beispiel Anna Lührmann, Katja Husen und Oswald Metzger. Aber viel ist das nicht. Es muss ja nun auch nicht jeder seinen eigenen Blog starten, aber wenigstens der grüne Bundes-Blog sollte doch laufen.

Wenigstens hat der Bundesverband der Grünen Jugend einen aktiven Blog. Dort ist man eben auch eher in diese Dinge reingewachsen.

Ich mache mir nun eben Gedanken, was von so Politiker-Blogs erwartet wird. Statt einfach nur selber nachzudenken, dachte ich mir, ich kann ja ganz im Sinne von user-generated content einfach mal euch befragen.

Ein paar Fragen gebe ich euch mal mit, ihr könnt aber auch gerne ganz allgemein antworten:

  • Wie oft erwartet ihr neue Einträge?
  • Lieber Einzelblogs oder gerne auch von mehreren gemeinsam?
  • Erwartet ihr neben reiner Politik auch eher Tagebuch-Einträge („der Zug war wieder total voll“, „interessanter Kongress“) oder nur politische Beiträge („Gesundheitsreform ist super/doof/naja“, „Wehrpflicht abschaffen“)?
  • Würdet ihr auch politische Blogs auf kommunaler Ebene lesen wollen?
  • Und sonst…?

Dieser Beitrag hat 16 Kommentare

  1. Uli

    Hi
    gerade in den letzten Tagen habe ich auch mal etwas nach Blogs mit grünem/politischem Hintergrund geschaut.
    Was ich erwarte: politische Meinungen zu aktuellen und vergessenen Themen, wobei die Gründe kurz und prägnant aufgezählt werden. Ideal wären auch kurz die Gegenargumente zu analysieren und falls berechtigt, nicht runterzumachen.
    Frequenz: So oft wie nötig… Also mal im Ernst, wenn jemand das privat macht, dann verlang ich gar nichts von ihm. Wenn dann halt in meinem Reader steht, dass was neues da ist, dann lese ich das.
    Privates: Brauch ich nicht. (Mir war es zum Beispiel egal ob POLITIKER im Zug neben einem saß, der 2 verschiedene Socken anhatte…)
    Wenn ich sowas lesen will, dann lese ich „Fun-Blocks“.
    Trotzdem finde ich politische Erfahrungsberichte (auch objektive) interessant.
    Kommunal: Da bekomme ich schon den Newsletter der Grünen 😉 Aber im Ernst: Interessant wäre es schon, aber da habe ich auch den Zugang und kann selber fragen. Da sehe ich auch wieder die Effizienz in Frage gestellt. Bevor jemand da ne halbe Stunde einen Beitrag ausarbeitet, den 2 Leute lesen, kann er diese beiden auch zu einem Kakao (oder sonstwas, solange ich kein Kaffee trinken muss) einladen.

  2. Uli

    Ach ja, netzpolitik.org ist zwar viel „IT-bezogenes“ aber sehr gut.
    Deinen Block sehe ich fast schon eher unpolitisch und als Tagebuch – zumindest lese ich ihn als solchen… bin aber auch über die politischen Artikel immer sehr erfreut (z.B. Hakenkreuzurteil) Der Solibart hat für mich dagegen nicht wirklich zu den politischen Artikeln gehört, eher in die Kategorie „Fun“.

    Schrecklich fande ich während der WM, dass da 2 in einem so politischen Blog (halt dem Grünen Blog) so viel „Schwachsinn“ geredet haben. Mich hat es weder interessiert, warum SIE mit dem Fahrrad einen Umweg fahren musste um einen Kaffee zu trinken, noch ob ER bei dem Tor von einem fremden umarmt wurde….
    Wenn ich die beiden persönlich kennen würde, dann wäre das OK, aber wenn sie als politische Repräsentanten schreiben, sollen die mich nicht mit ihren „Kimperlitzchen“ nerven.

  3. Till Westermayer

    Hat nicht direkt was mit deiner Frage zu tun, aber vielleicht trägt’s dazu bei, die Zahl grüner Blogs zu vermehren. Und zwar betreue ich die Website meines Kreisverbandes ( https://gruene-breisgau-hochschwarzwald.de/ ). Wie klar ersichtlich, könnte da erstens mehr passieren und würde zweitens der Punkt „Aktuelles“ eigentlich genauso gut in Form eines Blogs (an dem dann auch andere KV-Mitglieder mitschreiben können) funktionieren. Ich habe grade keine Zeit dazu, dachte mir aber, dass eine Integration von KV-Website und Blog-Funktionalität für genau diesen Bereich (ist eh mit Frames aufgebaut, also leicht zu integrieren) wunderbar wäre. Nur will ich dafür ungern auf Blogger, Livejournal etc. zurückgreifen. Wenn jetzt den grüne Bundesverband (auf dessen Serverspace unsere Website liegt) den KVs anbieten würde, das Blog-Modul, das eh hinter blog.gruene.de etc. liegt, mitzunutzen oder eines dafür zu installieren (kenne mich da nicht so aus, denke aber, das sowas gehen müsste), wäre es eine schöne Sache, um z.B. die Websites von Kreisverbänden von „1 to many“ in „n to many“ umzuwandeln …

