Rücktritt Margot Käßmann

Ich schließ mich dem an:

Zum Rücktritt von Margot Käßmann, der Ratsvorsitzenden der EKD, erklärt der Bundesvorstand der GRÜNEN JUGEND:

„Wir bedauern den Rücktritt von Margot Käßmann ausdrücklich. Mit ihren kritischen und kontroversen Stellungnahmen hat sie entscheidenden Anteil daran, dass die deutsche Afghanistan-Politik in letzter Zeit stärker in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit gerückt ist. Schon bei den Auseinandersetzungen um ihre Weihnachtspredigt wurde Käßmann von den Springer-Medien auf ungeheuerlichste Weise als Frau angegriffen und diskreditiert.

Käßmanns Verhalten ist nicht zu entschuldigen, dennoch wird in unserer Gesellschaft in Sachen Kirche ganz offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen: Während gehäufte Fälle von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche keine Folgen nach sich ziehen, trifft Käßmann wegen einer unbedachten Handlung die geballte Kritik der Öffentlichkeit. Ein reflektierterer Umgang mit dem Fehlverhalten öffentlicher AmtsträgerInnen wäre angebracht.“

Ich bin da ausnahmsweise sogar mal einig mit Alice Schwarzer.

Vor ein paar Tagen habe ich in einer Zeitung sogar gelesen, dass für eventuelle Schadenersatzerforderungen im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen möglicherweise eine Haftpflichtversicherung aufkommen muss. Da fehlen einem echt die Worte.

Ich hoffe, dass Margot Käßmann weiterhin eine wichtige Rolle in der Kirchen-Szene spielen wird.

Dieser Beitrag hat 17 Kommentare

  1. Daniela

    Es wird leider immer alles zu sehr aufgebauscht, ob in Politik oder in der Promiwelt. Jeder x-beliebige Bürger hätte seine Strafe bezahlt, aber doch nicht seinen Job verloren! Aber es gibt da einen sehr guten Spruch
    Wer mehr sagt als er tut, predigt.
    Wer weniger sagt als er tut, lügt.
    Wer sagt was er tut, ist eitel.
    Wer tut was er sagt ist gut.
    Jetzt sucht Euch alle aus was unsere ehemaligige EKD Ratsvorsitzende ist.
    Ich kann nur sagen:“Schade um den Menschen in dieser so wichtigen Position häten wir sie weiter gebraucht!“ Daniela

  2. Lukas

    den vergleich zwischen sexuellem missbrauch und der trunkenheit finde ich auch total daneben. allerdings sollte man nicht vergessen, dass frau käßmann hier eine straftat begangen hat und das leben unbeteiligter dritter riskiert hat!

    @daniela: es gibt sehr wohl auch andere menschen, die in einem solchen fall ihren job verlieren. was glaubst du, was passiert mit einer brummifahrerin, die wegen trunkenheit ihren führerschein verliert?

  3. Sebastian

    Sorry Henning, das ist großer Unsinn. Die gute Dame hat im Vollsuff die Straßen unsicher gemacht, das ist ne Straftat und das hat in verantwortungsvollen Positionen entsprechende Konsequenzen, was bei der Person zwischen den Beinen zu finden ist. Dieser Schritt ist nur konsequent und ich würde mir Ähnliches bei allen anderen Menschen in verantwortungsvollen Positionen wünschen.

    Jetzt den Vergleich zu den Kinderschändern zu ziehen ist fatal: Sie verharmlost die Schwere der Taten dieser Verbrecher. Als ob das Problem etwa mit einem Rücktritt eines katholischen Bischofs gesühnt wäre.

  4. Sebastian

    Ich meine natürlich: …, egal was bei der Person zwischen den Beinen zu finden ist…

  5. s5p

    1,5 Promille ist nicht Vollsuff. Da kann man auch mal die Kirche im Dorf lassen. Was solls Menschen machen Fehler, kein Grund gleich den Job zu verlieren.

  6. Vollblutlaie

    Man kann Trunkenheit im Straßenverkehr und Kindermißbrauch nicht vergleichen, auch wenn es sich bei den Tätern um Mitglieder der Kirche handelt. Und natürlich hat Frau Käßmann Größe bewiesen, wenn sie nach diesem Vorfall zurücktritt, unabhängig davon wie groß die Lücke ist die sie hinterläßt. Schlimm ist nur wieder dieses „1,5 Promille ist nicht Vollsuff“ oder „ertappt worden“ einfach diese Verharmlosung des Gesellschaftsproblems Alkohol

  7. Lesende

    Ich sehe auch eine Gefahr in der Verharmlosung der Trunkenheit
    am Steuer. Allgemeingehalten, bin ich auch der Ansicht, wenn man
    einmal erwischt wird, sagt das nichts über eine Einmaligkeit solchen
    Verhaltens aus.

