Ein „kleiner“ Bericht von mir zum 5. Stuttgarter Webmontag – mit dem Schwerpunkt-Thema Second Life.
Vorneweg: Das war sicher der witzigste Webmontag bei dem ich je war. Zahlreiche Sprüche und witzige Einwürfe von allen Seiten waren dafür verantwortlich. Sehr schön. 🙂
Der Vortrag zur SOAP-SMS-Schnittstelle war irgendwie nicht richtig was für mich. Funktioniert, kann man ein paar nette Sachen mit machen. Juhuu! Ist derzeit beim aktuellen Provider mit 19 Cent pro SMS aber noch sehr teuer.
Oliver Gassner, Alvar Freude, Heiner Wittmann und auf der Leinwand Second Life
Kommen wir zum Hauptthema des Abends: Second Life, kurz SL. Oliver Gassner stellte SL zunächst mehr oder weniger kurz vor. Er zeigte ein paar Zahlen und referierte darüber, was Second Life alles sein kann. Der Punkt ist nämlich gerade, dass man nicht definitiv sagen kann, was SL ist. Das hängt viel eher davon ab, was man draus macht bzw. wozu man es nutzt.
Für manche ist es ein Rollenspiel. Diese User bauen ihre Dörfer, basteln ihre Klamotten und nutzen SL als ihre Rollenspiel-Plattform. Für andere ist es eher ein 3D-Chat. Man läuft rum, trifft nette oder weniger nette Leute, redet mit ihnen und trifft sie wieder – oder auch nicht. Andere machen Geschäfte darin, auch Spiele gibt es usw. Die Möglichkeiten sind eigentlich kaum begrenzt.
Mit viel Herzblut nahm Alvar Freude all die positiven Seiten auseinander – oder er versuchte es. Teile seiner Kritik halte ich für absolut berechtigt. So zum Beispiel die Frage, warum in den letzten zwei Monaten etwa 2 Mio. neue User dazugekommen sind, sich aber im gleichen Zeitraum nur 1,6 Mio. User eingeloggt haben.
Ein Großteil seiner Kritik bestand allerdings aus Spekulationen, Definitionsstreitereien oder einfach offenen Fragen. Sein Vortrag hatte den Titel „Warum Second Life kein Web 3.0 ist“. Der Definitionsstreit war hierbei, dass er für die Definition vom Web die Wikipedia-Definition vom WWW heranzog: „Das World Wide Web [ˌwɝːldˌwaɪdˈwɛb] (kurz Web, WWW oder deutsch: Weltweites Netzwerk; wörtlich: web „Gewebe, Netz“) ist ein über das Internet abrufbares Hypertext-System.“
„Da SL kein Hypertext-System ist, ist es kein Web und damit auch kein Web 3.0“, war dann zusammengefasst die Schlussfolgerung. Übersetzt man „Web“ einfach mit „Internet“ (wo das WWW ja nur ein Dienst ist – und E-Mail ein anderer) könnte man diese Definitionsstreiterei beenden und sich den inhaltlichen Fragen zuwenden. Dies nur exemplarisch, woran die Kritik meiner Ansicht nach unter anderem krankte.
Hätte Alvar seinen Vortrag zeitlich und inhaltlich um zwei Drittel gekürzt und sich damit auf die wesentlichen (und fundierten) Dinge beschränkt, wäre er um ein Vielfaches besser gewesen. Durch viele überzogene oder nicht nachvollziehbare Darstellungen wurde die berechtigte Kritik leider in einen ungünstigen Kontext gestellt, so dass sie viel von ihrer Kraft verloren hat.
Oliver stimmte der Kritik dann auch teilweise zu und meinte, dass das, was SL heute ist, sicher nicht das Internet von morgen sein wird. Ihm geht es mehr um die Richtung. „3D geht nicht mehr weg.“ SL selbst sei heute allerdings in einem Stadium wie das Internet um 1992 rum. Wie viel sich da geändert hat und welche Bedeutung es inzwischen hat, wissen wir.
Auf jeden Fall war die Diskussion sehr interessant, sehr lebendig und an vielen Stellen auch sehr lustig. Wer Recht behalten wird, werden wir sehen. Aber ich denke doch sehr stark, dass es in Olis Richtung gehen wird, zumal er nicht so fundamental in eine Richtung argumentiert hat. Alvar war doch ein bisschen sehr darauf fixiert, SL schlecht zu machen.
Eine lustige Anekdote möchte ich hier noch zum Besten geben. Alvars Avatar in Second Life hält in jeder Hand einen Joint (und sieht übrigens auch sonst sehr wild aus). Als er dann etwas später erwähnte, dass man in SL fliegen kann, rief jemand in den Saal, dass mit zwei Joints ja jeder meint, fliegen zu können. Das war wohl der größte Lacher des Abends – aber nur einer von vielen.
Von Webmontag zu Webmontag werden es übrigens mehr Leute mit denen ich mich unterhalten will und irgendwie kommt man dann halt doch viel zu wenig dazu. Vielleicht brauchen wir den Webmontag einfach öfter.
Mich würde nun doch mal sehr interessieren, wie es den Webmontags-Neulingen gefallen hat. Da waren ja doch einige dabei – und in manchen Fällen irgendwie auch recht früh wieder weg. Mund auf, Feedback raus! 🙂