Stuttgart 21 – Debatte, Flyer und warum dagegen

Einige haben es vielleicht schon bemerkt: Stuttgart 21 ist gerade ein ganz heißes Thema. In den Medien wird drüber berichtet, hier im Blog heiß diskutiert und ich hab bis vor ein paar Stunden Flyer wegen einer großen Aktion der Stuttgarter Grünen gegen Stuttgart 21 verteilt. Die Grünen sind in Stuttgart nämlich die einzige Partei, die gegen Stuttgart 21 ist und da verteilen wir gerade in ganz Stuttgart 200.000 Flyer an die Haushalte.

Warum sind wir gegen Stuttgart 21? Das bringt doch eine große Zeitersparnis (ca. 30 min) auf der Fahrt nach Ulm!? Hier muss man schon aufpassen, denn diese Zeitersparnis besteht zu 26 min aus den Vorteilen der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm auf der bisher nur recht langsam gefahren werden darf. Das Vergraben des Bahnhofs bringt nur zusätzliche vier Minuten, kostet aber 2,8 Mrd. EUR.

Wir sind auch der Meinung, dass am Stuttgarter Bahnhof einiges getan werden muss. Aber das geht auch deutlich billiger (1,3 Mrd. EUR). Und dass auch wir in Baden-Württemberg das Geld nicht übrig haben, zeigen unter anderem die jüngsten Zugstreichungen.

Interessant ist übrigens, dass in der Debatte hier im Blog jetzt ganz plötzlich gehäuft Kommentare von Befürwortern von Stuttgart 21 auftauchen. Noch interessanter ist, dass drei von den vier neuen Pro-Stuttgart-21-Kommentatoren sehr ähnliche IP-Adressen haben, sowie den gleichen Provider und sich zwei der Kommentatoren sogar zwischendurch mal eine IP-Adresse teilen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Blamieren für Anfänger. 😉

Mehr zum Thema bei Wikipedia, bei Boris Palmer, bei der Deutschen Bahn, beim Verkehrsclub Deutschland (VCD) oder bei Pro Bahn e.V. Oder auch in dem Flyer, den ich und viele andere Grüne derzeit in Stuttgart verteilen.

Dieser Beitrag hat 20 Kommentare

  1. Sebastian

    Wir sind das Millardengrab Frankfurt 21 losgeworden, das schafft ihr auch 🙂 Toi toi toi.

  2. Simon

    Und hier möchten sie gerne einen Transrapid zum Flughafen bauen, wo die Einzelfahrt dann 14-17 EUR kosten soll.

    Anstatt dass mal Stuttgart – München endlich vernünftig ausgebaut wird und die ICs nicht immer weiter ausgedünnt werden. Jede Landesregierung möchte halt gerne ihr Prestigeobjekt :/

  3. Nessy

    Sag mir doch bitte in einem Satz, was Stuttgart 21 ist, bevor ich mir die ganzen verlinken Artikl durchlesen muss. Das würde mir bei der Meinungsbildung sehr helfen.

  4. Jokerine

    Es gibt zwei Sachen die ich ganz besonders schlimm finde: Dass an meiner Wohnung dann rund um die Uhr alle zwei Minuten ein schuttbeladener Laster vorbei fahren soll und dass der Schlosspark verwüstet würde. Der ist schön und wichtig und ich find die alten Bäume so toll. Wenn die weg kämmen wäre es sehr schade und traurig und überhaupt.

  5. Robin

    Ich bin ja ein Roter, aber ich teile die Argumente der Grünen in diesem Punkt. Zu teuer, nur ein schlecht ausgedachtes Prestigeprojekt. Das geht besser.

    Wobei ich ja dachte, dass zumindest Teile der Stuttgarter SPD gegen das Projekt sind… aber egal. Der Flyer war heute sogar bei mir im Briefkasten. Sonst verirrt sich in diese Gegend nur die NPD alle halbe Jahre und muss dann äh rennen ^^

  6. David

    Zeitersparnis…tja also wenn die Bahn auch nur einen klitzekleinen Bruchteil ihrer permanenten Verspätungen in den Griff kriegt, wäre das um einiges mehr als Stuttgart 21 je bringen wird…

  7. Nessy

    @Jenny: Ich will mir doch gerade nicht seitenlange Artikel durchlesen, sondern nur in einem Satz wissen, worum es eigentlich geht. Klar kann ich googeln, aber im Grunde möchte ich nur kurz von demjenigen ins Bild gesetzt werden, der über das Thema diskutieren möchte. Aber das ist vielleicht nur mein persönliches Empfinden und eine unnötige Anspruchshaltung.

    Ich habs jetzt gelesen.