    Frau Käßmann hat mit ihrem Rücktritt Stärke bewiesen, da kann sich
    mancher Mann eine Scheibe davon abschneiden.

  8. Henning

    @Lukas
    den vergleich zwischen sexuellem missbrauch und der trunkenheit finde ich auch total daneben.

    Worauf beziehst du dich da jetzt?

    @Sebastian
    Mir geht’s da nicht so sehr darum, dass sie ne Frau ist. Wobei ich schon glaube, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann in gleicher Position bei gleicher Tat zurückgetreten wäre, geringer ist.
    Mir geht’s darum, dass es aus meiner Sicht in den Kirchenspitzen leider zu wenige wirklich gute Leute mit vernünftigen politischen Positionen gibt und dass ihr Rücktritt deshalb enorm schade ist.
    (Und auch das Fatale, dass gerade die Tatsache, dass sie für ihre Fahrt nun in dieser Form Verantwortung übernimmt, nochmals ausdrücklich für sie spricht.)

    Mit dem Vergleich zum Kindesmissbrauch: Ich denke, allen ist klar, dass das keineswegs den Kindesmissbrauch verharmlosen sollte. Und natürlich wäre es da mit einem Rücktritt nicht getan. Aber es ist doch schon sehr krass, dass eben nicht einmal das passiert. Gerade weil eben so ein extremer Unterschied zwischen den beiden Taten besteht, ist es doch krass, dass die harmlosere zu einem Rücktritt führt und die richtig üble zu Schadenersatzzahlungen durch die Haftpflichtversicherung.

    Kommentar zeit.de:

    Eine Gesellschaft wäre reifer, wenn sie keine makellosen Helden an ihrer Spitze bräuchte. Wenn es genügte, dass das Führungspersonal einfach nur den Job gut macht. Der Ruf nach lupenreinen Vorbildern ist allzu sehr Ausdruck einer infantilen Sehnsucht. Kinder brauchen das Vorbild, Erwachsene können es nicht perfekt sein.

    Es gibt Fehler, die kann man verzeihen und den Leuten eine zweite Chance geben und es gibt andere. Auch wenn ich eher Richtung Null-Promille-Grenze tendiere, finde ich doch, dass Käßmanns Fehlverhalten in die erste Kategorie gehört.

  9. Lukas

    den vergleich zwischen sexuellem missbrauch und der trunkenheit finde ich auch total daneben

    war wohl etwas missverständlich. ich meinte, dass ich es total daneben finde, dass in der pm zwei dinge zusammengewurschtelt werden (trunkenheit am steuer auf der einen und sexueller missbrauch auf der anderen seite), die absolut nichts miteinander zu tun haben.

  10. Henning

    @Lukas
    Okay, jetzt habe ich’s verstanden. Ich find aber, dass es schon erwähnenswert ist, wenn das deutlich Krassere von den beiden Dingen die deutlich weniger krassen Folgen für die Täter hat.

  11. jw

    @ henning
    Ich weiß, dass du das nicht behaupten willst, aber die katholischen Bischöfe sind keine Täter. Täter sind die einzelnen Geistlichen. Die katholische Kirche hat sich in der Vergangenheit wirklich nicht mit Ruhm bekleckert, was die Aufklärung solcher Fälle angeht, aber man muss auch anerkennen, dass sie es jetzt anscheinend ernst meint. Dafür spricht jedenfalls, dass die Berliner Jesuiten Anwältin, die sich schon lange mit dem Thema beschäftigt und in einem Opferverband gewirkt hat, mit der Aufklärung beauftragt, dafür spricht auch, dass die Bischofskonferenz einen Beauftragten ernannt hat.

    Der Abt des Klosters Ettal und sein Stellvertreter sind übrigens, weil sie Missbrauchsverdacht nicht weiter verfolgt haben, zurückgetreten.