  4. Robin

    Tja, also mein kleiner Persönlicher+SPD Provinz-Blog beschäftigt sich ja quasi mit ähnlichen Themen.
    Zu den Fragen:
    * Wie oft erwartet ihr neue Einträge?
    Ich selbst täglich, ich blogge auch selbst Täglich. Aber viele Leser können da meines erachtens nicht mithalten!

    * Lieber Einzelblogs oder gerne auch von mehreren gemeinsam?
    Einzelblogs.

    * Erwartet ihr neben reiner Politik auch eher Tagebuch-Einträge (”der Zug war wieder total voll”, “interessanter Kongress”) oder nur politische Beiträge (”Gesundheitsreform ist super/doof/naja”, “Wehrpflicht abschaffen”)?

    Die Mischung machts. Eindrücke sind oft interessanter als der zehnte Beitrag zur Gesundheitsreform. Daher find ich es gut, wenn Sidekicks drin sind und sowas.

    * Würdet ihr auch politische Blogs auf kommunaler Ebene lesen wollen?
    Ja. Und da plaudere ich jetzt mal aus meinen Statistiken. Er wird auch gelesen. Auf meinem kleinen Blog hat das Thema Bürgermeisterwahl (von meinem Nachbarort) ziemlich viele Leser angezogen (sagen die Statistiken). Auch Themen wie „Verkauf des Kreiskrankenhauses“ usw. sind mit unter gern gelesen. Kommentiert werden diese Beiträge dagegen eher selten. (komisch)
    Aber die Nutzerzahlen sind übersichtlich. Bei guter Mischung der Themen kann man die Jungwähler ansprechen, ansonsten bleiben die kommunalen Internetsüchtigen 🙂

    Soviel von mir.

  5. SoWhy

    Ich denk, solche Kriterien sind wenig aussagekräftig. Lieber ein Blog mit einem guten Beitrag die Woche als mit täglichen Mist. Ich les Blogs nicht, weil sie oft upgedated werden, weil sie strikt einzel- oder mehrblogger sind, strikt trennen oder mischen, bundes oder regionalpolitik behandeln. Ist es gut geschrieben, les ich’s 😉

  6. Bastian

    Ich zweifle daran, dass die Idee des „Bundesblogs“ richtig funktionieren würde, vielleicht toll für Mitglieder der Grünen, für alle Außenstehenden wohl ehr nicht.

    Blogs von Kommunalpolitikern kann ich mir da persönlich schon besser vorstellen, aber bitte abseits der üblichen Darstellung wie man sie auf Politikerseiten zuhauf findet. Richtiges Bloggen halt, gerne über Veranstaltungen die sie besuchen, alltägliches, eben Sachen die einem ein bisschen Einblick geben in das Leben der Person.

    Meiner Ansicht nach würde sowas Politiker sympathischer machen und auch mehr gelesen werden als das übliche 0815-PR-Gefasel. 🙂

  7. Till Westermayer

    @Bastian: schau dir mal http://blog.gruene.de an — das war, finde ich jedenfalls, relativ gelungen, was „Einblick in das Leben der Person geben“ angeht, und kam zumindest oft ohne Gefasel aus. Nur leider scheint irgendwer im grünen Bundesvorstand noch nicht verstanden haben, das temporär beschränkte Blogs Unsinn sind.

  8. Robin

    Eines möchte ich noch anfügen: Ich glaube kaum, dass man mit einem Blog für Politiker echte positive Effekte erzielen kann!
    (Sprich mehr Wählerstimmen). Soweit darf man ja gerne mal denken. Aber vielleicht steigen die Sympathie, wenn auf dem Blog mehr als nur blabla steht. Da gebe ich Bastian recht.

  9. Bastian

    Ich glaube schon, dass gerade auf kommunaler Ebene neben Programm auch Sympathie viel entscheiden können. Und da wirkt ein authentisches Blog sicherlich besser als ein Pressetext-Blog.