  8. Henning

    @Nessy
    Sorry, ich hatte wenig Zeit und dachte dann mit Jennys Hinweis wäre das erledigt, weil dort ja sicher im ersten Satz das alles ganz kurz und knapp steht. Ist ja aber so kurz nun auch wieder nicht, aber wenn man alles in einem Satz zusammenfasst, fehlt natürlich auch viel. Dieser Satz könnte ansonsten so aussehen: Stuttgart 21 ist ein schon lange geplantes und immer wieder verschobenes Milliardenprojekt in dem der heutige Kopfbahnhof unter die Erde gebracht und in einen Durchgangsbahnhof mit halbierter Gleisanzahl umgewandelt werden soll. Dazu kommt eine neue, schnelle Schienenstrecke nach Ulm, die aber eigentlich niemand in Frage stellt.
    Gezahlt wird von der Bahn, der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg. Gerne hätte man auch noch Geld von der EU und dem Bund.
    Sorry, dass ich das oben im Artikel nicht so richtig erwähnt hatte.

    @Robin
    Ja, Teile der SPD schon, aber die SPD als Partei ist dafür. Ob von den Gemeinderäten Einzelne ausscheren würden, weiß ich nicht. Dafür steck ich in der Kommunalpolitik zu wenig drin.

    @Simon
    Auch durch Stuttgart 21 werden die Fahrpreise wohl steigen. Wenn die Bahn Milliarden raushaut, muss sie das ja irgendwo auch wieder reinholen.

    @Jokerine
    Acht Jahre Bauzeit sind geplant. Und „geplant“ ist bei sowas ja oft die Untergrenze. Genau wie beim Geld.

  9. Andy

    ich wollte eins nur sagen… wenn BW auf seine Finanzen aufpassen muss also… weil wir sparen sollen… dann kann ich doch zum Schluss kommen das , dann im Rest von Deutschland 0€ investiert werden dürfen oder? BW als Konjunkturlokomoitive muss auch mal an sich denken… und da sind NEUE MESSE und STUTTGART 21 genau richtig…. wir sind dann keine Provinz mehr und haben spitzen Zukufts Perspektiven… die alternative ist das wir trotzdem mehr fürs Bahn fahren zahlen wenn wo anders teure BHFs gebaut werden egal ob OST oder West. BW wird ausgenommen wie eine Weihnachtsgans wenn wir uns nicht auch mal was gönnen… das sieht man doch auch an unseren Autobahnen… oder ist das gewollt… Und was anderes mit der Sanierung des bisherigen Bhfs es wäre zwar ein wenig günstiger aber man muss echt mal überlegen wieviele sinnlose Gleise da rumliegen und nix bringen… Stuttgart 21 wäre gut investiertes Geld das würde wieder 100 Jahre halten… wir haben hohe Einkommen hier und bei uns wird das Geld für ganz Deutschland erwirtschaftet, deshalb spricht nichts dagegen. Wir sollten echt mal mit dem Gedanken spielen diese Frage würde sich in Berlin stellen… ( eine sehr desolate Finanzsituation) und wie dort ran gegangen würde… obwohl in Berlin kein einziger € so ausgegeben werden sollte… / oder die Alternative wäre wir sparen hier in BW uns alles ein… bis wir im Länderfinanzausgleich dann von Ost Geld bekommen… und leisten uns dann erst den BHf?! wäre unwahrscheinlich weil dann vorher alles zusammen brechen würde… oder?

  10. Roland

    Stuttgart21 ist ja schon lange in aller Munde und leider haben alle beteiligten Akteure nicht recht. Zum einen die Befürworter und zum anderen die Dagegenseiner. Seit vielen Jahren beobachte ich die Diskussion um Stuttgart 21, die dazu gemachten Vorschläge; und keiner der beiden Seiten hat einen innovativen, gehaltvollen Kompromiss-vorschlag eingebracht. Nur verharrende Positionen. Auf jedenfall bin ich der Meinung, dass Fortschritt -in welche Richtung er auch immer läuft- nicht aufhaltbar ist (sonst würden wir vielleicht heute immer noch mit Pfeil und Bogen unser Essen jagen….und man könne hier gar nichts schreiben……..der Mensch entwickelt sich eben immer weiter…..es entwickelt sich Stuttgart……Stuttgart21 kommt…..und so schlecht finde ich es auch nicht.

  11. Roland

    hab noch das Häckchen gemacht….und Henning denk über die Energie bitte noch nach…..

  12. jemandanderes

    der henning hat doch ebusiness gehört und weiß, was nat und so ist. die gleiche ip muss nicht der gleiche computer sein.

