Seit gut drei Stunden bin ich nun aus Köln zurück und so langsam fühle ich mich in der Lage, wenigstens mal ein bisschen was zu berichten. Bin dank weniger als sechs Stunden Schlaf am ganzen Wochenende doch ein wenig... ähm, unfit. Immerhin hab ich im Zug noch etwas geschlafen. Nun also hier Infos zu ein paar Stichworten der grünen BDK (Bundesdelegiertenkonferenz, Parteitag) in Köln. Zum Logo und zur Wahl des Bundesvorstands hatte ich ja schon live vom Parteitag aus geschrieben. Nach dem sechsköpfigen Bundesvorstand waren noch 13 Parteiratsmitglieder zu wählen. Der Parteirat ist sowas wie ein erweiterter Bundesvorstand, der den eigentlichen BuVo berät. Wie schon in den Kommentaren zum BuVo-Antrag erwähnt wurde, gab es dort eine große Überraschung: Julia Seeliger, 27 Jahre alt und ehemalige Grüne-Jugend-Schatzmeisterin, wurde bereits im ersten Wahlgang deutlich in den Parteirat gewählt. Wie das kam, fragen da einige. Nun, sie hat einfach den Nerv vieler Delegierter getroffen. Ihre Rede war sehr authentisch und im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass ohne sie nur (bezahlte) Berufspolitiker im Parteirat wären. Wenigstens eine mit einem (mehr oder weniger ;-)) normalen Leben tut da sicher gut. Auch Winfried Kretschmann, unser Fraktionsvorsitzender im Landtag von Baden-Württemberg, wurde in den Parteirat gewählt. Ich glaube, das werden sehr interessante Diskussionen im Parteirat. Winfried und Julia bringen da Perspektiven rein, die sich von denen der anderen ziemlich deutlich unterscheiden - und voneinander noch viel mehr. Ich habe Julia zwar nicht gewählt (sorry!), aber ich glaube, dass es der Partei gut tun wird, wenn die eine oder andere Kontroverse schon im Parteirat ausgeräumt werden kann. Dadurch wird sicher der eine oder andere Fauxpas verhindert. Es wurde eine sehr lebhafte und leidenschaftliche Debatte um Klimaschutz geführt. Sollen als Übergang zu einer CO2-freien Energiegewinnung zunächst auch noch moderne, deutlich effektivere Kraftwerke mit fossilen Energieträgern eingesetzt werden dürfen oder muss bzw. kann man darauf verzichten? Die Mehrheit entschied sich (mit mir) dafür, dass es so schnell ohne Kohle und Gas wohl nicht geht und aber gerade deshalb die Effizienz dieser Kraftwerke erhöht werden muss. Das war neben der Frage, ob das Null-Emissions-Ziel bis 2050 oder 2100 erreicht werden kann, beim Thema Ökologie die wichtigste Frage. Grund für die intensive Beschäftigung mit dem ohnehin grünen Kernthema Ökologie war, dass das Thema Klimawandel ja inzwischen in der Mitte der Gesellschaft und auch bei den anderen Parteien angekommen ist. Im Zuge dieser immer breiter geführten gesellschaftlichen Debatte ist uns bewusst geworden, dass auch unsere bisherige Umweltpolitik zu wenig gegen den Klimawandel unternimmt. Unter dem Stichwort "Neuer Realismus in der Umweltpolitik" wurde hier nun also eine "Reradikalisierung" vorangetrieben. Realismus heißt entgegen der Gewohnheit hier überwiegend, dass die Ziele hochgeschraubt werden müssen, weil wir sonst kaum etwas erreichen. Ich bin gespannt, ob die anderen Parteien hier nachziehen. Die Stars des Parteitags waren aus meiner Sicht Boris Palmer und Jürgen Trittin. Letzteren wünschen sich viele als nächsten Parteivorsitzenden und rhetorisch ist er sicher einer derjenigen, der am ehesten an Joschka heranragt. Boris wurde dagegen für seinen Wahlerfolg in Tübingen bejubelt und er hatte auch beim…