  12. Hannes Griepentrog

    Entschuldigung, Henning, aber den Vergleich kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Es ist ja nicht so, dass Margot Käßmann zurückgetreten wäre, weil es unter evangelischen Pfarrern mehrere Fälle von Alkoholmissbrauch gegeben hätte. Die Trunkenheitsfahrt hat sie durchaus selbst zu verantworten.

    Wenn also „in unserer Gesellschaft […] mit zweierlei Maß gemessen“ wird, wie die GJ schreibt, dann doch eher in anderer Hinsicht: Wer eine Straftat begeht, wird bestraft. Wessen einzige „Verfehlung“ ist, dass er dieselbe Konfession hat wie jemand der eine Straftat begeht und dass er in der Kirche an exponierter Stelle steht, hat keine Konsequenzen zu ziehen. So etwas wie Sippenhaft gibt es eben nicht einmal bei sexuellem Missbrauch… Zum Glück.

  13. Simon

    Ich fand auch, dass Frau Käßmann gut und wichtig war. Wer allerdings so blöd ist, mit 1,5 Promille noch Auto zu fahren, der verdient es leider nicht anders.

    Und anders als Frau Schwarzer meint, war das nicht ein Glas zuviel, sondern eher eine Flasche zuviel. Dieses Verharmlosen ist eine Verhöhnung der Opfer von Alkohol am Steuer.

    @s4p:
    Wenn bei dir selbst 1,5 Promille nicht Vollsuff sind, solltest du vielleicht mal deinen eigenen Alkoholkonsum überdenken.

  14. s5p

    1.5 Promille als Frau hat man z.B. dann, wenn man auf dem Oktoberfest oder wo auch immer zwei Maß trinkt. Nicht wenig Alkohol, aber sicher auch nicht typisches Alkoholikerverhalten; zumindest in unserer Gesellschaft. Jetzt kann man natürlich einwenden, dass hier sehr viele Menschen zu viel Alkohol trinken. Ob man jetzt deswegen oder gerade deswegen nicht einen einzelnen Menschen einen Strick daraus drehen sollte ist wieder eine andere Frage. Wo die Promillegrenze für Autofahrer liegen sollte ebenso. Ab wann Alkohol am Steuer eine Straftat sein sollte und wie hart das bestraft werden sollte kann man auch debattieren.
    Was allerdings sehr niedriges Niveau ist, ist mir auf Grund eines Posts, der als Denkanstoß gemeint war vorzuwerfen, ein Trinker zu sein. Ich muss auch nicht selbst kiffen, um zu sagen, dass man Konsumenten nicht kriminalisieren sollte oder das ich es falsch finde, dass, weil man vor Tagen einen Joint geraucht hat aufgrund einer Blutprobe dann seinen Führerschein verliert. Ferner messe ich nach dem Alkoholkonsum nicht meine Promille. Ich denke auch nicht schlecht von jemanden, weil er ab und an mehr als ein Bier trinkt. Und wenn jemand das jeden Tag macht, ist das in einer freien Gesellschaft seine und nur seine Angelegenheit. Ob jemand Hilfe braucht weil es für ihn zu einen Problem geworden ist, steht wieder auf einen anderen Blatt. Denke bitte einfach mal etwas differenzierter und Verurteile bzw. Kategorisiere andere Menschen nicht all zu leichtfertig – besonders wenn du sie nicht kennst.

  15. Ingo

    Der Rücktritt passt zu Frau Käßmann und war sowohl konsequent als auch richtig. Ich hoffe, er regt alle etwas zum Nachdenken an. Mit den Steinen werfen die Leute allzu gerne als erster. Angebracht wäre, jetzt (spätestens) mal über sich selbst nachzudenken…

  16. Alfons Huber

    Sturzbesoffen ist sturzbesoffen. Job weg ist richtig. Basta! Jeder Berufsfahrer fliegt aus seiner Firma, wenn er erwischt wird. Möglicherweise ist sein Chef noch gnädig und teilt ihm zum Hoffegen ein. Frau Käßmann kann immerhin noch in Hintertupfingen Pastorin sein. Sogesehen ist das ein großer Vorteil. Hoffentlich bleibt die uns als Poltikerin erspart. Ein Karikaturist wagte einmal einen bitterbösen Vergleich zur Heuchelei über diesen Fall:
    http://www.wiedenroth-karikatur.de/02_PolitKari100225_Kaessmann_Bischoefin_Moral_Alkohol_Auto_Trunkenheit_Steuer_Rotlicht_Gutmenschentum_Vergleich_Haider.html

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