    Was ich bei dem WM-Blog der Grünen gelesen hab macht zuversichtlich, ich habs nicht mit Fussball und hatte es auch nicht mit der WM aber die Art ist sympathisch, darauf kommt es doch an.

  10. Franklin

    * Wie oft erwartet ihr neue Einträge?
    Mehrmals die Woche

    * Lieber Einzelblogs oder gerne auch von mehreren gemeinsam?
    Einzelblogs

    * Erwartet ihr neben reiner Politik auch eher Tagebuch-Einträge (”der Zug war wieder total voll”, “interessanter Kongress”) oder nur politische Beiträge (”Gesundheitsreform ist super/doof/naja”, “Wehrpflicht abschaffen”)?
    Tagebucheinträge zwischendrin sind toll, lockern das Ganze auf. Ansonsten kann ich auch die Seite mit den Pressemiteulngen lesen.

    * Würdet ihr auch politische Blogs auf kommunaler Ebene lesen wollen?
    Auf jeden Fall.

  11. andi

    * Wie oft erwartet ihr neue Einträge?
    Wenn es auch was zu sagen/schreiben gibt.

    * Lieber Einzelblogs oder gerne auch von mehreren gemeinsam?
    Gemeinschaftsblog mit Co-Autoren ist wahrscheinlich (da nur EIN Blog) bequemer zu lesen, allerdings sollte darauf geachtet werden, dass es nicht zu Übeschneidungen kommt. Ist aber wahrscheinlich nur ne Sache der Einteilung.

    * Erwartet ihr neben reiner Politik auch eher Tagebuch-Einträge (”der Zug war wieder total voll”, “interessanter Kongress”) oder nur politische Beiträge (”Gesundheitsreform ist super/doof/naja”, “Wehrpflicht abschaffen”)?
    Tagebucheinträge machen den Politiker doch auch menschlich, können also durchaus sein, sollten aber die Sachbeiträge aber nicht übertreffen.

    * Würdet ihr auch politische Blogs auf kommunaler Ebene lesen wollen?
    Gerade auf kommunaler Ebene. Die „große“ Politik gibts ja täglich im TV. 😉

  12. Daniel Mouratidis

    Auf kommunaler Ebene halte ich politische Blogs für sehr wichtig. Oft gibt es auch nur eine „Einheitszeitung“, und der Weblog ist eine hervorragende Möglichkeit, eigene Akzente zu setzen. Ich hatte mich während meines Landtagswahlkampfs als Blog-Rookie da reingestürzt. Die Resonanz war sehr gut – was aber auch daran lag, dass ich jede Woche eine Weblog Diskussion zu einem Thema anbot, und diesen auch in der Zeitung ankündigte. Die aktive Beteiligung war teils gut, teils mäßig- für einen ländlichen Wahlkreis ohne Studenten etc. aber zufriedenstellend. Pro Weblog Diskussion haben sich zwischen 50-100 Leute reingeschaut. So viele hätten wir nie erreicht durch eine Hinterzimmerveranstaltung. Zudem haben diese Beiträge Bestand und werden bestens gefunden von Suchmaschinen.
    Hier bei uns in Rems-Murr/Backnang sind wir dabei, einen eigenen WordPress-Weblog einzurichten. Damit können auch Computerlaien Artikel schreiben, und die Arbeit von OV/KV/Gemeinderat wird gebündelt präsentiert. Das war bei uns – und in vielen anderen kleinen Städten – bislang leider nicht so. Momentan verzögert sich das aber noch, weil die Menschen halt auch ehrenamtlich das ganze machen…aber noch im Oktober geht das an Start.

    Alles in allem: auf kommunaler Ebene auf lange Sicht unverzichtbar!

  13. Kai Nehm

    Blogs sind gerade auf kommunaler Ebene interessant, da hier kein etablierter Nachrichtenkanal neben der lokalen Zeitung existiert.

    Ich denke aber, es ist falsch von jedem Politiker ein Blog zu erwarten. Schließlich muss man für Beiträge und Pflege etwas Zeit reservieren, die sicher auch anders genutzt werden kann.
    Die Form sollte sich an den jeweiligen Vorlieben der Autoren orientieren, ansonsten schläft das Projekt wieder ein.

  14. Tim

    Ein gutes Beispiel, wie man als Politiker Blogs effektiv einsetzen kann, indem man Kontext vermittelt, habe ich letztes Jahr hier erwähnt: http://www.plansphere.com/blog/?p=47

  15. Till Westermayer

    @Daniel: wenn das bei Euch läuft, hätte ich durchaus Interesse daran, mehr darüber zu erfahren.

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