  13. Henning

    @jemandanderes
    Danke für die Belehrung, das wusste ich auch vor der E-Business-Vorlesung. Cookies werden aber noch nicht computer-übergreifend gespeichert, oder?
    Und selbst ohne Cookies wäre es definitiv erwähnenswert, dass da offensichtlich jemand eine kleine Kampagne fährt bzw. gefahren hat und dass nicht verschiedene auf unterschiedlichen Wegen hierhergekommene Besucher eine Pro-Stuttgart-21-Meinung vertreten haben.

  14. Rüdiger

    Stuttgart 21 ist meiner Meinung nach eine Frechheit gegenüber der Bevölkerung in Stuttgart, da der jetzt schon zähfließende Str.-Verkehr durch die Abrissarbeiten u. den Tunnelbau ab 2008 dann einige Jahre lang stark beeinträchtigt werden wird.
    Doch die Bevölkerung wird mal wieder nicht gefragt – Hauptsache die Herrn Öttinger und Schuster gehen in die Geschichte ein und ziehen ihre Vorhaben durch und wir bezahlen alles mit erhöhten Abgaben, Streichungen im Nahverkehr (die wurden schon angekündigt) usw.
    Die Anwohner bzw. die nahe Umgebung (z.B. der Schlossgarten) werden jahrelang an einer rießigen, lärmumfluteten Baustelle liegen – kann man das alles gut finden?

    Sonst wird überall gespart, somit ist das ganze überhaupt
    nicht zeitgemäß.
    Ich hoffe sehr, dass die Grünen dieses Unheil noch zum stoppen bringen!

  15. Felix

    Es ist doch jedesmal der gleiche Schei**. Es geht los wie bei der Messe wo diese ganzen Bauern mit Ihrem „Propellorgeld“ sich aufgeregt haben das die Neue Messe nicht gebaut werden darf. Und jetzt wo alles fertig ist waren Sie alle dafür 🙂
    Ich stimme euch ja zu das die Kosten von insg. 4Mrd € sehr hoch sind. Aber man muss auch mal was riskieren wenn man was erreichen will. In Stuttgart oder ganz BW steckt soviel Potenzial was noch nicht ausgeschöpft ist. Dazu braucht man halt auch Investitionen in die Zukunft.
    Wenn wir jetzt anfangen am Hauptbahnhof für 1 Mrd € anfangen Umzubauen dann sind wir in 10 Jahren vor der gleichen diskussion.
    Ausserdem warum macht Ihr euch sorgen um den Schlossark? Die neue Parkfläche soll doch viel größer werden

  16. roh

    Stuttgart 21 ist die Zukunft. Investiton = Fortschritt.
    Kopfbahnhöfe sind die Vergangenheit, früher oder später wird Stuttgart einen neuen Bahnhof brauchen, warum nicht jetzt? Warum immer erst später als alle anderen? Ach ich vergaß, wir sind ja schwaben, da ist das Gleichgewicht oftmals von Beginn an auf der Geldseite.

  17. Herb

    Die einfache Gleichung: „Investition=Fortschritt“ hält so nicht der geringsten gedanklichen Überprüfung stand. Entscheidend ist immer, was die jeweiligen Befürworter unter „Fortschritt“ verstehen, in den investiert werden soll. in diesem Fall: Ein 15 Jahre altes Projekt, das den einzigen Zweck verfolgte, das Bahngelände zur Bebauung zu räumen. Alle verkehrstechnischen Gründe waren zur Rechtfertigung nachgeschoben. Die naheliegende Möglichkeit, den Kopfbahnhof mit weit geringeren Mitteln zu modernisieren (wie z.B. in Frankfurt nach Ablehnung von „Frankfurt 21“ geschehen), wurde, da nicht erwünscht, nicht diskutiert. Nun ist der Immobilienrausch vorbei, der städtische Handel lehnt große Shopping-Flächen auf dem Gelände ab, die LB hat alles andere zu bewältigen als neue Bankentempel zu bauen, die Stuttgarter Bevölkerungsentwicklung bedarf auch keiner teuersten Wohnungen für 10000 Bürger an dieser Stelle. Vor allem nicht zu diesem gigantischen Preis. Fortschritt wäre, Geld in 20 dringende Schienenprojekte im Land zu investieren (siehe http://www.kopfbahnhof-21.de), statt ca 600 Mill € Regionalmittel für „Stuttgart 21“ zuzusagen, was genaugenommen ein krimineller Missbrauch dieser Mittel ist. – Ein ganz anderer, viel zu wenig diskutierter Aspekt dieses Projekts ist meiner Meinung nach die Barbarei, Reisende zu Gunsten fragwürdiger Zeitgewinne großteils unter der Erde zu befördern.

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